Toter Winkel: Sehen und gesehen werden

von NEUES LAND

Toter Winkel und Sichteinschränkungen führen zu schweren Unfällen im Straßenverkehr. Besonders Kinder und Jugendliche sind gefährdet.

Bei rund einem Fünftel aller Verkehrsunfälle, bei denen Kinder und Jugendliche betroffen waren, spielt der Faktor „Sehen und gesehen werden“ eine entscheidende Rolle, also der tote Winkel. Das hat das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins Große schützen Kleine anhand der Verkehrsunfallstatistik Österreich der Jahre 2015 bis 2019 analysiert.

Hauptunfallursache

96 Prozent der Unfälle passierten aufgrund des toten Winkels. „Viele denken vermutlich sofort an einen Lkw, einen Bus oder einen Traktor. Der ‚verletzende Unfallgegner‘ war allerdings in 91 Prozent der Fälle ein Pkw“, betont Holger Till, Präsident des Vereins. Jugendliche Verkehrsteilnehmer sind besonders stark gefährdet. „Besonders riskante Situationen sind das knappe Vorbeigehen von Fußgängern vor, hinter oder neben einem Pkw, Lkw und Bus, das Linksabbiegen von Pkw oder Lkw für entgegenkommende Mopedfahrer sowie das Rechtsabbiegen von Lkw für Fußgänger, Radfahrer und Nutzer von Spiel- und Sportgeräten. Hier gibt es auffällig viele schwer bis tödlich verletzte Unfallopfer“, sagt Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle.

Gegenmaßnahmen

Um diesen Unfällen entgegenzuwirken, empfehlen die Experten die Erweiterung von Ausbildungsinhalten in der schulischen Verkehrs- und Mobilitätserziehung, in der Ausbildung zur „Freiwilligen Radfahrprüfung“ sowie in der Führerscheinausbildung. Das Schulprojekt „Augen auf die Straße – Ich seh‘, was du nicht siehst!“ für die 1. bis 6. Schulstufe soll mehr Bewusstsein schaffen.

„Kinder haben in diesem Alter noch Schwierigkeiten, den Blickwinkel eines anderen einzunehmen und die eigene Wahrnehmung als nur eine von mehreren Möglichkeiten zu begreifen. Sie gehen oftmals davon aus, dass Autolenker sie sehen, sobald sie selbst das Auto sehen“, betont Spitzer. Mit neun Jahren ist das Gesichtsfeld gegenüber dem eines Erwachsenen noch um ein Drittel eingeschränkt. Erst mit zehn bis zwölf Jahren ist es gleich. Bei den Jugendlichen spielt auch die Ablenkung durch das Handy eine zunehmende Rolle. Und in Stresssituationen wird das Verkehrsgeschehen rundherum häufig „vergessen“.

Beitragsfoto: Francesco – stock.adobe.com

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