Innovationsbrokerin Johanna Rohrhofer über mögliche Effizienzsteigerungen in der Produktion und neuen Wege in der Schweinehaltung.
NEUES LAND: Sie werden am 6. Februar beim Kompetenztag Schwein im Gemeindesaal Hatzendorf einen Vortrag als Innovationsbrokerin halten. Wie kann man Ihre Tätigkeit verstehen, welche Aufgaben haben Sie dabei?
Johanna Rohrhofer: Die fortschreitende Digitalisierung, der Klimawandel und starke Veränderungen in Gesellschaft und Märkten erfordern eine gesteigerte Innovationskraft, auch in ländlichen Räumen. Die Kraft ist dort auch vorhanden, unsere Landwirte haben unwahrscheinlich viel Wissen. Meine Aufgabe als Innovationsbrokerin ist es Wissen zu bündeln und zu vernetzen. Ich baue sozusagen Brücken zwischen den einzelnen innovativen Akteuren und unterstütze so die gezielte Öffnung des Innovationsprozesses.
NL: Sie beschäftigen sich bei diesem Fachtag mit dem Thema „Innovationspotentiale für mehr Wertschöpfung in der Schweinehaltung“. Wo sehen Sie hier die größten Möglichkeiten?
Rohrhofer: Es gibt zumindest zwei Wege für die Erhöhung der Wertschöpfung in der Landwirtschaft. Die bekannte Strategie, durch eine Betriebsvergrößerung und Prozessoptimierung die Produktionskosten zu senken oder sogar Kostenführerschaft anzustreben, eröffnet neue Möglichkeiten für viele landwirtschaftliche Betriebe. Dieser Weg stößt jedoch auch an Grenzen, etwa in Fragen der Lebensqualität und Gesundheit von bäuerlichen Familien, der Nachhaltigkeit, des Tierwohls oder der gesellschaftlichen Akzeptanz, um nur einige Beispiele zu nennen. Deshalb rückt der zweite Zugang, Wertschöpfung durch Innovation zu schaffen, immer stärker in den Mittelpunkt. Das ist dann auch genau mein Steckenpferd. Landwirtschaftliche Betriebe suchen vermehrt nach neuartigen, innovativen Möglichkeiten, auch mit begrenzten Ressourcen wie etwa Grund und Boden, ihre Höfe nicht nur überlebensfähig zu halten, sondern auch weiterzuentwickeln.
NL: Nicht nur die Wertschöpfung, auch das Image der heimischen Schweinebauern wird wesentlich über ihre Zukunft entscheiden? Welchen Weg sollten die betroffenen Bauern einschlagen?
Rohrhofer: Studien zeigen, dass Konsumenten gerne die Landwirtschaft anders wahrnehmen würden. Das Wunschbild ist naturgemäß von Emotionen geprägt. Aber die Frage bleibt, was kann die Landwirtschaft tun, um Wunschbild und Realität näher aneinander zu bringen. Aus meiner Sicht gibt es mehrere Ansätze. Bildung der Konsumenten und Einbindung der Kunden in die Landwirtschaft sind dabei besonders wichtig. Das alles steht unter guten Vorzeichen, denn der Stellenwert des Essens und der Ernährung in der Gesellschaft ist aktuell so hoch wie nie zu vor. Das bestätigen auch Erhebungen der Statistik Austria.
NL: Als Innovationsbrokerin setzen Sie auf Netzwerke. Wo könnten solche Zukunftsprojekte in der steirischen Landwirtschaft liegen?
Rohrhofer: Meiner Meinung nach liegen überall dort Zukunftsprojekte, wo neugierige, fortschrittliche und vor allem offene Personen zusammenkommen. Landwirte sind so gut ausgebildet wie nie zu vor. Sie bilden sich über digitale Medien weiter und können sich national und international vernetzen. Diese Fähigkeit birgt ein unheimliches Innovationspotential. Was sicher teilweise fehlt, ist der Mut, etwas Neues anzugehen, da muss künftig mehr Sicherheit gegeben werden, dass Innovation auch scheitern darf. In Österreich haben wir nämlich keine sehr ausgeprägte Fehlerkultur.
Beitragsfoto: Christian Lendl
Kompetenztag Schwein
- Mittwoch, 6. Februar von 9 bis 16 Uhr
- Gemeindesaal Hatzendorf
- Themen: Zuchtstrategien in der Schweineproduktion, Steigerung der Tiergesundheit, Tierwohl, mehr Wertschöpfung in der Schweinehaltung, Kommunikation und Fleischverarbeitung
- Infos: schweinefachtag.com