Der Vulkanlandweizen ist binnen weniger Jahre zu einer Marke geworden. Im Jahr 2013 begannen drei Dutzend Bauern erstmals mit dem Anbau von Qualitätsweizen.
Landtagsabgeordneter Franz Fartek steht vor seinem 3,6 Hektar großen Acker am Ortsrand von Brunn, Stadtgemeinde Fehring. Die eine Hand zeigt auf eine Tafel mit der Aufschrift „Hier wächst Vulkanlandweizen“. In der anderen Hand hält er eine Packung Weizenmehl. Zuerst überrascht er, als er davon zu sprechen beginnt, dass auf diesem Feld das Osterbrot für das Jahr 2022 heranwächst. Deshalb erklärt er den Kreislauf des Mehles vom Acker auf den Tisch. Dann beginnt er auch noch zu rechnen: Bei einem Durchschnittsertrag von 7000 Kilo pro Hektar und einer Ausbeute von 85 Prozent kommt er auf knapp 6000 Kilo Mehl. Multipliziert mit dem für das Brotbacken erforderlichen Schlüssel von 1,5 kommt er auf dieser Gesamtackerfläche auf rund 32.000 Kilo Brot. Da der Bezirk Südoststeiermark etwas mehr als 33.000 Haushalte zählt, könnte von diesem Acker somit fast jede Familie einen ein Kilo schweren Brotlaib bekommen.
Auf Herkunft achten
Sein Aufruf an die Konsumenten: „Wenn wir in den kommenden Wochen für unser Osterbrot regionale Zutaten auswählen, wird damit auch der Produktionsauftrag für regionales Mehl erhöht.“ Es ist aber noch gar nicht so lange her, dass südoststeirische Bauern wieder mit dem Anbau von Qualitätsweizen begonnen haben. Erst im Jahr 2013 starteten 37 Bauern damit. Die treibenden Kräfte dahinter waren die beiden Landwirte Franz Fartek und Engelbert Uller aus St. Stefan im Rosental sowie Bernhard Gitl von der Farina Mühle. „Wir hatten damals fast nur mehr Futterweizen in der Region“, erinnert sich Fartek, „und wollten die Landwirtschaft wieder bunter machen.“ Dazu kamen auch andere Beweggründe wie Bodenaufbau, Erosionsschutz und Biodiversität. Die erste Ernte betrug 700 Tonnen. Zwischendurch stieg diese Menge auf 3000 Tonnen an und pendelte sich jetzt bei 1500 bis 2000 Tonnen ein.
Gleichzeitig mit dem Anbau starteten die Vulkanlandweizenbauern – aktuell sind es 40 bis 45 – mit der Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung auf das regionale Mehl aufmerksam zu machen. Dabei kam ihnen sicher auch zugute, dass dieses Projekt von LEADER gefördert wurde. Auch fünf Bäcker machten mit und erklärten sich dazu bereit, Vulkanlandmehl für ihre Produkte zu verwenden.
Im vorigen Jahr hatte man mit dem trockenen Frühjahr und dem regenreichen Sommer zu kämpfen. Gleichzeitig zeigte es sich aber, dass heimische Qualitätsware infolge der Corona-Pandemie an Wertschätzung gewann. Trotzdem muss man, so Fartek, den Handel oft noch überzeugen, dass er das Mehl an der richtigen Stelle platziert – und nicht just neben einem Billigstprodukt aus dem Ausland.
Weizensortenversuche
Heuer führen die Weizenbauern in Zusammenarbeit mit dem Versuchsreferat Steiermark und der Fachschule Hatzendorf auch verschiedene Sortenversuche durch. Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung einmal mehr auszubauen und Kulturlandschaften sinnvoll zu erhalten. „Und dass wir alle wieder in eine Semmel beißen können, die wie eine Semmel von früher schmeckt, ganz ohne Backhilfen“, schwärmt Fartek.
Foto: Brodschneider