Titschenbacher ist vorsichtig optimistisch, dass heimische Milchbauern ihre Chancen am wachsenden Milchmarkt nutzen werden. Er verlangt eine Export- und Marketingoffensive, um
mit gentechnikfrei hergestellten Milchprodukten auf den internationalen Märkten noch besser zu punkten.
Vorsichtig optimistisch. Für die Milchbauern beginnt eine neue Ära. Nach 37 Jahren läuft das EU-weite Milchquotensystem aus – der Markt wird liberalisiert. „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass die heimischen Milchbauern und Molkereien diese große Herausforderung bewältigen und ihre Chancen am jährlich um zwei Prozent wachsenden globalen Milchmarkt nützen werden. Das Quotenende bedeutet kein Schreckensszenario, erfordert aber Fairness am Markt für die Milchbauern durch den Lebensmittelhandel sowie ein offensives Agieren auf den internationalen Märkten“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher.
Bauerngelder für Export- und Marketingoffensive verwenden. Konkret verlangt Titschenbacher den raschen Start einer Export- und Marketingoffensive, um die mittelfristig zu erwartende Mehrproduktion von bis zu 20 Prozent auf den internationalen Märkten erfolgreich vermarkten zu können. Zur Finanzierung macht Titschenbacher einen klaren Vorstoß: „Die von den Milchbauern an die EU zu zahlende Zusatzabgabe soll zweckgebunden für diese Export- und Marketingoffensive verwendet werden. Es kann nicht sein, dass diese Bauerngelder im allgemeinen EU-Budgettopf verschwinden.“ Trotz Auslaufen des Milchquotensystems werden die Milchbauern heuer noch einmal
kräftig zur Kassa gebeten und müssen voraussichtlich 44,5 Millionen Euro für die Überlieferung der Milchquote an Brüssel abliefern.
Sicherheitsnetz verbessern. Titschenbacher fordert auch eine Anpassung des EU-Sicherheitsnetzes bei Milch auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten: „Der EU-Interventionspreis für Milch liegt seit vielen Jahren bei 22 Cent und ist aufgrund der kräftig gestiegenen Produktionskosten auf 30 Cent anzuheben, damit er wirklich als Fangnetz im Falle von Preisabstürzen wirken kann.“
Bündnis mit den Konsumenten, Erzeugermilchpreise haben deutlich nachgegeben. Seit Sommer vergangenen Jahres sind die Erzeugermilchpreise deutlich zurückgegangen. Titschenbacher wünscht sich ein Bündnis mit den Konsumenten für mehr Wertschätzung der aufwändig hergestellten Milch und Milchprodukte: „Würde der Handel für Milch, Butter und Käse nur um zehn Cent mehr verlangen, würde sich das pro Jahr und Person um nur 30 Euro oder 2,50 Euro pro Monat niederschlagen“.
Milchbauern und Molkereien haben sich gut vorbereitet. „Unsere Bauern und Molkereigenossenschaften haben sich in den vergangenen Jahren gut auf das Quotenende vorbereitet und kräftig investiert“, unterstreicht Titschenbacher. Allein in der Steiermark haben die Rinderbauern in den vergangenen Jahren 190 Millionen Euro in tierfreundliche Ställe investiert (Österreich: 1,1 Milliarden Euro). Auch Molkereien, Käsereien und andere Verarbeitungsbetriebe haben sich offensiv auf das Quotenende vorbereitet. Im Jahr 2013 haben sie 87 Millionen Euro in neue und moderne Produktionskapazitäten investiert.
Chancen: Gentechnikfreie Produktion, Bio- und Heumilch. 2014 wurde fast die Hälfte (48,7 Prozent) der heimischen Milch und Milchprodukte exportiert. Österreich punktet im In- und Ausland mit Spezialitäten und Qualitätsprodukten. „Hier haben wir ein Wachstumspotenzial auf 60 Prozent Exportquote. Die heimischen Milchbauern und Molkereien haben mit ihren Spezialitäten eine wirkliche Chance, um auf den internationalen Exportmärkten zu reüssieren“, betont Titschenbacher. Die Biomilchproduktion haben die Bauern in den vergangenen zehn Jahren auf 443.000 Tonnen verdoppelt und somit einen Anteil von 15 Prozent erreicht. Und bei der gentechnikfreien Milchproduktion und mit der Heumilch (Anteil 15 Prozent) haben Österreich und die Steiermark
ohnehin eine weltweite Alleinstellung.
Kleine Betriebe im Berggebiet werden besonders unterstützt, um die Höfe zu erhalten. Mit einem Maßnahmenbündel werden kleinere und mittlere Milchbetriebe im Berggebiet besonders unterstützt, um ihre Produktionsnachteile zum Beispiel aufgrund der Steilheit der Flächen, die viel Handarbeit und teure Spezialmaschinen erfordern, abzufedern. Konkret bekommen Bergbauern bis zehn Hektar eine höhere Unterstützung. Bergbauernhöfe, bei denen wegen der Steilheit die Milch nicht abgeholt wird, bekommen für die Eigenanlieferung zur Milchsammelstelle eine Unterstützung. Auch Junglandwirte bis 40 Hektar bekommen einen Zuschlag.
Foto: lk/Ahamer