Mild, sonnig und wenig Schnee

von NEUES LAND

Der heurige Winter ist von außergewöhnlich milden Temperaturen geprägt. Der Februar soll sogar der wärmste der Messgeschichte werden.

Grüne Wiesen, fehlender Morgenfrost und Tageshöchsttemperaturen von über zehn Grad Celsius beweisen eindrucksvoll: es ist zu mild für diese Jahreszeit. Dies bestätigt auch Christian Pehsl, Meteorologe der Geosphere Austria in Graz: „Im Vergleich zur Klimaperiode 1991 bis 2020 war bereits der Jänner zu mild. Doch der Februar schlägt im Mittel noch wesentlich extremer aus.“ So etwa lag die Abweichung bei plus 6,6 Grad Celsius, das entspricht exakt dem April 2023.

Pehsl weiter: „Die Temperaturprognosen zeigen für den restlichen Februar zwar etwas nach unten, aber es ist kein Kaltlufteinbruch zu erwarten.“ So kann davon ausgegangen werden, dass der Februar 2024 der wärmste der Messgeschichte sein wird. Das veranschaulicht der Meteorologe mit zwei eindrucksvollen Beispielen. In Bad Gleichenberg sollte die Durchschnittstemperatur von 1. bis 19. Februar bei 0,9 Grad Celsius liegen, gemessen wurden aber 6,8 Grad Celsius. Noch extremer war es in Irdning. Hier wurden 6,7 Grad Celsius im Durchschnitt gemessen, der Wert sollte aber bei minus 0,4 Grad Celsius liegen. Auch die Niederschlagsmengen liegen laut Christian Pehsl unter dem Durchschnitt: „Das ist auch der Grund dafür, dass die Vegetation nicht noch weiter fortgeschritten ist.“

Sorgenfalten

Bei den Obstbauern beginnen sich jetzt schon jene Sorgen zu machen, die Steinobst kultivieren. „Wenn es in den nächsten zwei Wochen weiter so warm bleibt wie bisher, wird es für das Steinobst, das früh zu blühen beginnt, kritisch“, lässt Manfred Kohlfürst, Obmann der Erwerbsobstbauern, wissen. „Es wird immer schwieriger, bei Marille, Zwetschke oder Kirsche eine gute Ernte zu schaffen.“

Mit 5000 Hektar ist der Apfel nach wie vor die Hauptkultur in der Steiermark. „Da haben wir in den letzten Jahren alles erlebt, was möglich ist“, sagt Kohlfürst und meint Spätfröste, Hagel, Trockenheit oder ein zu kaltes, nasses Frühjahr. „Aber noch ist es zu früh, um Prognosen abzugeben, aber es sind in den nächsten Wochen alle Obstbauern sehr angespannt.“ Doch nicht nur die spürbarer werdenden Auswirkungen des Klimawandels bringen die Obstbauern in Bedrängnis, sondern auch die schwierige Preissituation, die drastisch gestiegenen Produktionskosten und der unfaire Wettbewerb in der EU bei den Arbeitskräften.

Der Stellvertreter von Kammerobmann Kohlfürst in der Bezirksbauernkammer Graz-Umgebung ist Johannes Wieser aus Frohnleiten. Er ist Vollerwerbsimker und berichtet, dass die Bienen jetzt schon fleißig fliegen. Die Hasel und Weide haben bereits zu blühen begonnen. „Im Februar gab es immer schon einige warme Tage, aber dass es so lange so warm bleibt, ist außergewöhnlich. Spätfröste werden dann wieder ein riesengroßes Problem, weil dann die Trachtpflanzen fehlen würden“, meint Wieser. Seine leidvolle Erfahrung: Spätfröste und – so wie im Jahr 2023 – ein nasser, kalter Frühling minimieren den Blütenhonig.

Wintergetreide

Weniger Probleme bereiten die milden Temperaturen den Acker- und Grünlandbauern. „Es gibt vereinzelt Getreidebestände, die aufgrund der Vegetationslage gelitten haben. Der Boden war noch gefroren, aber die hohen Temperaturen haben das Wachstum angeregt. Diese Bestände haben sich leider gelb verfärbt“, weiß Arno Mayer, Leiter der Pflanzenbauabteilung in der Landwirtschaftskammer, zu berichten. Auch bei der Frühjahrsdüngung von Getreide herrscht derzeit noch keine Eile. Hier sollte man laut Mayer auf trockene Bedingungen warten, um unnötige Fahrspuren und Bodenverdichtungen zu vermeiden.

Für Betriebe mit begrenztem Gülleraum bringt die derzeitige Witterung Vorteile. So kann seit dem 16. Februar Gülle auf Grünland ausgebracht werden, wenn die Böden gut befahrbar und nicht gefroren, wassergesättigt oder schneebedeckt sind.

Der Pflanzenbauexperte abschließend: „Leider hat der schöne Herbst einige Herausforderungen mit sich gebracht. Einerseits konnten sich Blattläuse stärker vermehren, die auch häufiger Virosen übertragen. Andererseits sind Getreidebestände im Herbst noch zu stark angewachsen.“

Forstwirtschaft

Auch auf die steirische Forstwirtschaft haben die milden Temperaturen derzeit noch keine negativen Auswirkungen. Landesforstdirektor Michael Luidold erklärt: „In Bezug auf die Borkenkäferproblematik spielt die momentane Witterung noch keine Rolle. Denn um in die Vermehrung zu gehen, benötigt der Käfer nicht nur höhere Temperaturen, sondern auch eine entsprechende Tageslichtlänge.“ Trotzdem müssen in den nächsten Wochen befallene Bäume aus den Beständen entfernt werden, um eine Massenvermehrung zu verhindern.

Luidold sieht im fehlenden Niederschlag die größere Gefahr: „Fehlt zum Wachstumsbeginn der Regen, sind die Bäume geschwächt und somit anfälliger für den Borkenkäferbefall. Somit warten wir gespannt auf die Wetterentwicklung im heurigen Frühjahr.“ Insgesamt sind die Rahmenbedingungen für die Käferentwicklung leider positiver geworden. Dies bestätigen auch die Schadholzzahlen des vergangen Jahres. Mit fast einer Million Festmeter Käferholz lag diese nur unwesentlich unter den Mengen nach den Sturmereignissen Paula und Emma.

Beitragsfoto: agrarfoto.com

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