Ein BOKU-Forschungsprojekt zeigte, dass in der Südoststeiermark viele Bauern voll Entschlossenheit auf den Klimawandel reagieren.
Im Rahmen einer Masterarbeit wurden von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien Wahrnehmungen, Meinungen, aber auch bereits gesetzte und geplante Maßnahmen von Bäuerinnen und Bauern in Sachen Klimawandel erforscht. Die wissenschaftliche Arbeit konzentrierte sich auf zwei Regionen – die südöstliche Steiermark und das Mostviertel.
Die junge Forscherin konnte feststellen, dass einerseits zwar „unterschiedliche Ansichten dazu existieren, ob es den Klimawandel tatsächlich gibt“ aber andererseits auch zahlreiche klimatische Veränderungen in beiden Untersuchungsregionen übereinstimmend wahrgenommen worden sind:
• Anstieg der Temperatur
• Zunahme von Extremwetterereignissen (wie etwa Hagel, Starkniederschläge, Hitzewellen) während der Frühlings- und Sommerzeit
• Zunahme von Regen- und auch Trockenperioden
• Abrupte Wechsel von warmen und kalten Phasen
• Das Verschwinden der Übergangsjahreszeiten (und damit verbunden eine Verlängerung von Sommer und Winter)
• Zunehmende Unterschiede zwischen den Jahren
Speziell in der südöstlichen Steiermark wurden besonders frühe Hagelereignisse und auch späte Schneefälle im Frühling registriert.
Veränderungen
In beiden Regionen stellte man auch auffallende Veränderungen in der regionalen Tierwelt fest, bei denen man Zusammenhänge mit dem Klimawandel vermutet. So unter anderem das Auftreten von neuen Vogelarten oder ein „verstört wirkendes Verhalten von Bienen“.
Negativ
Die befragten Landwirte konnten sowohl in der südöstlichen Steiermark als auch im Mostviertel eine ganze Reihe von negativen Auswirkungen des Klimawandels nennen. Hier einige davon:
• Hagel-, Hochwasser- und Überschwemmungsschäden
• Einnahmensverluste
• Höhere Kosten durch Schäden, zusätzlich oder benötigte Betriebsgüter
• Bodenprobleme – vorwiegend Erosion, Humus- und Oberbodenverlust, Austrocknung
• Grundwasserrückgang
• Ernteverluste und Beschädigungen bei Pflanzen
• Borkenkäferbefall im Wald (siehe Seiten 6–7)
• Mehr Schädlinge, Krankheiten und Unkraut
• Stress bei Tieren durch Temperaturschwankungen und Hitze, Gefährdung der Gesundheit durch verpilztes Tierfutter
Speziell in der südöstlichen Steiermark machen der Bauernschaft, wie sich in der Befragung zeigte, die Niederschlagsrückgänge und das Borkenkäferproblem besonders zu schaffen.
Chancen
In beiden Regionen sah man auch ganz konkrete Chancen durch den Klimawandel. Genannt wurden unter anderem mögliche Ertragszunahmen bei Pflanzen, schnelleres Baumwachstum oder Erleichterungen bei der Arbeitsorganisation, etwa durch frühere Erntetermine und längere Weidezeiten für Tiere. In der südöstlichen Steiermark betrachtet man die steigenden Temperaturen als positiv für den Weinbau. Sie könnten, meint man, zur Steigerung der Qualität beitragen und auch die Produktion von Rotwein in der Region ermöglichen. Zusätzlich sah man hier Chancen, die sich durch den Anbau neuer, südlicherer Sorten und Kulturen ergeben.
Umgesetzt
Interessant ist auch die Tatsache, dass – wie sich in der Untersuchung zeigte – auch zahlreiche Anpassungsmaßnahmen bereits umgesetzt worden sind. So etwa Bewässerungsprojekte, Hagelnetze, die Schaffung weiterer wirtschaftlicher Standbeine, Änderungen in der Fruchtfolge und der Bodenbearbeitung und nicht zuletzt der Abschluss von Versicherungen. In der südöstlichen Steiermark investiert man besonders gegen Wasserknappheit und Trockenheit, errichtet Bewässerungsanlagen, Regenwasserrückhaltebecken und Teiche. Zusätzlich bemüht man sich verstärkt um Kulturen, die den neuen klimatischen Situationen besser angepasst sind und bemüht sich aufgrund des Borkenkäferbefalls um Strukturveränderungen im Wald.
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