Landesbäuerin Auguste Maier über das sprechende Schweinderl, Lebensqualität und Bildung als Eintrittskarte in die Zukunft.
NEUES LAND: Das Motto beim Landesbäuerinnentag in der Naturparkarena Pöllauberg lautete „Echt. Verbindend. Beweglich.“ Was war damit gemeint?
Landesbäuerin Auguste Maier: Es geht um die so wichtige Rolle der Bäuerinnen in der Landwirtschaft, ihre so breit gewordene Verantwortung und der Zukunft, der wir uns stellen müssen.
NL: Was ist dabei die größte Herausforderung?
Maier: Viele Bäuerinnen sind mittlerweile als Betriebsführerinnen tätig und meistern das hervorragend. Sie produzieren hochwertige Lebensmittel, begeistern auch die Kundinnen und Kunden dafür und sind darüber hinaus exzellente Botschafterinnen für die Anliegen der Landwirtschaft. Wir sind jedoch gefordert, vor allem im Verkauf noch besser zu werden – damit müssen wir unser Einkommen erwirtschaften! Und es gilt innovativ zu sein, Nischen zu finden und kluge Erwerbskombinationen einzugehen.“
NL: Die Rolle der Botschafterinnen ist nicht so einfach, die Werbung arbeitet immer mehr mit Bildern, die nicht der bäuerlichen Wirklichkeit entsprechen. Wie kann man dem begegnen?
Maier: Ich bin überzeugt davon, dass man es der Gesellschaft zumuten kann, von einer realistischen Landwirtschaft zu sprechen. Das sprechende Schweinderl, Heidi und Co. behagen mir einfach nicht. Ich denke, die Bäuerinnen sollten die Menschen deutlich spüren lassen, dass sie stolz sind auf das, was sie tun. Und sie sollten den Menschen vermitteln, dass sie auch maßgeblichen Anteil daran haben, dass unser Land so einzigartig schön ist.
NL: Die Bäuerinnen haben aber auch maßgeblichen Anteil an der Buntheit des gesellschaftlichen Lebens und dem sozialen Engagement im ländlichen Raum…
Maier: Zwei Drittel engagieren sich ehrenamtlich. Ohne sie würde in der Gesellschaft nicht mehr viel funktionieren. Sie prägen das Vereins- und Kulturleben, die Nachbarschaftshilfe und vieles mehr. Das hängt wohl damit zusammen, dass Frauen halt ein besonderes G’spür haben.
NL: Bei all dem sind die Bäuerinnen aber auch gefordert, richtig mit ihrer enormen Arbeitsbelastung umzugehen. Tun sie das?
Maier: Erfreulicher Weise wird immer mehr über Lebensqualität – ein Thema, das es früher ganz und gar nicht gab – nachgedacht. Die Bäuerinnen erkennen zunehmend, wie wichtig es ist, Entlastungshilfen in Anspruch zu nehmen und einen Ausgleich zur Arbeit in Form von Freizeit und Urlaub zu suchen. Ich betrachte das als einen besonders wertvollen Trend!
NL: Eine wesentliche Veränderung im Bild der Bäuerinnen von heute bringt der zuletzt in diversen Studien immer wieder dokumentierte Zuwachs an Qualifikationen. Rund ein Drittel von ihnen hat die Matura oder ein Studium absolviert. Wie wirkt sich das aus?
Maier: In Form eines stärkeren Selbstbewusstseins und ganz neuer Zugänge zu betriebswirtschaftlichen Aufgabenstellungen. Ich betrachte Bildung generell als Eintrittskarte für eine gute Zukunft. Und dem müssen wir uns auch stellen.
NL: Hat das ganz konkrete Auswirkungen?
Maier: Zum Beispiel die, dass immer öfter die Frauen am Bauernhof einem Beruf im außerlandwirtschaftlichen Bereich nachgehen und damit einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten. Nebenerwerb bekommt neue Perspektiven, die durchaus Sinn machen. Veränderung darf auch da Platz haben!
Zur Person:
- Auguste Maier ist verheiratet, Mutter einer Tochter und eines Sohnes, zweifache Großmutter und hat den Bauernhof in Hart bei Graz bereits übergeben.
- Die ausgebildete Landwirtschaftsmeisterin ist seit sieben Jahren Landesbäuerin und schon seit dem Jahr 1981 in der Bäuerinnenorganisation tätig.
- Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter engagiert sie sich auch in der Direktvermarktung.
Foto: Arthur