Der Gasener Bürgermeister Erwin Gruber über das endlich gestartete Hochwasserschutzprojekt und neue Ziele in der Gemeinde-Arbeit.
NL: So oft wie Gasen ist keine andere steirische Gemeinde in den letzten Jahren von schweren Hochwasser- und Sturmereignissen betroffen worden. Jetzt gab es den Spatenstich für eines der größten Hochwasserschutzprojekte der Steiermark. Was bedeutet das für die Gemeinde?
Erwin Gruber: Jetzt ist wieder eine positive Stimmung spürbar. Der Blick ist wieder nach vorne gerichtet. Wir haben die Hochwasserkatastrophen in den Jahren 2005, 2008, 2010, 2016 und 2017 und im Vorjahr auch noch eine Sturmkatastrophe gehabt. Da erlebt man dann schon Verzweiflung und Frust.
NL: Was wurde jetzt im Vorfeld schon alles gemacht?
Gruber: Das Hochwasserschutzprojekt ist einer Rekordzeit vorbereitet worden. Normalerweise beträgt die Vorlaufzeit für so ein Projekt acht bis zehn Jahre, bei uns waren es nur drei Jahre. Es wurden 80 verschiedene Grundeigentümer miteingebunden. Sie haben großteils die erforderlichen Flächen gratis und freiwillig zur Verfügung gestellt. Das war unsere Stärke. Die Genehmigungsverfahren sind hervorragend vorbereitet worden. Ganz wichtig für uns war auch die Unterstützung durch Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Landesrat Hans Seitinger.
NL: Was kostet das alles und wie lange wird jetzt an der Realisierung dieses Projektes gearbeitet werden?
Gruber: Die Gesamtkosten belaufen sich auf 14 Millionen Euro für über 20 Einzelmaßnahmen. Die Baumaßnahmen entlang des Gasen-Baches und für alles, was die Landesstraße betrifft, werden 2020 fertig sein. Die sonstigen Maßnahmen werden bis 2023, 2024 abgeschlossen sein. Dann sind unser Siedlungsraum und unser Dorf nach menschlichem Ermessen sicher, aber eine 100-prozentige Sicherheit gibt es nicht. Für uns wird es dann eine große Herausforderung werden, die Baumaßnahmen zu erhalten.
NL: Wie geht es einem als Bürgermeister, wenn man dauernd mit den Folgen von Naturkatastrophen zu kämpfen hat?
Gruber: Meine Motivation ist wieder da, sie war im Vorjahr schon ziemlich tief unten. Aber anscheinend wächst man mit den Aufgaben und vor allem auch mit der Unterstützung, die ich von den Menschen erfahren habe. Wir wollen Gasen zur lebenswertesten Gemeinde in der Steiermark machen.
NL: Was heißt das konkret?
Gruber: Wir sind der Jungbrunnen in der Steiermark mit den meisten Unter 20-jährigen bezogen auf die Gesamtbevölkerung. Und wir sind ein Ort mit einer umfassenden Infrastruktur, haben aber wenig Einnahmen. Der Mut zum Wohnen in Gasen hat durch die Unwetterereignisse bei den jungen Leuten deutlich nachgelassen. Diesen Mut wollen wir durch ein eigenes Wohn- und Familienförderungspaket, durch ein Sicherheitspaket und ein sogenanntes Paket des Fortschritts gezielt fördern. Damit wollen wir erreichen, dass wir die Einwohnerzahl von derzeit 900 Personen halten oder sogar wieder leicht steigern können.
NL: Das wünschen wir Ihnen gerne! Und was wünschen Sie sich für das Jahr 2019?
Gruber: Mein Wunsch ist, dass wir von extremen Unwetterereignissen verschont bleiben und dass die Baumaßnahmen zügig voranschreiten. Aber vor allem wünsche ich mir, dass bei den Bautätigkeiten niemand verletzt wird und dass die Bevölkerung für die Nachteile – ob Verkehrsanhaltungen oder Staub – Verständnis aufbringt.
Zur Person
- Erwin Gruber führt mit seiner Familie einen Bauernhof in Amassegg.
- Er ist seit 1998 Bürgermeister der 900 Einwohner zählenden Gemeinde Gasen.
- Von 2002 bis 2015 war er Landtagsabgeordneter und Bezirksparteiobmann der ÖVP Weiz. Von 2001 bis 2003 war er Kammerobmann.
- Seit 2015 ist Erwin Gruber Almenland-Obmann.
Beitragsbild: Brodschneider