Kurt Tauschmann, AR-Vorsitzender der Styriabrid, im Interview der Woche von NEUES LAND über ein in China verursachtes Preishoch, Zukunftspläne und Baustellen.
NEUES LAND: Die 44. Mitgliederversammlung der Styriabrid am morgigen Freitag in St. Veit am Vogau steht aus der Sicht der Preisentwicklung unter einem guten Stern. Wie geht es dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates damit?
Kurt Tauschmann: Natürlich gibt es durch die gestiegenen Preise ein ganz großes Aufatmen, denn wir haben sehr, sehr schwere Zeiten hinter uns. Obwohl wir in den letzten beiden Jahren deutlich mehr vermarkten konnten, mussten wir einen Umsatzrückgang von rund 40 Millionen Euro hinnehmen. Das ist enorm viel Geld –das, was den Schweinebauern für notwendige Investitionen fehlt.
NL: Was hat die Situation auf dem Markt verändert?
Tauschmann: Vor vier Wochen begann China plötzlich – für uns unerwartet – weltweit stark einzukaufen. Das hat die Preise in die Höhe getrieben. Zurückzuführen ist es wohl auf steigenden Bedarf aufgrund des höheren Lebensstandards. Das ist für uns sehr erfreulich, hat aber auch eine Schwachstelle. Wir profitieren zwar von den gestiegenen Preisen, aber unsere Schlachtbetriebe haben derzeit noch keinen direkten Zugang zu China. Die dafür notwendige Auditierung ist im Gange. Hoffentlich geht das rasch voran, denn daraus könnte sich noch ein weiterer Impuls ergeben.
NL: Lässt sich abschätzen, ob die Preise in diesen Dimensionen stabil bleiben werden?
Tauschmann: Da können wir nur hoffen, dass es so bleibt. Aber wir dürfen uns jetzt auf keinen Fall zurücklehnen. Es gilt die Atempause zu nützen, um schwierige Herausforderungen gut zu bewältigen. Vor allem bleiben wir weiterhin mit einer schwierigen internationalen Situation konfrontiert: Speziell Deutschland und Spanien produzieren so billig, dass wir nicht mithalten können. Also müssen wir uns mit eigenen Marken auf die regionalen Märkte konzentrieren. Aus meiner Sicht hat zum Beispiel das Südoststeirische Woazschwein das Potenzial in Richtung stabiler Preis.
NL: Es gibt noch weitere Baustellen. Welche machen Ihnen die größten Sorgen?
Tauschmann: Da fällt mir das Grundwasser-Regionalprogramm ein, wo wir ganz dringend eine praktikable Lösung brauchen und dabei nicht vergessen dürfen, dass viele Existenzen auf dem Spiel stehen. Und ein heißen Eisen ist auch das Baugesetz, wo wir so rasch wie möglich eine gescheite Novellierung brauchen, damit wir überhaupt wieder bauen können. Wir haben mit einem strengen Gesetz kein Problem – wir brauchen nur endlich klare Regeln!
Foto: KK
Zur Person
Kurt Tauschmann ist Vorsitzendes Aufsichtsrates der Styriabrid, einer landwirtschaftlichen Erzeugergemeinschaft, die über 1500 Betriebe und 20 Erzeugerringe in der Steiermark vereint.
Tauschmann ist verheiratet, Vater von drei Kindern und betreibt auf seinem Bauernhof in Groß Wilfersdorf (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) Schweinemast, Ackerbau und eine Biogasanlage. In Groß Wilfersdorf ist er auch als Gemeindekassier tätig.