Gegen den Mähtod

von NEUES LAND

Jedes Jahr fallen während der ersten und zweiten Mahd unzählige Wildtiere den Mähwerken zum Opfer. Dieses Tierleid lässt sich aber vermeiden.

Es ist wieder Mai, die Hauptzeit, wenn es um das Setzen des Rehnachwuchses geht. Gerne nutzen Rehe die Wiesen, um ihren Nachwuchs sicher geschützt vor Beutegreifern abzulegen. Für den Rehnachwuchs hat sich das Verstecken im hohen Gras über Jahrtausende bewährt Doch genau in dieser Zeit beginnt für die meisten Landwirte aber auch die alljährliche Mähsaison. Und gerade dabei wird die bewährte Taktik des Überlebens der Rehkitze zur Lebensgefahr. Breitere Mähwerke werden den Kitzen zum Verhängnis und bedeuten meist den sicheren Tod. Rund 3000 Rehkitze gehen durchschnittlich pro Jahr als Fallwild in die jagdliche Statistik ein. Heuer könnte es aber zu einer leichten Entspannung kommen, weiß Markus Marschnig zu berichten. Als Rehwildverantwortlicher in der Steirischen Landesjägerschaft sagt er dazu: „Der Mai ist noch immer eindeutig die Hauptsetzzeit beim Rehwild. Aufgrund überdurchschnittlich hoher Temperaturen im Frühjahr wurde von vielen Landwirten der erste Schnitt im Grünland bereits eingefahren, bevor die ersten Kitze da waren.“ Trotzdem stellen die nächsten Wochen noch eine große Gefahr für die Jungtiere da.

Gegenmaßnahmen

Jedes Jahr werden Jäger im ganzen Land aktiv, um das Anmähen von Kitzen so gut als möglich zu verhindern. Dazu werden Pflöcke mit Plastiksäcken aufgestellt, Blinklichter montiert oder andere Techniken angewendet, um junge Wildtiere vor dem Mähtod zu retten. Markus Marschnig weiter: „Kommunikation ist hier der entscheidende Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Betroffenen Landwirte und die örtlichen Jäger sollten dabei im engen Austausch stehen.“ Die Steirische Landesjägerschaft hat in den vergangenen beiden Jahren den Ankauf vom rund 1500 sogenannten Kitzrettersirenen gefördert. Diese werden am Traktor oder dem Mähwerk mittels Magneten positioniert, erzeugen einen verstörenden Ton und sollen Tiere aus der zu mähenden Fläche scheuchen. Marschnig: „Bei jungen Kitzen ist dies allerdings vergebens, da der Fluchtinstinkt noch nicht entwickelt ist. Deshalb nutzen Jäger immer öfter Wärmebilddrohnen, um Wildtiere aufzuspüren.“

Drohneneinsatz

Bereits in den frühen Morgenstunden werden sie damit aktiv. Sie befliegen die zu mähende Fläche mit den Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind. Damit suchen sie die Feldstücke nach Kitzen beziehungsweise auch nach anderen Wildtieren ab. Können nun Wildtiere gefunden werden, so trägt man diese vorsichtig, unter Zuhilfenahme von Grasbüscheln, aus dem Gefahrenbereich. Das direkte Berühren muss unter allen Umständen vermieden werden. Der Rehwildexperte weiter: „Diese Methode hat sich als sehr praktikabel erwiesen, genügend Helfer und Zeit vorausgesetzt. Die Anschaffung solcher Drohnen ist kostspielig. Für brauchbare Geräte sind mehr als 5000 Euro zu berappen.“ Wie viele Drohnen derzeit in der Steiermark im Einsatz sind, kann Marschnig nicht sagen: „Hier gibt es viele Privatinitiativen, Koordinationen über örtliche Jagdschutzvereine oder eine Zusammenarbeit mit der freiwilligen Feuerwehr.“

Die Erfahrungsberichte zeigen aber, dass es sich lohnt, dies zu investieren. So können effizient große Flächen beflogen werden. Natürlich sind der Technik aber auch hier Grenzen gesetzt. Wichtig hierbei sind Temperaturunterschiede. Erwärmt sich die Umgebung zu sehr, hebt sich die Wärmestrahlung der jungen Wildtiere nicht mehr von der Umgebung ab.

Übrigens: Noch Anfang Mai konnte Jagd Österreich eine Ausnahmeregelung zum Fliegen mit der Drohne erzielen. Diesjährige Bestimmungen der Austro Control sahen für Bestandsdrohnen, die über kein Class Indentification Label verfügen, einen Mindestabstand von mindestens 150 Metern zu Wohn-, Gewerbe-, Industrie- oder Erholungsgebieten vor. Damit wäre das Absuchen der allermeisten Wiesen vor der Mahd zu einer illegalen Betätigung geworden. Dieser Abstand konnte auf zehn Meter reduziert werden.

Beitragsfoto: Steirische Landesjägerschaft

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