Eine neue Allianz gegen den Wolf

von Karl Brodschneider

Erstmalig traten zahlreiche Organisationen, Verbände und Vereine gemeinsam auf und forderten die Entnahmemöglichkeit des Wolfes.

 

Der Wolfsriss von drei Schafen in Michaelerberg-Pruggern am Dienstag sorgte in der Bauernschaft und Bevölkerung für viel Unmut und löste neue Ängste aus. Vor dem, was uns in den nächsten Jahren noch bevorstehen könnte, warnten auch die Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Steirischen Bauernbundes, des Almwirtschaftsvereins, des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes, der Rinderzucht Steiermark, der Land&Forst-Betriebe Steiermark, der Jägerschaft, des Gemeindebundes und des Vereins „Wolfstopp“ bei einer sehr gut besuchten Veranstaltung in Traboch. Das Besondere dabei war das erstmalige gemeinsame Auftreten all dieser Organisationen und Vereine.

Wolfgipfel Traboch

Der Wolfgipfel in Traboch war sehr gut besucht. Landwirte und Jäger aus fast allen steirischen Bezirken nahmen daran teil.

Schafbauernobmann Bernhard Tasoti gab sich empört: „Die Schafe und Ziegen sind das Kanonenfutter für den Wolf! Den Menschen wird vorgegaukelt, dass der Wolf die Artenvielfalt bereichert. Aber das Gegenteil ist der Fall.“

Vor Beginn der Almsaison

Ins selbe Horn stieß Almwirtschaftsvereinsobmann Anton Hafellner: „4000 Almbauern treiben pro Jahr etwa 50.000 Großvieheinheiten auf die etwa 2000 Almen im Land auf. Durch die Almwirtschaft haben diese Betriebe eine wirtschaftliche Absicherung. Zudem haben die Almen nicht nur für die Bauern, sondern auch für den Tourismus eine große Bedeutung. Bewirtschaftete Almen garantieren Biodiversität, verhindern Vermurungen und halten Lawinen zurück.“  

Obmann Matthias Bischof von der Rinderzucht Steiermark sieht die Situation ähnlich. Er sagte: „Zu den Problemen mit den Freizeitnutzern kommen jetzt die Wölfe hinzu. Der Herdenschutz im hochalpinen Raum funktioniert nicht!“ Auch Präsident Franz Titschenbacher teilte diese Ansicht: „Der Schutzstatus des Wolfs auf europäischer Ebene gehört dringend herabgesetzt. Und für die Steiermark muss eine Zwischenlösung her, wie sie schon den Bundesländern Kärnten, Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich vorliegt.“ Konkrete forderte er die zuständige Landesrätin Ursula Lackner von der SPÖ auf, rasch eine Verordnung zur Entnahme von Problemwölfen zu erlassen.

Treffen mit Landesrätin Lackner

Ausgehend von diesem Wolfsgipfel in Traboch gab es am Dienstag ein Treffen mit Landesrätin Ursula Lackner. Mit dabei war auch der Liezener Kammerobmann Peter Kettner. Er zeigte sich vom Ergebnis des Gesprächs ernüchtert und sagte: „Landesrätin Lackner sieht zurzeit keinen Handlungsbedarf.“ Seine Frage: „Wie viele tote Tiere braucht es noch? Auch auf unsere Einladung, sich vor Ort ein Bild über die Probleme in der Region zu machen, ging sie nicht ein.“

Anschließend war die Abordnung – sie bestand aus Obmann Gerhard Fallent und Monika Brechtler vom Verein „Wolfstopp“, Kammerobmann Peter Kettner, Bürgermeister Franz Frosch aus Bad Aussee und Almwirtschaftsvereinsobmann Anton Hafellner – bei Landesrat Hans Seitinger. Der Landesrat bewertete diese Allianz als sehr wichtig bei der Durchsetzung zur Erreichung der Ziele.

Für Abg. z. NR Andreas Kühberger wird in der Wolf-Frage immer mehr der Spalt in der Bevölkerung sichtbar. Die Sorgen der ländlichen und bäuerlichen Bevölkerung werden nach wie vor negiert. Sein Ratschlag: „Wir müssen mit Emotionen und Bildern von gerissenen Tieren agieren, um den Leuten zu zeigen, was es wirklich heißt, wenn der Wolf unsere Tiere tötet.“

 

 

Beitragsfotos:

Donatas – stock.adobe.com, Peter Kettner

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1 kommentieren

Hermann Steppeler 17. Mai 2023 - 15:49

Eine neue Allianz gegen den Wolf
Mit großem Entsetzen lese ich diesen Artikel über den Wolf!
Am Beginn befindet sich ein Bild ein Bild von einem Wolf, der mit seinem Gesichtsausdruck zu signalisieren scheint, zumindest drohen zu hollen oder kurz davor ist, anzugreifen. Darunter findet sich die Überschrift: „Erstmalig traten zahlreiche Organisationen, Verbände und Vereine gemeinsam auf und forderten die Entnahmemöglichkeit des Wolfes.“ Es also tatsächlich so, dass diese Menschen den Wolf drohen oder kurz davor sind, ihn anzugreifen! Halten Sie den Leser für dumm?
Dazu schreibt man fast streichelweich von „Entnahmemöglichkeit“. Ist da nicht der tödliche Abschuss gemeint?
Bei der sehr gut besuchten Veranstaltung in Traboch „war das erstmalige gemeinsame Auftreten all dieser Organisationen und Vereine“ etwas Besonderes. Doch man lese und staune: Keine einzige Naturschutzorganisation wird hier genannt. Auch kein Wolf-Fachmann. Was ist denn das für eine Gesprächsbasis?!
Herr Schafbauernobmann Bernhard Tasoti gab sich – möglicherweise zu Recht – empört: „Die Schafe und Ziegen sind das Kanonenfutter für den Wolf! …“ Also ehrlich: Ich wusste nicht, dass der Wolf mit Kanonen schießt! Diese Technik der Kriegsführung kenne ich bisher nur von Menschen. Und die Kugel aus dem Jagdgewehr könnte man ja auch als kleine Kanone sehen. Für Tiere ist sie zumeist jedenfalls tödlich. Und weiter empört sich Herr Tasoti: „Den Menschen wird vorgegaukelt, dass der Wolf die Artenvielfalt bereichert. Aber das Gegenteil ist der Fall.“ Was ist nun das Gegenteil und wer genau gaukelt in dieser Frage?
Im Artikel „Endlich kommt Wolfsverordnung“ wird Herr LR Seitinger zitiert, der gesagt haben soll: „Wir dürfen unsere Almwirtschaft und den Tourismus sowie die hohen Tierschutzstandards nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen.“ Dies klingt wohl sehr unglaubwürdig, denn ich habe noch nie gehört, dass der Wolf unsere Almwirtschaft und den Tourismus sowie die hohen Tierschutzstandards frisst! Meines Wissens wird der Wolf noch immer als Fleischfresser eingestuft.
Weiters soll Herr LR Seitinger gesagt haben: „Wir dürfen auch nicht abwarten, bis es zu aggressiven Wolf-Attacken auf Menschen kommt“. Ich denke, solch billige Angstmache ist eines steirischen Landesrates nicht würdig. Es gibt in mehreren Regionen Europas Erfahrungen im friedlichen Zusammenleben mit dem Wolf. Fachleute kennen mit Sicherheit die aktuellen Daten und Fakten. Da braucht es nur das emotionsgebremste gemeinsame Gespräch.
Nun, ich sehe auch eine Problematik in den betroffenen Gebieten, was den Haustierschutz angeht. Das Problem ist, dass sich in einem Ökosystem, bezogen auf die Nahrungspyramide zwei Endverbraucher treffen. Diese Problematik lässt sich aber nicht durch Scharfmacherei lösen. Setzt Euch endlich an einen Tisch zu einem gemeinsamen, ruhigen Gespräch zusammen!!! Entschädigt die betroffenen Landwirte zu 100%! Nicht der Fleischpreis soll das Maß der Entschädigung sein sondern der tatsächliche Verlust der Landwirte. Wir sollten es uns in der Steiermark leisten können, als Gesellschaft die Schäden, die durch den Mitbewerber Wolf verursacht werden, zu tragen. Und stoppen Siein dieser Frage die Spaltung der Bevölkerung mit dummen Sprüchen! Das ist steirischen Landwirten, steirischen Politikern, aber auch steirischen Journalisten nicht würdig!

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