Andreas Kinsky sieht die Innovationskraft der Betriebe als Motor für die Jugend und starke Marken mit internationaler Bekanntheit als steirisches Erfolgsmodell.
Ein Video zum Interview finden Sie hier.
NEUES LAND: Sie haben viel internationale Erfahrung. Wo sehen Sie die Stärken der Steiermark im internationalen Vergleich?
Andreas Kinsky: Die größte Stärke der Steiermark ist ihre Vielfalt. Vom ewigen Eis am Dachstein bis zu den intensiven Spezialkulturen haben wir alles, was das Herz begehrt. Und wir haben auch wirtschaftliche Erfolgsmodelle. Starke Basisprodukte, zum Beispiel die Autoindustrie, bewirken Betriebsansiedelungen im Umkreis als Zulieferer. Unsere agrarischen Spezialitäten, vom Almo über das Kernöl bis zum Wein, sind international bekannt und gefragt. Wir haben eine hohe Lebensqualität, weil das Miteinander der Menschen, das Dorfleben und das Vereinswesen, noch funktionieren.
NL: Ihr Heimatbezirk Weiz spiegelt ja auch diese Vielfalt wider?
Kinsky: Wir haben ein Nord-Süd-Gefälle im Bezirk. Unsere Bergbauern leisten sehr viel für den Tourismus und die Landschaftspflege, sind aber in der wirtschaftlichen Ausrichtung durch Topografie und Klima eingeschränkt. Daher ist es wichtig, dass die Ausgleiszahlungen für eben diese Benachteiligungen auch bis 2020 wieder sichergestellt werden konnten. Weiter im Süden haben wir gute Produktionsgrundlagen, die auch von innovativen Bauern gut genutzt werden. Ich kenne eine Reihe innovativer neuer Produkte, die durchwegs ohne Ausgleichszahlungen auskommen können und auch sollten.
NL: Hat die Landwirtschaft noch Zukunft?
Kinsky: Die Landwirtschaft hat noch viel Potential. In meinem Job als Unternehmensberater sehe ich, dass Unternehmen dann erfolgreich sind, wenn sie innovativ sind. Und wenn die Jugend sieht, dass Innovation zum Erfolg führt, dann wird sie auch mit Begeisterung den Hof übernehmen und sich selber kreativ verwirklichen. Die Jugend hat Chancen, aber sie muss betrieblich vorne dabei sein.
NL: Welche Faktoren sind für Innovation wichtig?
Kinsky: In erster Linie geht es um eine fundierte Ausbildung. Unser duales Ausbildungssystem ist ein Erfolgsmodell. Praxisbezogene Ausbildung mit betriebswirtschaftlichen Grundlagen ist für jedermann notwendig und internationale Erfahrungen zu sammeln, schadet keinem. Die Wein- und Obstbauern in meiner Nachbarschaft zeigen ja, dass man mit bester Ausbildung auch beste Produkte kreieren kann.
NL: Ist produzieren genug oder muss sich der Produzent auch um die Vermarktung kümmern?
Kinsky: Die Vermarktung ist wohl noch wichtiger, denn wir müssen unsere hochveredelten Produkte zu einem guten Preis an die Kunden bringen. Hier kennen wir mehrere Erfolgsmodelle. Wie haben in Weiz starke Markennamen, die zum Beispiel auch in München erhältlich sind und das zu einem Top-Preis. Ich kenne aber auch Betriebszusammenschlüsse, die gemeinsam die Vermarktung in die Hand nehmen und direkt mit dem Handelsketten verhandeln und wir haben sehr starke genossenschaftliche Organisationen. In der Landwirtschaft ist vieles möglich, um mit dem Einkommen ein gutes Auskommen zu haben.
NL: Auch im Forst?
Kinsky: Der Begriff der Nachhaltigkeit kommt aus der Forstwirtschaft. Da müssen wir in Generationen denken. Wir müssen den Wald nutzen – für energetische Zwecke und natürlich auch das Wertholz. Energetischer Selbstversorger zu sein hebt das Wohlgefühl und gibt angenehme Wärme. Gerade im Energiebereich schlummert noch viel Potential bei unseren Bauern.
NL: Wie schaut Ihr steirischer Weg aus?
Kinsky: Wir haben die Strukturreform vorangetrieben und müssen jetzt eine Verwaltungsreform auf die Reihe bringen. Die bürokratischen Hindernisse sind einzigartig in Österreich. Wir brauchen mehr Freiraum für die Menschen und weniger Zwang.
Andreas Kinsky ist Unternehmer und Bauer in Mitterdorf an der Raab, Bezirk Weiz, und Bauernbund-Kandidat im Wahlkreis Oststeiermark.