Forstexperten sind sich einig: In der steirischen Forstwirtschaft wird aufgrund des Klimawandels kein Stein auf dem anderen bleiben.
Orkanartige Stürme, extreme Hagelunwetter und verheerender Eisregen – Wetterkatastrophen häufen sich in den letzten Jahren und stellen somit neben der Landwirtschaft auch die heimischen Forstwirte vor enorme Hausforderungen. „Mit dem Projekt ,Klimafitte Waldwirtschaft‘ möchten wir unter Berücksichtigung des ökonomischen Aspektes ein umfangreiches Beratungsangebot bieten, um somit gesunde, standfeste Bestände für die Zukunft zu schaffen“, so Stefan Zwettler, Forstexperte der Landwirtschaftskammer Steiermark. Es gibt steiermarkweit derzeit beachtliche 18 Millionen Festmeter Durchforstungsrückstände. Zwettler weiter: „Hier gibt es enormen Handlungsbedarf. Es handelt sich hier nämlich fast um den dreifachen Holzjahreseinschlag der Steiermark.“
Vorzeigeflächen
So sollen etwa in jedem steirischen Bezirk Beispiels-Durchforstungen im Bauernwald angelegt werden. Diese dienen dann in der Beratung als Vorbild in Bezug auf Stammzahlreduktion und Baumartenverteilung. Der Forstexperte zu diesem ehrgeizigen Ziel: „Wir wollen regional aufmerksam machen, wie ein gesunder Bestand aussieht. Bei Exkursionen mit Waldbesitzern können die Forstberater der Bezirkskammern Tipps zur Bewirtschaftung geben.“
Baumarten
Auch die Baumartenverteilung wird in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen. „Bei einer Durchschnittstemperatur von elf Grad Celsius wird es in den betroffenen Regionen, wie etwa in einigen Jahren in der Südoststeiermark, die Fichte nicht mehr geben. Der Borkenkäfer und Wassermangel werden diese Bestände zur Gänze zerstören“, gibt Stefan Zwettler zu bedenken. Deshalb wurde die Aktion Mutterbaum gestartet: Durch das Auspflanzen von Laubholz sollen in weiterer Folge Samenbäume entstehen, die den Laubholzanteil im heimischen Wald erhöhen. Gerade die Eiche ist für diese Standorte im Osten der Steiermark sehr gut geeignet. Eine Förderung über die Ländliche Entwicklung ist möglich.
Weiters werde trockenresistenteres Pflanzgut in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen. Der Forstexperte dazu: „In Zusammenarbeit mit der Firma Lieco werden zum Beispiel bei der Fichte spezielle Bäume zur Samengewinnung genutzt, die augenscheinlich längere Trockenperioden besser aushalten.“ Von diesen Forstpflanzen erwartet man sich eine höhere Toleranz gegenüber extremen Witterungseinflüssen.
„Wo die Standorte passen, könnte auch die Douglasie (eher frostempfindlich) oder die Weißtanne eine sehr gute Alternative zur Fichte sein“, so Zwettler weiter. Gerade die Weißtanne hat sehr viele Vorzüge. Als Pfahlwurzler ist sie äußerst standfest, das Holz eignet sich hervorragend für den Möbelbau und gegen Hitze ist sie wesentlich toleranter als die Fichte. Zwettler abschließend: „Wir setzten in der Beratung alles daran, um unsere Wälder für die Zukunft klimafit zu machen“.
Stärkefelder Wald und Holz
Die Steiermark ist mit über einer Million Hektar Waldfläche das waldreichste Bundesland Österreichs. Der Großteil des steirischen Waldes (55,5 Prozent) ist in „Kleinwaldbesitz“. Das sind Waldeigentümer, die unter 200 Hektar Waldfläche besitzen – viele davon sind „bäuerliche Waldbesitzer“, also Landwirte. 35,4 Prozent der steirischen Waldfläche sind Eigentum von Forstbetrieben (besitzen jeweils über 200 Hektar Fläche). 9,1 Prozent des steirischen Waldes gehören den Österreichischen Bundesforsten.
Mit 5300 Betrieben ist die Forst- und Holzwirtschaft einer der stärksten Industriezweige des Landes und sichert 56.000 Menschen ihren Arbeitsplatz. Jedes fünfte österreichische Unternehmen der Säge- und Holzindustrie ist in der Steiermark angesiedelt.
Fotos: Furgler, agrarfoto.com