In den nächsten Wochen müssen die steirischen Waldbauern ihre Forstflächen im Blick behalten. Die Borkenkäfergefahr ist groß.
Kurz vor Beginn des meteorologischen Frühlingsanfanges, dem 1. März, präsentierte die GeoSphere Austria – vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik – ihre vorläufige Klimabilanz. Der Trend der vergangenen Jahre setzte sich dabei leider fort, denn im Tiefland handelte es sich um den sechstwärmsten Winter der 256-jährigen Messgeschichte. „Laut aktuellen Daten lag der Winter 2022/23 im Tiefland Österreichs um 1,6 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 1,2 Grad“, sagte Alexander Orlik, Klimatologe an der GeoSphere Austria.
Dieser – vom Klimawandel verursachte – Temperaturanstieg hat massive Auswirkungen auf die heimische Forstwirtschaft. Dies bestätigt auch Landesforstdirektor Michael Luidold im Gespräch mit NEUES LAND: „Der Schadholzanteil, verursacht durch Borkenkäferbefall, hat sich in den Jahre 2021 und 2022 weiter erhöht. Im vergangenen Jahr lag dieser bei beachtlichen 650.000 Festmetern und das ohne vorangegangenen Extremereignissen wie Wind- oder Schneebruch.“
Landesforstdirektor Michael Luidold appelliert an die Waldbesitzer.
Foto: Landesforstdirektion
Kontrolle
Deshalb sei es in den nächsten Wochen besonders wichtig, so Luidold, die heimischen Fichtenbestände genau im Auge zu behalten und etwaiges Schadholz so rasch als möglich abzutransportieren. „Glücklicherweise waren wir im heurigen Winter recht gut mit Wasser versorgt, dies gibt den Fichten einen wichtigen Startvorteil für die bevorstehende Vegetationsperiode“, so der Landesforstdirektor. Trotzdem soll man als Waldbesitzer kein Risiko eingehen und auf die Waldhygiene besonders achten. Denn derzeit weiß man ja nicht, wie sich das Wetter im Frühjahr entwickelt. Hohe Temperaturen und fehlende Niederschläge könnten die Borkenkäfervermehrung rasch ankurbeln.
Aufforstung planen
Auch der Baumartenauswahl bei geplanten Aufforstungen kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Luidold erklärt: „Aufgrund der ausgeglichenen Wasserversorgung steht eine Aufforstung im heurigen Frühjahr unter guten Vorzeichen. Dabei müssen auch Mischbaumarten eingebracht werden, um die Bestände zukunftsfit zu machen.“
Landesrat Hans Seitinger ist die Forstwirtschaft sehr wichtig.
Foto: Archiv
Dies bekräftigt auch Landesrat Hans Seitinger: „Die aktuellen Herausforderungen in der Forstwirtschaft zeigen, wie wichtig es ist, unseren heimischen Wald an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. Gerade bei Aufforstungen ist auf Baumarteneignung für die nächsten Jahrzehnte zu achten und mit dem Waldbauberater bieten wir den Bewirtschaftern das richtige Werkzeug dafür.“
Eine wichtige Entscheidungshilfe bei der wichtigen Baumartenauswahl bietet dabei das Projekt der dynamische Waldtypisierung Steiermark. Bei diesem Leuchtturmprojekt, das von der Landesforstdirektion Steiermark initiiert wurde, wurden auf Basis von Datenerhebungen auf der Fläche selbst, der Verwendung bestehender Datengrundlagen und wissenschaftlicher Prognosemodelle Handlungsempfehlungen für eine klimafitte Waldbewirtschaftung erarbeitet. Zentrale Elemente sind dabei der Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt als Basis für die Charakterisierung des Waldstandortes. Diese Werte wurden erfasst und mit den Klimawandel-Szenarien für die nächsten 80 Jahre verknüpft. Die Grundlagendaten wurden für den gesamten steirischen Wald auf 10 mal 10 Metern gerechnet und anschließend auf 30 mal 30 Meter große Flächen generalisiert, sodass Prognosen mit größtmöglicher Genauigkeit erstellt werden können.
Holzmarkt
Aufgrund der derzeitigen Holzmarktlage rät Michael Luidold zur Holznutzung: „Im Sägerundholzbereich haben sich die Preise im Jahr 2023 weiter erhöht. Auch der Absatz bei Energieholz sowie bei Schleif- und Faserholz ist gegeben.“ Somit kann auch daran gedacht werden, Durchforstungsrückstände nachzuholen.
Beitragsfoto: agrarfoto.com