Der Name Schieder ist seit über 500 Jahren ununterbrochen eng mit dem Bauernhof in Staudach verbunden. Stefan Schieder setzt dieses Erbe fort. Porträt von Roman Bruckner.
Für viele steirische Bäuerinnen und Bauern ist Greinbach ein bekannter Name. Seit genau 20 Jahren befindet sich dort das Rindervermarktungszentrum Greinbachhalle. Die oststeirische Gemeinde Greinbach ist über 23 Quadratkilometer groß und besteht aus den drei Ortsteilen Staudach, Penzendorf und Wolfgrub. Staudach ist der bergige Teil und liegt am Osthang des 1261 Meter hohen Masenbergmassivs. Wenn man von der Bundesstraße B54 den Berg hinauffährt, erreicht man nach ungefähr fünf Kilometer auf 720 Meter Seehöhe den Hof der Familie Schieder vulgo Staudabauer.
Hof mit Tradition
Die schriftlichen Aufzeichnungen über den Hof reichen über 500 Jahre zurück. Die Bewirtschafter heißen seit dem Jahr 1770 Schieder. So war es für die ganze Familie ein großer Schock, als der allseits bekannte Vater und Bauer Alois Schieder im Jahr 2007 schwer krank wurde. Der zukünftige Hofübernehmer Stefan war gerade 21 Jahre alt und studierte an der Hochschule für Bodenkultur. Er musste sein Studium abbrechen, um die Eltern zu unterstützen. Im Jahr 2008 verstarb der Vater. Mutter und Sohn mussten den großen Hof allein weiterführen. Die beiden Brüder und die Schwester von Stefan halfen, wenn Zeit war, fleißig mit. 2015 übernahm Stefan den Betrieb und begann sogleich mit dem Neubau eines Milchviehstalls. 2017 lernte er seine Frau Alexandra aus Bad Hofgastein kennen und mittlerweile gibt es zwei Töchter im Alter von sechs und vier Jahren.
Leistungsstarker Milchviehbetrieb
Der Betrieb umfasst heute 40 Hektar Wiesen und Äcker sowie 43 Hektar Wald. In den Stallungen stehen 47 Fleckviehkühe und deren Nachzucht. Dazu gibt es noch zwei Pferde, die Lieblingstiere der Bäuerin. Bei einem Stalldurchschnitt von 9300 Kilo bildet der Milchverkauf die Haupteinnahmequelle des Betriebes. Stefan legt sehr viel Wert auf die Zucht seiner Kühe. So konnte er die Leistung und die Inhaltstoffe stetig steigern. Er ist auch Mitglied im Arbeitskreis Milch und ständig bemüht, die Effizienz seiner Arbeit zu verbessern.
Ackerboden mit viel Humus
Seine besondere Leidenschaft dabei ist der Boden. Wenn man mit ihm darüber spricht, leuchten seine Augen. Er erzählt, dass sein Ackerboden bei gleicher Bewirtschaftung um 1,5 Prozent mehr Humus aufgebaut hat wie bei einem Vergleichsfeld mit konventioneller Bearbeitung. Am liebsten würde er noch weitere Felder dazu pachten, aber in der Gegend sind solche Flächen rar. Da ärgert es ihn, wenn beste Ackerböden mit Photovoltaik-Anlagen im großen Stil verbaut werden. Seiner Meinung gehören diese auf Dächer, Parkplätze und Brachflächen.
Der Katastrophensturm
Eine weitere wichtige Einnahmequelle ist für ihn der Wald. Und bei diesem gab es im letzten Jahr eine Katastrophe. Ab 14. September fegte zwei Tage lang ein gewaltiger Sturm über die Region rund um Hartberg und zerstörte dabei enorme Waldflächen. Gebietsweise wurden ganze Bestände entwurzelt und abgerissen. Manche Waldbesitzer verloren ihren ganzen Wald. Insgesamt waren 700 Hektar im Gebiet rund um Hartberg betroffen. Etwa 350.000 Festmeter Schadholz sind angefallen. Bei der Aufarbeitung sind seither drei Männer tödlich verunglückt. Bei Stefan Schieder hat es acht Hektar erwischt. Die Hälfte davon ist eine hofnahe Fläche, die er, wenn es eine Bewilligung gibt, gerne roden würde. Bei der anderen Hälfte setzt er auf die Naturverjüngung in Kombination mit Aufforstung mit klimafitten Baumarten wie Eiche.
Trotz dieser Schicksalsschläge ist der begeisterte Familienvater zuversichtlich. Er wünscht sich für die Zukunft mehr Zeit für seine Kinder und dass die Menschen die Bedrohung durch den Klimawandel mehr ernst nehmen.
Zur Person
Stefan Schieder (38) wohnt in Staudach 56, 8230 Greinbach. Er ist verheiratet mit Alexandra und Vater von zwei Kindern. Der Betrieb umfasst 40 Hektar LN, 43 Hektar Wald und 47 Milchkühe mit Nachzucht. Er ist Obmann der Kirchberger Wärmeliefergenossenschaft sowie Mitglied der Humusbewegung, Arbeitskreis Milch und VZG Hartberg.
[© Bruckner]