Als 23-Jähriger startete Geflügelmeister Martin Stumpf aus Schölbing die bemerkenswerte Entwicklung seines bäuerlichen Betriebes. Roman Bruckner hat ihn besucht.
Wenn man auf der Südautobahn von Wien kommend Richtung Graz an der Abfahrt Hartberg vorbeifährt, fällt einem nach ungefähr zwei Kilometern auf der rechten Seite eine beeindruckende Stallanlage mit vielen teilweise sehr großen Silos auf. Der Hof steht allein auf der offenen Feldflur. Das Dorf Schölbing, zu dem der Betrieb gehört, liegt auf der anderen Seite der Autobahn.
Vor 15 Jahren war an dieser Stelle noch Acker. Damals begann der 23-jährige Martin Stumpf sein großes Unternehmensprojektprojekt. Genau genommen hat er schon mit 18 Jahren, noch nicht einmal fertig mit der HLBA in Wieselburg, im Jahr 2002 seine landwirtschaftliche Karriere gestartet. Damals wurde im Dorf ein Masthühnerstall durch Betriebsauflassung frei. Mit Unterstützung der Eltern pachtete er den Betrieb und baute ihn zu einem Legehennenstall um. Die Legehenne kannte er schon vom Elternbetrieb. 2007 begann er das mutige Projekt auf der anderen Seite der Autobahn. Und dann folgten laufend weitere Bauten und Anlagen bis hin zum Wohnhaus im Jahr 2015. Eine große Halle folgt noch, aber mit 40 Jahren will er seine Betriebsentwicklung abgeschlossen haben, sagt er mit einem gewissen Schmunzeln.
50.000 Legehennen
Heute werden an die 50.000 Legehennen gehalten und auf dem ehemaligen elterlichen Betrieb erzeugt er seine gesamten Junghennen. Martin Stumpf legt viel Wert auf einen geschlossenen Betriebskreislauf und auf regionalen Zu- und Verkauf. Da Mais, Soja und Getreide, welche er auf der eigenen Ackerfläche erzeugt, für die Fütterung nicht reichen, ergänzt er mit Zukauf von Bauern aus der Region.
Das Futter wird selbst gemischt und mit Futterkalk und Huminsäuren versetzt. Dazu kommen noch wertvolle Heilkräuter wie Oregano und Mariendistel. Die Eiweißversorgung erfolgt über die Sojabohnen, welche am Betrieb getoastet und gepresst werden. Auch der Stallmist hat am Betrieb einen besonderen Stellenwert. Einerseits werden damit die eigenen Felder bestens gedüngt, andererseits wird daraus ein wertvoller handelbarer organischer Dünger erzeugt. Dazu wird dieser in einer selbstentwickelten Anlage mit der Stallabluft getrocknet und anschließend pelletiert. In dieser Form verkauft er ihn an Gartenbau-, Wein- und Obstbaubetriebe.
Eigenlösungen perfekt umgesetzt
Seine Ackerfläche umfasst weit über 100 Hektar, wovon ein großer Teil gepachtet ist. Dafür und für die ganze Arbeit im Hofbereich hat er 1,5 Arbeitskräfte angestellt. Die Arbeit mit den Legehennen erledigen drei weitere Halbtagskräfte aus der Region. Er arbeitet bei Bedarf überall mit, sieht sich aber an erster Stelle als Unternehmensführer. Ein wichtiges Anliegen ist ihm die ständige technische Verbesserung des Betriebes, wo er sein technisches Wissen anwenden kann. Ob es die Misttrocknung, Sojaverarbeitung, Energieversorgung mit Fotovoltaik oder Futterölerzeugung sind – überall kann man Eigenlösungen mit perfekter technischer Umsetzung erkennen.
Bauer und Familienmensch
Betritt man sein modernes, großzügiges Wohnhaus, kommt man in einen Büro- und Besprechungsraum, der mit verschiedensten Bildern und Skulpturen von Hühnern gestaltet ist. Und dahinter tut sich der Privatbereich der Familie auf, der von Ehefrau Stephanie geführt wird. Die beiden Söhne mit vier und sechs Jahren wachsen zusammen mit den Eltern und den nahen Großeltern in einer wunderbaren interessanten Atmosphäre auf, wo sie täglich am Betriebsgeschehen teilnehmen können und den Beruf Bauer von klein auf erlernen. Man spürt, dass sie den Eltern sehr wichtig sind und dass immer genug Zeit für sie da sein muss. Das zeigt sich auch in der liebsten Freizeitbeschäftigung der Familie, dem Urlaubfahren. Damit sind sie ein gutes Beispiel dafür, wie ein großer Betrieb mit moderner unternehmerischer Führung funktionieren kann und dabei die Lebensqualität nicht auf der Strecke bleibt.
Zur Person
Ing. Martin Stumpf (38) wohnt Schölbing 1/1, 8230 St. Johann i. d. H. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist Bauernbundobmann der Ortsgruppe Schölbing-Altenberg und Geflügelmeister. Die Betriebsschwerpunkte sind der Ackerbau (Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen, Getreide und Ölkürbis), die Legehennen und Junghennenaufzucht. Die Vermarktung der Eier erfolgt überwiegend über den Großhandel. Weiters werden der Hühnermist unter dem Namen „Florafert“ sowie Futteröl direkt an andere landwirtschaftliche Betriebe vermarktet. Näheres unter www.huehnerei.at
Fotos: Bruckner