Nicht nur Extremwetterereignisse wie etwa Starkregen belasten die Ackerbauern. Erfahrungen zeigen, dass die Einhaltung der GLÖZ 6-Maßnahme, also eine Mindestbodenbedeckung auf Ackerflächen, zu massiven Ertragseinbußen führt.
Die Klimakrise und die daraus resultierenden Wetterextreme stellen die heimische Landwirtschaft vor immense Herausforderungen. Nach dem Spätfrost, der große Schäden im Obstbau verursacht hat, haben Starkniederschläge auch die Ackerbauern stark unter Druck gesetzt. Doch nicht genug, aktuelle Auflagen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verschärfen die Situation.
Aus der Praxis
Landeskammerrat Gottfried Loibner aus St. Peter im Sulmtal ist Vorsitzender des Pflanzenbauausschusses in der Landwirtschaftskammer und schildert die Situation: „Durch GLÖZ 6 wird uns eine Mindestbodenbedeckung auf Acker- und Dauerkulturflächen zwischen dem 1. November und 15. Februar vorgeschrieben. Somit ist es uns auf 80 Prozent der Flächen (betriebsbezogen) nicht mehr möglich, im Herbst zu Pflügen.“ Damit kann laut Loibner gerade bei schwereren Böden die dringend notwendige Frostgare nicht mehr genutzt werden. Das hat schwerwiegende Folgen. Der Vollerwerbsbauer weiter: „Im vergangenen Jahr hatten wir auf gegrubberten Flächen im Vergleich zu gepflügten Flächen rund 20 bis 30 Prozent weniger Ertrag. Beim Körnermais bedeutete das ein Minus von über 3000 Kilogramm pro Hektar.“
Die Erfahrungen von Gottfried Loibner wurden durch umfangreiche Versuche der Landwirtschaftskammer Steiermark bestätigt. Die Auflage, Böden nach Ende Oktober nur noch dann pflügen zu dürfen, wenn eine winterharte Hauptkultur, sprich Wintergetreide, angebaut wird, zwingt steirische Ackerbauern zu Grubbereinsätzen unter widrigen Bodenbedingungen. Im Spätherbst sind Schluffböden in den seltensten Fällen so trocken, dass sie für den Grubbereinsatz geeignet sind. Die pressende Arbeitsweise verschärft die Situation abermals, weil dann neuerlich Luft aus dem Boden genommen wird. Eine Bodenbearbeitung nach dem wieder erlaubten Termin am 16. Februar führen ebenfalls zu Mindererträgen und schlechteren Pflanzenaufgängen.
Forderung
„Deshalb fordere ich als Vorsitzender des Pflanzenbauausschusses, dass auf Flächen mit einem Schluffanteil von mehr als 15 Prozent diese Verordnung nicht mehr erfüllt werden muss“, so Loibner. Bereits im Dezember des vergangenen Jahres hat Loibner im LKÖ-Ausschuss für Pflanzenproduktion die Situation thematisiert. Diese und weitere Forderungen wurden kürzlich an LK-Burgenland-Präsident Nikolaus Berlakovich weitergeleitet. Als 1. Vizepräsidenten des Europäischen Bauernverbands (COPA) soll er die Probleme der steirischen Ackerbauern in Brüssel deponieren.
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