Auf Almen will keiner den Wolf

von Karl Brodschneider

Im Vorjahr ließ das Kuh-Urteil die Wogen unter den Almbauern ordentlich hochgehen, heuer ist es der vermehrte Auftritt des Wolfes.

Unter den steirischen Almbauern ist die Stimmung zum Explodieren. Schuld daran trägt der Wolf. Vor allem nach dem jüngsten Wolfsriss auf einer Hochalm bei Trofaiach kam es gleich zu mehreren „Wolfsgipfeln“. Einer fand auf Einladung des Steirischen Almwirtschaftsvereins eben dort auf der Kreuzenalm statt, wo kürzlich ein Wolf eine Jungkalbin gerissen hatte. „Der Wolf gefährdet den Lebensraum Alm“, warnte Almwirtschaftsvereinsobmann Anton Hafellner. Er kritisierte: „Auf der einen Seite redet man von Tierwohl, aber wenn der Wolf Tiere niederreißt, gilt das nicht mehr.“

Hafellner forderte eine umfassende Betrachtung des Gesamtsystems: „Was steht der Wiederbesiedelung des Wolfes gegenüber, wenn auf der anderen Seite Almflächen nicht mehr bewirtschaftet werden?“ Denn die Bauern, welche die Kreuzenalm beschicken, hörte er sagen, dass sie überlegen würden, die Tiere ins Tal zu holen.

Unterschriftenaktion

Ähnlich drastische Worte fielen auch bei einer Wolf-Enquete in Spielberg, wohin Matthias Kranz, Obmann vom Steirischen Agrar- und Umweltclub, Michael Puster gelade hatte. „Niemand braucht den Wolf!“, sagte Kranz. Er ist auch dagegen, dass der Wolf anstatt der Opfer, also die Tiere der Bauern, geschützt werden. Zur Verdeutlichung seiner Position startete er eine Unterschriftenaktion.

Petition an Sobotka

Die Nationalratsabgeordneten Karl Schmidhofer, Corinna Scharzenberger, Andreas Kühberger und Ernst Gödl übergeben an NR-Präsident Wolfgang Sobotka die Wolf-Petition.

Eine wichtige Petition gibt es bereits. Die vier steirischen Nationalratsabgeordneten Andreas Kühberger, Karl Schmidhofer, Ernst Gödl und Corinna Scharzenberger überreichten die Petition an Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Darin fordern sie ein aktives Wolfsmanagement zum Schutz der Almbauern und letztlich auch der Almen.

Eines haben die bisherigen Gespräche und Expertenrunden schon deutlich gezeigt. Herdenschutzmaßnahmen und Wolf-sichere Einzäunungen sind in der Praxis so gut wie nicht durchführbar. Die Rede ist zum Beispiel von einem Nachtpferch in der Größe von 50 mal 50 Metern. Ein stromführender Zaun – der Strom wird über Solarzellen erzeugt – umschließt diesen Pferch, in welchen die Tiere täglich hineingetrieben werden müssten. Aufgrund der Unebenheiten im Gelände kann ein solcher Zaun das Durchkriechen des Wolfes nicht gänzlich verhindern.

Klimawandel

Aber nicht nur der Wolf gefährdet die Almwirtschaft, sondern auch der Klimawandel. „Wird es im Jahresschnitt um ein Grad Celsius wärmer, steigt die Waldgrenze um 180 Meter“, machte Landesrat Hans Seitinger auf der Gmoa-Alm bei Frohnleiten aufmerksam. Auch achtlose Naturnutzer sind, so Seitinger, Sorgenkinder.

LK-Präsident Franz Titschenbacher verlangte daher den gegenseitigen Respekt der Almbenutzer. Für ein sicheres Miteinander auf der Alm ist es unbedingt notwendig, dass man die markierten Wanderwege nicht verlässt. Weiters soll man die Tiere nicht erschrecken und Abstand zu ihnen halten. Auch die Begegnung von Mutterkühen und Hunden soll man vermeiden.

Wie wichtig es ist, die Almen regelmäßig zu pflegen, soll der alljährliche Almpflegetag veranschaulichen helfen. Dieser findet am kommenden Samstag, 18. Juli, statt. Menschen, die sonst nur über die Almen wandern, können dabei einen tiefen Einblick in die notwendigen Pflegemaßnahmen gewinnen. Sie sind eingeladen, auf einer von 13 steirischen Almen aktiv mitzuarbeiten. Vom „Schwitzen mit Mehrwert“ spricht Obmann Anton Hafellner. „Ohne die regelmäßige Almpflege würden jährlich allein in der Steiermark rund 1000 Hektar wertvolle Almflächen verwalden“, so Hafellner abschließend.

Auf folgenden Almen kann man am „Tag der Almen“ am 18. Juli bei der Almpflege mithelfen. Es ist ratsam, sich vorher bei den Kontaktpersonen anzumelden.

Bezirk Liezen

Wolfsbacher-Sebringer Alm in Johnsbach, Liezen, Kontakt Hermann Seebacher, Telefon 0676 616 8736.

Schlitzenalm in Ramsau am Dachstein, Liezen, Kontakt Roland Weikl, Telefon 0664 75023554.

Pleschnitzalm in Aich, Liezen, Kontakt Josef Walcher, Telefon 0664 7367 5557.

Schladmingeralm in Michaelerberg-Pruggern, Liezen, Kontakt Josef Langmaier, Telefon 0664 736 54 119.

Gumpenalm, Liezen, Kontakt Martin Zefferer, Telefon 0676 842 852 302.

Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Graualm, Bruck-Mürzzuschlag, Kontakt Christoph Karner, Telefon 0660 160 8232.

Osteralm in Turnau, Bruck-Mürzzuschlag, Kontakt Christian Rechberger, Telefon 0664 223 9833.

Schießlingalm in Aflenz, Bruck-Mürzzuschlag, Kontakt Franz Plachel, Telefon 0676 701 8750.

Weitere Bezirke

Gsollalm in Eisenerz, Leoben, Kontakt Isabella Nömayer, Telefon 0664 461 9524.

Gaalwald-Alm, Murtal, Kontakt Paulus Schlaffer, Telefon 0650 5214 067.

Hochalm-Bärntal, Deutschlandsberg, Kontakt Alois Kiegerl, Telefon 0676 592 6650.

Tyrnauer Alm in Fladnitz, Weiz, Kontakt Richard Eibisberger, Telefon 0664 5270484.

Mönichwalder Bauernhalt, Hartberg-Fürstenfeld, Kontakt Hannes Prettenhofer, Telefon 0664 926 3362.

 

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