In der Steiermark wurde das erste Versorgungsnetzwerk zur Versorgung mit regionalen Lebensmitteln für Großküchen gegründet.
Die Herkunft des Essens in Großküchen und Kantinen ist meist anonym. Allerdings wünschen sich laut einer aktuellen Umfrage fast 80 Prozent der Steirerinnen und Steirer, dass die Speisen in Großküchen, Restaurants und Gaststätten eine transparente Herkunftsdeklaration aufweisen. „Wir als Landwirtschaftskammer Steiermark setzen hier neue Maßstäbe und haben nach einer mehr als einjährigen Vorbereitungsphase das österreichweit erste Versorgungsnetzwerk für Großküchen aus der Taufe gehoben. Die Einkäufer können qualitäts- und herkunftsgesicherte bäuerliche Lebensmittel mit kurzen Transportwegen bequem beziehen“, betont Präsident Franz Titschenbacher.
Land unterstützt
Agrarlandesrat Johann Seitinger hebt dazu hervor: „Über 50 Prozent der Essen werden nicht zuhause eingenommen. Daher kommen Großküchen und der Gastronomie eine enorme Bedeutung zu. Mit der Einrichtung des Direktvermarktungszentrums schaffen wir für Großabnehmer eine professionelle Versorgung mit regionalen Lebensmitteln. Für die Betreiber gibt es damit erstmals einen zentralen Ansprechpartner für den Einkauf bäuerlicher Produkte. Dieses Netzwerk ist in Österreich ein einzigartiges Projekt, das die Wertschöpfung in den Regionen steigert und steirische Arbeitsplätze schafft.“
Win-Win-Situation
Das österreichweit erste Versorgungsnetzwerk generiert für alle Beteiligten Vorteile. Die Gäste und Konsumenten können sich auf die heimische Herkunft und beste, gesicherte Qualität der Essens-Zutaten verlassen. Für die bäuerlichen Betriebe entstehen neue Absatzmöglichkeiten zur Sicherung und Stärkung der Höfe und neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Titschenbacher: „Mit diesem neuen Vermarktungsweg weichen wir gezielt dem internationalen Billigst-Preisdiktat aus und schaffen faire Preisbedingungen für die Bauern.“ Das österreichische Bundesheer hat bereits reagiert und den Tagessatz für die Verpflegung um einen Euro pro Person erhöht. Auch das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo (September 2020) bestätigt die Fakten. Werden nur ein Prozent weniger Lebensmittel und Agrarrohstoffe importiert und diese durch heimische Produkte ersetzt, erhöht sich allein in der Steiermark die Wertschöpfung um 5,5 Millionen Euro. Geld, das in der Region bleibt und nicht ins Ausland abfließt.
Genossenschaft gegründet
Die ersten Testlieferungen an die Landeskrankenhäuser Graz und Hartberg laufen bereits erfolgreich seit September 2020. Die Produktpalette der Genossenschaft wird im ersten Schritt in den Segmenten Gemüse (Salate, Schnittsalate, Wintergemüse, Erdäpfel) und Obst (Säfte, Beeren) sowie Produkte aus biologischer Erzeugung (Rind- und Schweinefleisch, Getreide- und Milchprodukte) aufgebaut und gemäß neuer Marktmöglichkeiten erweitert. Bestehende bäuerliche Lieferanten werden als Teil des Projekts gesehen und möglichst integriert. Angeboten werden frische unbearbeitete und auch für die Zubereitung vorverarbeitete Frischeprodukte wie beispielsweise geschnittene Salate. Für die Bündelung der Lebensmittel, den Verkauf an die Großküchen, die Logistik und Verrechnung, haben Verantwortliche noch im Dezember 2020 eine Genossenschaft gegründet. Obmann ist der Gemüsebauer Markus Hillebrand aus Premstätten, Aufsichtsratsvorsitzender ist Karl Obenaus, Bauer in Graz-Andritz. Dem Gründungsvorstand gehören die Spitzenvertreter folgender bäuerlicher Spartenvertreter an: Landesverband Steirischer Gemüsebauern, Verband Steirischer Erwerbsobstbauern, Bio Ernte Steiermark, Erzeugergemeinschaft Styriabrid sowie die Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlicher Produktionsbetriebe.
Beitragsfoto: kk