Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher: „Die Weichen für die Land- und Forstwirtschaft 2030 sind gestellt. Dieses ambitionierte Zukunftsprogramm muss gemeinsam mit der Bevölkerung, der Politik und den Wirtschaftspartnern getragen und umgesetzt werden.“
200 strategische Ziele und 250 Leuchtturmprojekte. Das Ergebnis des von Präsident Franz Titschenbacher initiierten zweijährigen, steiermarkweiten Strategieprozesses zur „Zukunft der steirischen Land- und Forstwirtschaft 2030“ mit Bäuerinnen und Bauern, Verantwortungsträgern, der bäuerlichen Jugend und Hofübernehmern sowie Experten der Landwirtschaftskammer liegt nun vor. „Mit 200 strategischen Zielen und 250 land- und forstwirtschaftlichen Leuchtturm-Projekten, deren Umsetzung ab sofort beginnt, trimmt sich die steirische Land- und Forstwirtschaft für das Jahr 2030 fit“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher.
Sehr ambitioniertes Zukunftsprogramm braucht auch die Wertschätzung der Bevölkerung, der Politik und des Lebensmittelhandels. Dieses sehr ambitionierte Zukunftsprogramm „Land- und Forstwirtschaft 2030“ stellt die Weichen zur Stärkung der Familienland- und -forstwirtschaft, erfüllt die Wünsche der Bevölkerung nach noch mehr Qualität, Tierwohl, Umwelt-, Boden- und Klimaschutz und hebt neue marktangepasste Potenziale in der land- und forstwirtschaftlichen Produktion. Es beinhaltet weiters besondere Klimawandel-Anpassungsstrategien, durch besonderen Bodenschutz und durch intensiven Forschungstransfer für beispielsweise resistentere Sorten. „Diese im Zukunftsprogramm auf einen besonderen Mehrwert ausgelegte bäuerliche Produktion braucht aber die Wertschätzung und das Wohlwollen der Bevölkerung, der heimischen Politik und des Lebensmittelhandels. Deren Unterstützung fordern wir ein. Weiters muss die Politik die Ampeln für das bäuerliche Wirtschaften wieder auf Grün stellen“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Außerdem ist das „Steirische Zukunftsprogramm Land- und Forstwirtschaft 2030“ unsere Grundlage für die in absehbarer Zeit beginnenden Vorbereitungen und Verhandlungen für die neue EU-Agrarpolitik 2021 bis 2027 und für die nationalen Unterstützungen.
Besondere Leuchtturm-Projekte. „Unsere Ackerbauern legen ihren besonderen Fokus auf noch mehr Humusaufbau, noch mehr Fruchtfolge, Erosions- sowie Grundwasserschutz. Und die Grünlandbauern werden um zehn Prozent mehr gentechnikfreies Eiweiß aus Wiesen gewinnen, um so den Sojaimport aus Übersee zu verringern“, betont Titschenbacher. Eine wichtige Rolle für die Land- und Forstwirtschaft wird auch die Bioökonomie einnehmen – aus vorwiegend agrarischen und forstwirtschaftlichen Reststoffen können beispielsweise Fasern gewonnen werden, aus denen Autokarosserien, Glas oder Kunststoff hergestellt werden. Titschenbacher: „Wir stellen die Weichen so, dass die Land- und Forstwirtschaft in diesem Zukunftsfeld gleichwertiger Wertschöpfungspartner und nicht nur Rohstofflieferant ist.“ Besondere Potenziale gibt es auch mit Aronia als „Medical Food“, dem Birnenanbau, dem Johannisbeeren-Anbau für die Farbstoffherstellung, dem Biolandbau, dem Bergweinbau sowie bei dem von der EU geadelten Superfood „Steirische Käferbohne“, „Steirischer Kren“ und „Steirisches Kürbiskernöl“ möglich. Gute Chancen werden auch der steirischen Forstwirtschaft eingeräumt, deren jährliche Ernte von fünf auf 6,5 Millionen Festmeter ausgeweitet werden soll.
Pein: Tierfreundliche Haltung und Herkunftskennzeichnung in Großküchen und Gastronomie. „Die steirische Landwirtschaftskammer hat ein Tierwohl-Förderkonzept im Sinne der Konsumentenwünsche ausgearbeitet, das Investitionen der tierhaltenden Betriebe in noch mehr Tierwohl vorsieht“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Und weiter: „Dieses Tierwohl-Konzept ist auch Grundlage, damit 2030 die Hälfte der Schweine besonders tierfreundlich gehalten werden. Dazu ist eine von der öffentlichen Hand unterstützte und von der Gesellschaft mitgetragene Investitionsoffensive erforderlich.“ Die Vizepräsidentin unterstreicht ferner, dass gemeinsam mit der Forschung an einer Minimierung der Geruchsemissionen aus Geflügel- und Schweineställen im Sinne einer guten Nachbarschaft in den Dörfern mit Nachdruck gearbeitet wird. Neben der starken Rinder- und Schweinehaltung in der Steiermark sieht die Vizepräsidentin auch neue Chancen in der Geflügel- und Schafhaltung sowie in der Fischereiwirtschaft. Unabdingbar in diesem Zusammenhang, so Pein, ist die klare Herkunftskennzeichnung von tierischen Lebensmitteln verpflichtend in Großküchen sowie freiwillig in der Gastronomie und Hotellerie sowie bei Buschenschänken.
Brugner: Beratungsoffensiven steuern das Zukunftsprogramm. „Um dieses Zukunftsprogramm erfolgreich umzusetzen, wird die Landwirtschaftskammer ihr Beratungs- und Ausbildungsangebot an die Herausforderungen und Chancen entsprechend ausrichten. So starten wir spartenbezogene Beratungsoffensiven und Bildungsangebote“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf bessere Nutzung der gentechnikfreien Eiweißproduktion aus dem Grünland sowie Erosionsschutz und den Humusaufbau zur besseren Anpassung an den Klimawandel. Im Obstbau werden wir einen besonderen Beratungsschwerpunkt auf den Beeren- und Birnenanbau legen, im Weinbau auf die Stärkung der Exportkompetenz und im Gartenbau auf unser Superfood Kürbiskernöl, Kren und Käferbohnen sowie einen verstärkten Nützlingseinsatz im Garten- und Gemüsebau. Brugner: „Ein besonderes Augenmerk werden wir in der Bildung und Beratung auch auf die starken Tierhaltungssparten legen. Neben dem verstärkten Beratungsangebot zum Thema Tierwohl geht es dabei auch um die Optimierung des Fütterungs-, Stallklima- und tierfreundlichen Haltungsmanagements.“ Und weiter: „Für den Forstsektor schaffen wir ein umfassendes Beratungs- und Dienstleistungspaket für eine klimafitte Waldwirtschaft.“ Im Energiebereich wird verstärkt Augenmerk auf das Energiesparen und den Ausbau der erneuerbaren Energien gelegt.
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