Was es mit den Weißenbacher Graphitteufeln auf sich hat und warum diese Brauchtumsveranstaltung nicht an Reiz verloren hat.
Sie tragen nicht einmal Schuhe, sondern nur eine kurze Fellhose, um die Schellen gebunden haben, ein Fell-Leibchen sowie rote Hörnerkuppeln. Aber weil sie ihren ganzen Körper mit Hautcreme und Graphit eingeschmiert haben, ist ihr Aussehen furchteinflößend. Am Donnerstag, 5. Dezember, treten die Graphitteufel in Weißenbach bei Liezen wieder in Erscheinung.
Es ist kein bloßes Herumziehen und Herumschreien, sondern ein Krampusspiel mit Tiefgang. Der Bauer Daniel Peer, selbst schon seit 42 Jahren dabei und seit 2005 Spielleiter, weiß zu erzählen: „Die Ursprünge der Aufführungen lassen sich bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückverfolgen.“ Früher war es ein reines Stubenspiel, jetzt wird im Stadel oder in großen Garagen gespielt (um 18 Uhr beim Wissmann, um 19 Uhr beim Geyer vulgo Obergassner, um 20 Uhr beim Pollin vulgo Elsterer, um 21 Uhr am Dorfplatz).
Gut durchtrainiert
Die Mitwirkenden sind körperlich gefordert, müssen gut durchtrainiert sein und bereiten sich in mehreren Proben auf ihren Auftritt vor. „Bei den Aufführungen werden keine Mikrofone verwendet, daher müssen die Stimmbänder bei den Proben gut trainiert werden, denn die Texte werden geschrien“, berichtet Daniel Peer.
Die überlieferten Rollen wurden im Laufe der Jahrzehnte nur geringfügig erweitert. Neben dem Jäger, Schmied, Pfarrer, Bettelmann, Nikolaus, dem Tod und der Habergeiß gibt es eine Vielzahl von Krampussen. „Sie drücken das Böse und Sündige aus“, betont der Spielleiter und zählt auf: „Umweltteufel, Schwarzer und Roter Hund, Eheteufel, Luzifer, Suchtteufel, Schlussteufel.“
Der Rufteufel beginnt
Der erste Krampus, der auftritt, ist der Rufteufel. Sein Text stimmt die Zuschauer auf das Kommende ein: „Ihr habt mich gerufen, nun bin ich da!“ Erst seit einigen Jahren treten auch der Habgier- und Neidteufel auf. Einer von ihnen ist Martin Peer, der Sohn des Spielleiters. „Es dürfen nur Einheimische oder Männer mit starkem Weißenbach-Bezug mitspielen“, lässt der Regisseur wissen und merkt an: „Wir haben erfreulicherweise immer genügend Burschen, die mitmachen wollen. Oft müssen sie warten, bis eine Rolle wieder frei ist.“
Eine natürliche Wildheit
Dass diese Brauchtumsveranstaltung nichts von ihrer Ursprünglichkeit verloren hat, schreibt Daniel Peer der Einzigartigkeit der Figuren zu. „Das Besondere an unseren Teufeln sind ihr Aussehen und ihre Ausdrucksweise. Sie versprühen eine natürliche Wildheit und drücken ihr Verhalten durch natürlich wirkende Mimik und Gestik aus. Außerdem machen wir es nicht aus kommerziellen Gründen. Wir spielen nur am 5. Dezember und verlangen keinen Eintritt. Mit den freiwilligen Spenden werden die Requisiten repariert oder neu angeschafft.“ Abschließend nennt er auch ein Ziel: „Wir wollen mit unserem Krampusspiel in das Österreich-Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden.“
[© Johann Lüftenegger]