Es gibt viele Argumente für das neue Heizwerk samt Heutrocknungsanlage in Stainz. Aber eine Bürgerinitiative läuft dagegen Sturm.
Das Stainzer Nahwärmeheizwerk ist mehr als 30 Jahre alt und an die Grenzen der Auslastung gekommen. Außerdem ist der bestehende Standort in der Volksschule Stainz alles andere als optimal. Die bäuerliche Betreibergenossenschaft plant nun eine moderne, neue Heizanlage. Sie hat für die Errichtung schon einen geeigneten Standort gefunden. Dieser befindet sich außerhalb des Stainzer Ortszentrums an der Sauerbrunnstraße, die Richtung Reinischkogel führt.
Neue Wohnbauten
Dagegen läuft jetzt eine Bürgerinitiative Sturm, obwohl die Bauern viele gute Argumente ins Treffen führen. Durch die Neuerrichtung stellen sie sicher, dass das Schulzentrum keine Belastung mehr durch den Betrieb des Heizwerkes erfährt. In der Umgebung des geplanten Heizwerkes sind in der nächsten Zeit mehrere größere Wohnbauten geplant. Sie können ebenfalls an das Nahwärmenetz angeschlossen werden . Durch einen möglichen Anschluss geplanter Neubauten wird eine weitere CO2 freundliche Wärmeversorgung realisiert, die Wertschöpfung bleibt in der Region. Durch die bereits bestehende Leitungsinfrastruktur gibt es bis zum nahegelegenen Sportplatz bereits eine geeignete Anschlussleitung, um die zukünftige Versorgung sicherzustellen. Dass die neue Anlage die strengsten Emissionsgrenzen erfüllt und außerdem mit einer Rauchgaskondensationsanlage, die zusätzliche Energie liefert, ausgestattet sein wird, ist für die inzwischen auf den Plan getretenen Kritiker dagegen ebenfalls nicht relevant.
Leitungsnetz
Die Gegner der geplanten Neuerrichtung argumentieren, dass der Neubau das sogenannte Neurather Feld, ein Stainzer Naherholungsgebiet, massiv entwertet. Außerdem würde ein enormer Verkehrszuwachs durch den Ortsteil Neurath stattfinden. Sie wollen, dass das neue Heizwerk im Gewerbegebiet auf der gegenüberliegenden Gemeindeseite errichtet werden soll. Hier ist aber der Wunsch der Vater des Gedankens. „Wenn die bestehende Leitungsinfrastruktur so effizient als möglich genutzt und nicht die ganze Marktgemeinde Stainz komplett neu umgegraben werden soll, ist der geplante neue Standort die einzige praktikable Möglichkeit“, erklärt der Stainzer Vizebürgermeister Karl Bohnstingl. Er fährt fort: „Der passende Anschlussquerschnitt der Hauptleitung bis zum dem neuen Standort nahegelegenen Sportplatz, die geplanten Wohnbauerweiterungen und das bereits bestehende vor Ort befindliche kleine Gewerbegebiet mit der Stainzerplattenerzeugung sprechen eine klare Sprache zugunsten des geplanten Standortes.“
Außerdem plant Peter Strohmeier, einer der Betreiber, direkt an die neue Heizanlage anschließend die Errichtung einer bäuerlichen Heutrocknungsanlage. Dadurch möchte er sicherstellten, dass in dem zum Großteil von ihm bewirtschafteten Neurather Feld auch weiterhin die für die Erholungssuchenden so bedeutende arten- und tourismusgerechte Grünlandbewirtschaftung aufrechterhalten kann. Er wird das durch die regionale Nahwärme getrocknete Heu als Wild- und Pferdefutter an Berufskollegen verkaufen.
Peter Strohmeier klärt auf: „Der als Ersatz für unsere leider abgebrannte alte Trocknungsanlage geplante Neubau direkt am Heizwerk nimmt genau in den sommerlichen Schwachlastzeiten die für den effizienten und umweltfreundlichen Einsatz des Heizwerkes benötigten zusätzlichen Wärmemengen ab.“ Strohmeier stellt sich die Frage, die auch andere Bäuerinnen und Bauern, die eine Investition in ihren Betrieb und damit in die wirtschaftlich tragfähige Zukunft planen, stellen: „Wie abhängig bin ich als Bauer, dem an der Bewirtschaftung des bäuerlichen Betriebes und der Vielfalt der Region gelegen ist, von Menschen, die ohne zu viel zu hinterfragen, einfach dagegen sind?“ Und weiter: „Alle wollen mitreden, sie sind für gepflegte und bewirtschaftete Landschaft. Aber sobald etwas Neues, Modernes, wirtschaftlich Sinnvolles entstehen soll, ist man sofort unreflektiert dagegen.“
Unterschriftenliste
Der junge Bauer und Betreiber erklärt abschließend: „Gerne stelle ich mich der Diskussion und bin bereit, Streitpunkte in der direkten Diskussion aus dem Weg zu räumen. Doch wenn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, die sich in keiner Weise an die objektive Faktenlage richten, Unterschriftenlisten gegen das Projekt aufgelegt werden und die Menschen diese, ohne sich genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen, unterschreiben, hört sich für mich das Verständnis auf.“
Beitrag verfasst von Markus Habisch
Fotos: AdobeStock (1), privat (2)
1 kommentieren
Sehr geehrter Herr Habisch!
Wenn Bürgerinitiativen sich für den Erhalt von Landschaften einsetzen finde ich das immer gut. Ich denke in Österreich ist schon mehr als genug zu betoniert worden. Seit den 1950er Jahren hat die Landwirtschaft ein Drittel an Fläche verloren. Es ist daher auf jeden Fall zu prüfen ob nicht der bestehende Standort verbessert werden kann. Kleine Unannehmlichkeiten und Einschränkungen sind auf jeden Fall besser als ein Naherholungsgebiet zu belasten. Und wenn es ins Gewerbegebiet besser hinpasst, dann muss der Bevölkerung die Mehrkosten recht sein.
Ich bin selber Nebenerwerbslandwirt in einem Naherholungsgebiet und erlebe jeden Tag wie wertvoll unsere Arbeit ist, auch wenn sie nicht honoriert wird. ( außer dass unsere Felder zukünftiges Bauland sind und damit eine enorme Wertsteigerung haben).
Wir dürfen in der Landwirtschaft nicht immer gegen die Betonierer Industrie und Handel wettern und selber letztlich das gleiche machen. In unserer Region stehen mehrere leere 10.000er Masthühnerställe und jetzt wird auf die grüne Weise ein neuer 40000er Stall hingestellt.
Mit freundlichen Grüßen Roman Bruckner !