Wie sinnvoll ist Hanf am Feld?

von NEUES LAND

Blüten, Samen oder Faser – Hanf ist bekannt für seine vielseitige Einsetzbarkeit. Doch nicht alles lohnt sich im Feldanbau.

Hanf ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Erde und von jeher für die vielseitige Einsetzbarkeit bekannt. Sowohl für Samen, Blüten, Blätter und Stiele von gibt es eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten. Doch nicht alles, was möglich ist, macht im Feldanbau auch Sinn. Vor allem die Gewinnung von Cannabidiol (CBD), einem in den Blüten enthaltenen Wirkstoff für medizinische Anwendungen, wird sich voraussichtlich nicht lohnen. Beim Versuchsreferat des Landes Steiermark wurden in den letzten beiden Jahren einige Sortenversuche durchgeführt. Referatsleiter Johannes Schantl zieht ein Resümee: „Prinzipiell können die Blüten von bekannten Sorten wie Fedora oder Felina im Feldanbau geerntet werden. Die gemessenen CBD-Gehalte sind im Bereich von einem Prozent und würden theoretisch durchaus Erträge von 40 Kilogramm CBD und mehr pro Hektar ermöglichen. Ein Problem ist aber die Verarbeitung von mehreren Tonnen Blütenmaterial. Dadurch wird eine Nutzung von Hanf am Feld für die CBD-Gewinnung eher weniger interessant sein.“ Im Gartenbau mit Sorten mit wesentlich höheren CBD-Gehalten oder auch in der Jungpflanzenaufzucht sieht Schantl dennoch Möglichkeiten.

Mehrfachnutzung

Dagegen könnte die Gewinnung von Fasern für Dämmstoffe oder Papier in Zukunft einen wesentlich größeren Stellenwert bekommen. Günther Schmid ist Kulturberater bei der Firma Hanfland und beschreibt die Möglichkeiten: „Pro Hektar fallen beim Hanf am Feld etwa sechs bis acht Tonnen Hanfstroh an. Dieses teilt sich in ein Drittel Faser- und zwei Drittel Holzanteil, der auch Schäben genannt wird. Während die Faser für Dämmstoffe, Papier und Bekleidung verwendet werden kann, sind die Schäben beispielsweise sehr gutes Material für Einstreu.“

Die Firma entwickelte sogar einen Prototyp für die maschinelle Trennung dieser Bestandteile direkt am Feld. Das Knowhow ist vorhanden und das Material könnte eine echte und ökologische Alternative für Erdölprodukte sein. „Die verarbeitende Industrie möchte zwar einen hochwertigen, regionalen und ökologischen Ersatz haben, ihn aber nicht bezahlen“, ist der Hanf-Profi wenig begeistert. Er sieht aber Möglichkeiten in der Zukunft: „Wenn es beispielsweise Förderungen für alternative Materialien gäbe, könnte daraus ein guter Industriezweig mit Rohstoffproduktion entstehen.“

Steigende Nachfrage

Die Samen des Hanfs erfreuen sich in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. Johannes Schantl erklärt: „Technisch ist die Ernte von Hanf am Feld mit gängigen Mähdreschern gut möglich. Pro Hektar können umgerechnet bis zu 1500 Kilogramm getrocknete Körner geerntet werden.“ Daraus lassen sich wiederum zahlreiche hochwertige Lebensmittel herstellen. Die Ölmühle Fandler in Pöllau setzt beispielsweise schon länger auf regionale Hanfsamen höchster Qualität. Geschäftsführerin Julia Fandler sagt: „Im letzten Jahr haben 17 Landwirte auf 56 Hektar für uns Hanf angebaut. Es freut mich sehr, dass wir durch die steigende Nachfrage eine so traditionsreiche Kultur verarbeiten können.“

Die Landwirte liefern die Hanfsamen mit der Schale an. Erst in der Ölmühle werden diese vor dem Pressen geschält. „Durch diesen zusätzlichen Schritt erreichen wir ein feineres Aroma des Öls und behalten dennoch den sehr würzigen Charakter des Hanfs“, erklärt die Geschäftsführerin. Auch der Rückstand des Pressprozesses, der Ölkuchen, wird natürlich verarbeitet. „Er eignet sich nicht nur als Viehfutter, sondern auch hervorragend für die Herstellung eines glutenfreien Mehls. Der relativ hohe Restfettgehalt von etwa 15 Prozent dient dabei als Geschmacksträger“, so Fandler. Das Mehl kann mit etwa 30 Prozent bei gängigen Brotrezepten ersetzt werden, aber auch höhere Anteile sind durch leichte Veränderungen der Rezeptur möglich.

Hanfprodukte: Samen, Öl und Mehl

Hanfprodukte: Samen, Öle und Mehl erfreuen sich steigender Beliebtheit. Die Ölmühle Fandler in Pöllau ist dabei ein Vorreiter in der Steiermark. Foto: photonic-stock.adobe.com

Gesundheit

Hanfsamen verdienen wahrlich den Namen Superfood, denn alle essentiellen Aminosäuren sind darin vorhanden. Außerdem punkten sie mit hohen Anteilen an Vitamin B1, B2 und E, Calcium, Magnesium, Kalium und Eisen sowie den gesunden Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Diese sind vor allem auch im Hanföl in perfektem Verhältnis vorhanden. Darin wirkt außerdem die enthaltene Gamma-Linolen-Säure entzündungshemmend.

Beitragsbild: ten03-stock.adobe.com

 

 

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2 Kommentare

Peter 27. September 2019 - 9:14

Das sehe ich anders. Es gibt Produzenten die mit Liebe und Geschick erstklassige cbd-produkte am Acker entstehen lassen und das rechnet sich auch. Mein Favorit: http://www.auratura.at das beste CBD-Öl weit und breit!

Antwort
Robert Matzer 27. September 2019 - 10:12

Lieber Herr Steinecker,
vielen Dank für den interessanten Kommentar. Die CBD-Produktion im Freiland ist vermutlich auch eine Sortenfrage, da der steirische Hanf auf der Homepage von Auratura einen CBD-Gehalt von 8% aufweist.
Bei den Tests der Versuchsanstalt wurden ausschließlich Sorten verwendet, mit denen es Erfahrung im Anbau gibt und die dagegen nur CBD-Gehalte von etwa 1% haben.
Daraus folgt ein hoher Aufwand durch die Verarbeitung großer Blütenmengen und die Schlussfolgerung, dass sich das „nicht lohnen wird“.
Ich werde die Information auch an Herrn Schantl weiterleiten. Vielleicht sind noch Versuche mit anderen Sorten in Planung.
MfG

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