Die Kammervollversammlung beschäftigte sich mit der Energiesicherheit und will die Bauern in PV-Ausbaupläne eingebunden wissen.
Die Kammervollversammlung am Mittwoch stand im Zeichen einer umfassenden Energie-Diskussion. LK-Präsident Franz Titschenbacher erinnerte daran, dass die Begutachtungsfrist für den Entwurf des Sachprogramms Photovoltaik am 24. März abläuft. Die Diskussion rund um großflächige PV-Anlagen auf Ackerflächen har, so Titschenbacher, die Wogen in der Bauernschaft in den letzten Wochen hochgehen lassen. Darum war es ihm wichtig, zur Kammervollversammlung mit Vorstandssprecher Christian Purrer von der Energie Steiermark einen Experten einzuladen, der einen Überblick über die Energiesicherheit im Land geben sollte.
Geringe Strom-Ausfallzeit
Mit 20 Minuten Strom-Ausfallzeit im Jahr werde in Österreich ein weltweiter Spitzenwert erreicht, leitete Purrer ein. Die wesentlichen Eckpfeiler dieser Energiesicherheit sind Strom und Gas. In Zukunft kommt die Energie immer mehr aus Biomasse, Photovoltaik und Wind. Trotzdem wird die Abhängigkeit vom Erdgas noch jahrelang gegeben sein. „20 Prozent vom Gas gehen an die Haushalte, 80 Prozent in die Industrie und Verstromung“, sagte Purrer. Die Gasspeicher in Österreich sind derzeit mit 66 Prozent sehr gut gefüllt – auch deshalb, weil die durch die Ukraine nach Österreich führende Erdgasleitung im Krieg bisher nicht beschädigt worden ist und weiterhin russisches Erdgas liefert.
Bezüglich eines drohenden Blackouts zeigte sich der Vorstandssprecher gelassen: „Diese Gefahr wird dramatisiert. Sollte es tatsächlich zu einem europaweiten Stromausfall kommen, sind wir mit unseren Netz-Wiederaufbaukonzepten gut vorbereitet.“
Bezüglich des Netzausbaus informierte Purrer, dass die Energie Steiermark heuer 160 Millionen Euro in die Hand nehmen wird. Er warnte allerdings vor übertriebenen Hoffnungen: „Wir können nicht Tausende Einspeisungswünsche sofort erfüllen. Das wird eine mehrjährige Perspektive benötigen. Wir haben auch nicht das Fachpersonal dafür. Oft gibt es Verzögerungen, weil das benötigte Material wie Trafostationen nicht zu bekommen ist.“
Landeskammerrat Norbert Narnhofer, Obmann des Bergbauernausschusses, klagte, dass viele Landwirte ein leistungsfähiges Leitungsnetz benötigen würden, um Strom einspeisen zu können, aber keine Aussicht dafür hätten. Dem entgegnete Purrer, dass die Regulierungsbehörde für Strom und Gas peinlich genau darauf achte, dass nur dort ausgebaut werden könne, wo die Leitung ausfinanziert sei.
Eine Kampfansage
Kammerdirektor Werner Brugner betonte den Willen der Landwirte zu gemeinsamen Projekten mit den Energieversorgern, wenn es dadurch gelingt, das Leitungsnetz zu verstärken. Für den Fall, dass für den Photovoltaik-Ausbau weitere wertvolle Ackerflächen vorgesehen werden, sprach er davon: „Dann werden wir uns massiv zur Wehr setzen!“
In die selbe Kerbe schlug Landesrat Hans Seitinger: „In unserem Land gibt es genügend andere Flächen, die für die Photovoltaik nutzbar wären. Das sind Dächer, Steilflächen oder Grenzertragsböden. Daher richte ich an die Energieversorger die Bitte um Transparenz beim Ausbau und um die Möglichkeit der Mitsprache.“ Und er hakte nach: „Die Bauern sind bereit, die Daten zu sammeln und wollen das dann gemeinsam machen.“ Purrer erklärte, dass die Energie Steiermark derzeit nur 40 Hektar Ackerflächen für großflächige PV-Anlagen vertraglich gesichert hat und sagte: „Wir sind nicht bereit, uns an der Lizitation für PV-Flächen zu beteiligen!“
Fotos: Harald Schindler/stock adobe com, Brodschneider