Andreas Kühberger ist seit 2010 Bürgermeister von Mautern und seit einem Monat Bezirksparteiobmann von Leoben. Bei einem guten Wahlergebnis kann er in den Landtag einziehen und das Bauernbund-Team verstärken. Ein Video zum Interview finden Sie hier.
NEUES LAND: Sie haben 2010 die Gemeinde Mautern umgedreht und 2015 nochmals 22,5 Prozent dazugewonnen. Wie schafft das ein Bürgermeister?
Bürgermeister Andreas Kühberger: In einer Gemeinde kann man viel bewegen, gute Ideen einbringen und auch umsetzen. Die Menschen spüren, wenn was weitergeht und wenn man ehrlich mit ihnen umgeht. Das wird dann auch bei der Wahl honoriert.
NL: Wie kamen Sie in die Politik?
Kühberger: Als unser Hof abgebrannt war, kam am nächsten Tag Landeshauptmann Krainer und hat sofort geholfen – finanziell und moralisch. Da hatte ich das Gefühl, dass die Volkspartei Werte hat und diese lebt. Nach meinem Wahlerfolg 2010 ist sofort Hermann Schützenhöfer gekommen und hat mich unterstützt. Da spürt man, dassman niemals allein ist – weder in guten noch in schlechten Zeiten. Und diese Werte der Volkspartei und des Bauernbundes möchte ich noch stärker leben.
NL: Sie haben aber auch Kultur aufs Land gebracht?
Kühberger: Wir haben im Klosterinnenhof eine Überdachung gebaut, finanziert über eine Baustein-Aktion und so einen Kultursaal errichtet, in dem viele Veranstaltungen abgehalten werden. Wir sind die einzige Landgemeinde in der Steiermark, in der es auch Opernaufführungen gibt, dabei werden die kulturtragenden Vereine aus der Region eingebunden. Die Besucher kommen teilweise von weit her und lassen viel Geld in der Region. Davon profitieren die Beherbergungsbetriebe, die Gewerbebetriebe und natürlich auch die Bauern. Zu Pfingsten kommen 1100 Pfadfinder, auch die sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Und wir haben eine sehr gute Infrastruktur, vom Schwimmbad bis zum Pflegeheim.
NL: Es tut sich was im Ort. Wie profitieren die Bauern davon?
Kühberger: Die kommunalen Dienstleistungen, vom Schneeräumen übers Baumschneiden bis zum Zäunen, werden fast ausschließlich von den Bauern bewerkstelligt. Bei Veranstaltungen und Feierlichkeiten wird das Catering an die Direktvermarkter vergeben und Geschenke werden prinzipiell so ausgewählt, dass sie im Ort produziert werden können. Natürlich setzen wir auch auf erneuerbare Energie und die Rohstoffe aus der Region. Ein Biomasse-Heizwerk ist in Planung. Die Lieferanten kommen aus dem Umkreis von 40 Kilometer.
NL: Wie gehen Sie als Bürgermeister mit den unterschiedlichen Nutzungsinteressen an Grund und Boden um?
Kühberger: Das Eigentum ist eines der höchsten schützenswerten Güter. Andererseits sind der Tourismus und ein entsprechendes Freizeitangebot sehr wichtig. Wir alle profitieren davon. Daher ist es mein Ziel, in jeder Gemeinde im Bezirk im Einverständnis mit den Grundbesitzern einen Radweg anzubieten, mit entsprechender rechtlicher Absicherung und passendem Versicherungsschutz. Wir wollen Tourismus nicht verhindern, wir wollen ihn lenken.
NL: Kann man Tourismus lenken?
Kühberger: Ich bin ausgebildeter Waldpädagoge. Ich mache mit Kindern und Schülern Führungen durch den Wald, zeige ihnen die Grenzsteine und bringe ihnen den Respekt vor dem Eigentum bei. Ich erkläre aber auch die Wertigkeit von Lebensmitteln und das ohne einen fairen Preis die Bauern nicht überleben können. Über die Kinder findet man leichter den Zugang zu den Erwachsenen.
NL: Dann sind Sie sicher auch Jäger?
Kühberger: Ja natürlich. Es ist aus meiner Sicht etwas Besonderes auf dem eigenen Grund und Boden jagen zu können. Wir sollten die Bauernjagd weiter ausbauen, dann gibt es weniger Konflikte zwischen Jagdberechtigten und Grundbesitzern. Jeder Bauer schaut auf seinen Wald und auf sein Wild. Er kann die Prioritäten selber reihen.
NL: Sie sind aber doch lieber Bauer?
Kühberger: Auf einem Bauernhof leben meist zwei Generationen, die dort Arbeit und Einkommen finden. Der Bauernhof sichert Arbeitsplätze, entlastet den Arbeitsmarkt und kurbelt die Wirtschaft an. Außerdem ist er Heimat für meine Familie mit unseren sechs Kindern.