Trotz der schwierigen Situation am Apfelmarkt will der Obstbauer Peter Pöschl zusammen mit seiner Gattin voll durchstarten und setzt dabei stark auf die Direktvermarktung. Porträt verfasst von Roman Bruckner.
„An apple a day, keeps the doctor away!“ Dieser bekannte Spruch aus dem Englischen ist das gesundheitliche Motto der jungen Familie Pöschl auf ihrem Obsthof in St. Marein bei Graz. Peter Pöschl, frisch gebackener Obstbaumeister, hat den Hof 2020 von seinen Eltern übernommen und führt ihn heute zusammen mit seiner Frau Jenifer im Vollerwerb mit starkem Direktvermarktungsanteil.
Der 34-Jährige ist von Kind auf mit dem Obstbau vertraut und hat die Obstbaufachschule Wetzawinkel im Jahr 2006 abgeschlossen. Damals waren die Eltern noch jung und der Betrieb nicht groß genug. Daher hat er den Beruf des KFZ-Mechanikers erlernt, den er bis 2020 ausübte. 2016 wurde geheiratet und bald darauf kamen ihre beiden Kinder, ein Mädchen und ein Bub, auf die Welt. Auch die Ehefrau war bis zur Übernahme in einem anderen Beruf tätig, nämlich als Krankenschwester. „Gesundes Obst ist die beste Krankheitsvorsorge“, meint sie und stellt damit eine gute Verbindung zwischen ihrem alten und neuen Beruf her.
Apfelsortiment
Der Betrieb besteht aus fünf Hektar Obst- und zehn Hektar Waldfläche. Wenn mit dieser Fläche nur der Handel beliefert werden würde, wäre das Einkommen für die junge Familie zu gering. Daher wird heute stark auf die Direktvermarktung gesetzt. Die Obstfläche ist großteils mit Äpfeln bepflanzt. Ein kleiner Anteil sind Birnen, Pfirsiche und Zwetschken. Die Sortenvielfalt beim Apfel ist groß, wobei Gala und Evelina beim Tafelobst die Hauptsorten sind. Rubinette und Braeburn sind die Aromaträger in der Verarbeitung.
Die Flächen werden konventionell bewirtschaftet und die meiste Arbeit erledigen die beiden selbst. Die Eltern und Schwiegereltern helfen immer wieder mit und bei der Ernte werden zwei Erntehelfer angestellt. Die Ernte, die gerade in vollem Gang ist, dauert insgesamt zehn Wochen. Danach kommen noch einige intensive Wochen, in der die Früchte zu Saft, Nektar und Most verarbeitet werden. Später wird aus Most auch noch Sekt, Cider und Essig erzeugt.
Für die Verarbeitung wurde ein großzügiges Gebäude errichtet, in dem mit modernen, leistungsfähigen Maschinen alles bis auf das Pressen selbst gemacht werden kann. Die energieintensive Pasteurisation erhält die Wärme aus der eigenen Hackschnitzelheizung. Zum Pressen kommt ein Lohnunternehmen für eine paar Tage auf den Hof. So entstehen aus den frischen und aromatischen Äpfeln in kurzer Zeit hervorragende Apfel- und Apfelmischsäfte. Die Edelbranderzeugung liegt noch in den Händen des Vaters.
Schöner Hofladen
Ein weiteres Kernstück des Hofes ist der geschmackvoll eingerichtete Hofladen. Dieser funktioniert auf Selbstbedienungsbasis. Das heißt, die Kunden haben immer Zutritt und können die Produkte selbst entnehmen. Man füllt seine Tasche und das Steigerl mit den Früchten und wiegt es. Per Touchscreen erfolgen die Eingabe und die Belegausgabe. Den fälligen Betrag gibt man in den Schlitz einer Kassabox. Auf die Frage, ob die Leute da wohl ehrlich sind und alles bezahlen, antwortet der überzeugte Direktvermarkter: „Meistens ist ein bisschen mehr drin, weil die Leute eher aufrunden, das funktioniert perfekt!“ Neben den eigenen Produkten gibt es auch solche von anderen Höfen aus der Region. Dadurch wird der Hofladen attraktiver für die Kunden und der Obstbauer kann im Gegenzug auch andere Hofläden beliefern. Zur Kundschaft gehören weiters einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe.
Damit die Direktvermarktung in Zukunft noch wachsen kann, finden am Hof immer wieder Veranstaltungen und Märkte statt. „In der Zukunft wollen wir die Menschen noch mehr auf den Hof holen. Es soll Führungen, Vorträge und die Gelegenheit zum Mitmachen geben“, meint Peter Pöschl und will damit den Konsumenten den hohen Wert der heimischen Qualitätslebensmittel vermitteln.
Zur Person
Peter Pöschl (34) wohnt in Holzmannsdorfberg 20, 8323 St. Marein bei Graz. Er ist verheiratet mit Jenifer und Vater von zwei Kindern. Der Betrieb umfasst fünf Hektar Obstfläche mit 90 Prozent Äpfel sowie 10 Prozent Birne, Pfirsich und Zwetschke und zehn Hektar Wald. Direktvermarktung im 24 Stunden Selbstbedienungsshop, Internetshop und Veranstaltungen am Hof. www.hohenegger-hof.at
Fotos: Roman Bruckner