Warum seine Weine römische Namen wie Claudius, Romulus oder Urbanus tragen und warum der Oststeirer Erich Pöltl jun. nicht – so wie sein Vater – in die Politik gehen wollte. Porträt erstellt von Roman Bruckner.
Der Landwirtschafts- und Weinbaumeister Erich Pöltl bewirtschaftet mit seiner Familie einen Weinbau- und Hühnermastbetrieb in Löffelbach in der Gemeinde Hartberg Umgebung. Sein Name ist sicher den meisten älteren Bäuerinnen und Bauern bekannt, denn der ehemalige und 2021 verstorbene Landesrat Erich Pöltl war sein Vater. Vater und Sohn haben zweifellos viele Ähnlichkeiten, aber in die Politik hat es Erich Junior nie gezogen. „Ich bin mit dem Betrieb voll ausgelastet und möchte das, was wir mit den Eltern zusammen aufgebaut haben, gut an den Nachfolger weitergeben“, meint der dreifache Familienvater.
Ursprünglich war der Pöltl-Hof eine kleine Keusche, aber mit viel Fleiß und Begeisterung ist es Senior und Junior gelungen, daraus einen Vollerwerbsbetrieb zu machen. Heute ist Erich Pöltl 54 Jahre alt, seit 26 Jahren mit seiner Frau Christine verheiratet und stolzer Vater von drei Söhnen. Begonnen hat seine landwirtschaftliche Laufbahn in der Fachschule Grottenhof Hardt. Darauf folgte die Facharbeiterausbildung in der Weinbauschule Silberberg, die auch sein älterer Sohn Josef bereits absolviert hat. Dann machte er noch die beiden Meister-Ausbildungen und vor 20 Jahren erfolgte die Hofübernahme.
Römerweinstraße
Der Betrieb umfasst heute einen Hühnermaststall mit Bodenhaltung für 20.000 Hühner und eine Weinbaufläche von drei Hektar. Dazu gibt es einen sehr schönen, urigen Buschenschank am Fuße der Weingärten. Mit ungefähr sieben Wochen Öffnungszeit und vielen Veranstaltungen wird dort das Haupteinkommen erzielt. In der Nähe zum Buschenschank und dem Hof befindet sich die bekannte römische Ausgrabungsstätte „Villa Rustica“. Das ist sicher mit ein Grund, warum die oststeirische Römerweinstraße am Buschenschank vorbeigeht.
Seit seiner Kindheit mit dieser „Villa Rustica“ vertraut, hat es den begeisterten Weinbauern dazu bewogen, die römische Toga zu seinem Markenzeichen zu machen. Ob im Buschenschank oder beim Steiermark-Frühling am Wiener Rathausplatz, er überrascht alle mit seinem ungewöhnlichen Outfit. Aber wenn er in perfektem stoasteirischen Akzent die Leute mit „Salve“ begrüßt, dann kennen sich alle aus und bestellen gleich ein Gläschen Urbanus. Das ist sein bekannter ,fruchtiger Weißburgunder. Auch alle anderen Weine haben einen römischen Namen wie Claudius, Romulus, Villa Rustica oder Antiquus Romanus. Letztere ist ein ganz besonderer Rotwein der Sorte Blauer Wildbacher. Er reift dreieinhalb Jahre in einem 300-Liter-Holzfass, das in der Erde vergraben ist. Alle zwei Jahre gibt es ein Römerfest, bei dem ein Fass ausgegraben wird und die Besucher den Wein gleich verkosten können. Mit dieser besonderen Lagerung möchte Erich Pöltl die römische Weinlagerung in Amphoren und Zisternen nachahmen.
Zweimal schon in Rom
Privat ist der ehemalige Fußballspieler ein begeisterter Wanderer und auch gern in den europäischen Hauptstädten unterwegs. An erster Stelle steht natürlich Rom, wo er schon zweimal war. Sein Lieblingsessen bleibt trotzdem das Cordon Bleu vom steirischen Schwein.
Für die Zukunft ist ihm die Betriebsübergabe sehr wichtig. „So wie mir mein Vater komplett freie Hand gelassen hat, möchte ich es auch mit meinem Sohn halten“, erklärt er mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und lädt zu einem ganz besonderen Kultur-Ereignis auf seinem Römerweinhof ein. Am 26. Juli um 19 Uhr sowie am 27. Juli um 17 Uhr wird hier die bekannte Oper „Der Liebestrank“ aufgeführt. Verantwortlich für dieses besondere Opernprojekt ist seine Schwester Barbara.
Zur Person
Erich Pöltl (54) wohnt Löffelbach 139, 8230 Hartberg Umgebung. Er ist verheiratet mit Christine, Vater von drei Kindern sowie Landwirtschafts- und Weinbaumeister. Seine Betriebsschwerpunkte sind die Hühnermast und der Weinbau (Buschenschank sieben Wochen im Jahr geöffnet).
[© Bruckner]