Sich in die Lage des Kunden zu versetzen, ist für die Stattegger Bäuerin Martina Gruber bei der Direktvermarktung ganz wichtig. Kürzlich wurde sie zur „Hofheldin“ gekürt.
Wenn Martina Gruber auf ihren Bauernhof zu reden kommt, spricht sie von 8000 Mitarbeiterinnen und klärt auf: „Als mein Mann Peter und ich im Jahr 1997 heirateten, war unser Betrieb noch ein reiner Milchviehbetrieb. Aber schon kurz nach der Hochzeit und Betriebsübernahme errichteten wir einen Stall für 3300 Legehennen. Zehn Jahre später wurde der Stall auf 6000 Hennen erweitert, 2019 kam ein zweiter Stall für 2000 Legehennen hinzu. Für die Hühner steht eine Auslauffläche von 6,4 Hektar zur Verfügung.“ Dass man sich gerade auf die Legehennenhaltung ausgerichtet hat, erklärt Martina Gruber so: „Das war vor allem gut kalkulierbar. Man konnte einen guten Businessplan machen und außerdem mag ich diese Tiere.“
eggs-to-go-Eierautomat
Stetig wuchs am Betrieb vulgo Buchsimmerl – die Hofgeschichte lässt sich bis ins Jahr 1410 (!) zurückverfolgen – auch die Direktvermarktung. „Mittlerweile sind wir mit unseren Eiern in 17 Billa-Filialen und in zahlreichen Partner-Geschäften vertreten“, erzählt die Statteggerin. Aber nicht nur das. „Unsere Produkte verkaufen wir freitags und samstags auch im eigenen Hofladen sowie rund um die Uhr bei einem eggs-to-go-Eierautomat.“ Die Produktpalette beschränkt sich nicht nur auf Eier, Apfelsaft und Kernöl, sondern umfasst auch Edelbrände, Vollkornmehl, Bauernbrot, Brotbackmischungen, Eierlikör sowie in den kommenden Wochen auch Allerheiligenstriezel und Kletzenbrot.
Besonders ideenreich ist Martina Gruber mit ihren verschiedenen Nudelarten. „Unsere Uhrturm-Nudeln verkaufen sich in den Grazer Souvenirläden sehr gut und sind vor allem für Touristen ein kulinarisches Mitbringsel“, lässt die kreative Eierbäuerin wissen und fährt fort: „Unsere Nudeln in Traktorform kommen besonders bei den Buben gut an, während die Mädchen eher die Pferdenudeln lieben.“ Daneben gibt es noch Muschel- und klassische Suppennudeln, bunte Spiralen, Spaghetti, Rigatoni, Hörnchen, Fleckerl und viele andere mehr. Auch vegane Vollkornnudeln finden sich im Angebot. „Wenn ich Veganer als Kunden haben möchte, dann muss ich ihnen entgegenkommen“, beschreibt sie ihre Einstellung.
Agrar-Marketing
Bei der Vermarktung hat sie nach eigenen Worten sehr stark vom Besuch des Zertifikatslehrganges „Agrar-Marketing“ profitiert. „Vorher hatte ich ein ganz anderes Bild von Marketing. Aber seither ist mir bewusst, dass es ganz entscheidend ist zu wissen, wie der Kunde denkt, was er eigentlich will und wie ich ihn erreiche“, sagt Martina Gruber und lässt jedem spüren, dass sie eine Bäuerin mit Leib und Seele ist. Dabei studierte sie ursprünglich Mikrobiologie. Aber die Begegnung mit ihrem späteren Mann – „Er hatte mit seiner Rundballenpresse auf meinem elterlichen Bauernhof in Kumberg zu tun“ – veränderte ihre Lebensplanung entscheidend. „Als Bäuerin hatte ich auch den Megavorteil, immer bei unseren drei Kindern sein zu können“, streicht sie hervor.
Neben ihrer Arbeit als Bäuerin – vor kurzem wurde sie von der steirischen Landwirtschaftskammer zur Hofheldin gekürt – ist Martina Gruber auch in der Öffentlichkeit aktiv. Sie arbeitet im Bauernbundvorstand und in der Bäuerinnenorganisation mit und war 14 Jahre lang im Stattegger Gemeinderat tätig, zuletzt als Gemeindekassierin.
Zur Person
Martina Gruber (45) wohnt in der Kalkleitenstraße 22, 8045 Stattegg. Die Betriebsschwerpunkte sind Legehennen, Fleischschafe, Direktvermarktung, Forstwirtschaft und Dienstleistungen. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Im Jahr 2019 erhielt sie in Wieselburg den Titel „Pasta Kaiser“, heuer von der steirischen Landwirtschaftskammer die Auszeichnung „Hofheldin“.
Fotos: Brodschneider