Am biozertifizierten Familienbetrieb Ribes in St. Stefan ob Stainz ist jetzt Hochsaison. Gudrun Schriebl erzählt, wie sie Bäuerin geworden ist. Porträt von Roman Bruckner.
Seit mehr als 40 Jahre gibt es in St. Stefan ob Stainz den großen Obstbaubetrieb „Ribes“ mit Schwerpunkt Ribisel. Die Eltern haben ihn aufgebaut und eine von den sechs Töchtern sollte ihn Mitte der 1990er-Jahre übernehmen. Die Wahl ist damals auf Gudrun gefallen und heute zeigt sich, dass es eine gute war.
Von den sechs Schwestern haben sich vier für einen anderen Beruf entschieden. Michi und Gudrun haben 1989 zusammen in einer Klasse die Obstbauschule in Wetzawinkel absolviert. Michi zog es dann in die Oststeiermark, auch zu einem Obstbauern. So war die Entscheidung gefallen. Bald darauf lernte Gudrun ihren Mann Franz kennen, der von einem Milchviehbetrieb abstammte und in der Molkerei Stainz als Molker und Käser arbeitete. 1992 wurde geheiratet und mit der Zeit stellten sich drei Kinder ein, zwei Mädchen und ein Bub. Der Bub ist heute ein junger Mann mit 32 Jahren und eigener Familie; er arbeitet als zukünftiger Betriebsnachfolger voll mit.
Alles selbst vermarktet
Die 39 Hektar Ribisel sind heute nach wie vor vorhanden, dazugekommen sind noch 10 Hektar Aronia. Und auch sonst hat sich sehr viel am Hof verändert. Früher wurde die ganze Ernte an die Fruchtsaftindustrie in Stainz geliefert, heute wird alles selbst verarbeitet und vermarktet. Seit 1995 ist der Ribeshof auf Bio umgestellt. Als zweites Standbein hat sich die Lohnverarbeitung entwickelt. Mit den großen leistungsfähigen Maschinen werden die Früchte der Kunden und die eigenen gepresst, geklärt, pasteurisiert und abgefüllt. Mit der speziellen Hightech-Anlage wird das Obst besonders schonend verarbeitet, wodurch Aroma und Vitamine maximal erhalten bleiben.
„Unser Obstverarbeitungsbetrieb ist für die Landwirtschaft zu groß geworden und so haben wir seit 2000 auch einen gewerblichen Betrieb“, erklärt die Bäuerin. Im landwirtschaftlichen Betrieb und Verarbeitungsbereich dominieren die Männer, im Hofladen und in der Vermarktung ist sie die Chefin.
Wunderschöner Hofladen
„Ich arbeite am liebsten mit den Kunden“ sagt sie im wunderschönen Hofladen, wo eine ganze beleuchtete Wand nur mit Fruchtsaftflaschen dekoriert ist. Insgesamt werden ungefähr 20 verschiedene Säfte angeboten, dazu noch Most, Essig und Cidre. Als dritten Zweig gibt es eine riesige Halle mit Lagertanks, in denen Fruchtsaft für einen Großkunden gelagert wird. Der Saft kann bei Bedarf das ganze Jahr über in Flaschen gefüllt werden.
Jetzt im Herbst ist natürlich Hochsaison am Ribeshof, da wird öfters bis spät in die Nacht hineingepresst. Ein Tag in der Woche ist nur für die Biobauern vorgesehen, weil in der Verarbeitung darf es zu keiner Vermischung von Bio und konventionell kommen.
Wenn es dann wieder ruhiger ist, genießen Gudrun und ihr Mann ihr neues Haus, das sie sich im Ort in Aussichtslage gebaut haben. Dort macht sie auch am liebsten Urlaub. Am schönsten ist es für sie, wenn die Kinder mit den Enkelkinder dorthin kommen und sie einen Tag mit ihnen ohne Arbeit verbringen kann. Der Sonntag ist für die Familie fast immer arbeitsfrei.
Ihr Grundprinzip lautet: „Jammern tun wir nicht, es gibt immer eine Lösung. Dabei schön am Boden bleiben und auf das Bauchgefühl achten“. Ein besonderes Anliegen ist ihr der gesundheitliche Wert der Fruchtsäfte. Sie sind eine echte Vitaminbombe, haben aber auch noch viele andere positive Wirkungen auf den menschlichen Organismus.
Zur Person
Gudrun Schriebl (55) wohnt in Rosenhof 98, 8511 St. Stefan ob Stainz. Sie ist verheiratet mit Franz und Mutter von drei Kindern. Der Betrieb (mit Lohnverarbeitung) ist seit 1995 biozertifiziert, die Obstbaufläche umfasst 39 Hektar Ribisel und 10 Hektar Aronia. Die Vermarktung erfolgt über den Hofladen, Wiederverkäufer, die Gastronomie und Buschenschänker in der Region. www.ribes.at
[© Bruckner]
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Ein sehr schöner Familien Betrieb