Christopher Drexler erhielt bei der Wahl zum VP-Landesparteiobmann 98 Prozent und kündigte die Neugründung des Modell Steiermark an.
Zum Schluss des zweitägigen VP-Landesparteitages in der Grazer Messe warteten alle gespannt auf das Abstimmungsergebnis. Wie viel Prozent erhält Christopher Drexler als neuer Landesparteiobmann, wie große ist sein Rückhalt in der Partei? Das Ergebnis ließ dann keine Fragen mehr offen. Mit 98,03 Prozent – das waren 449 von 457 gültigen Stimmen – startete der 51-jährige Landeshauptmann in die fünfjährige Funktionsperiode als VP-Landeschef.
Der Parteitag wurde diesmal als zweitägige Veranstaltung ausgerichtet. Das hatte seine guten Gründe. Der Freitag gehörte dem scheidenden Landesparteiobmann Hermann Schützenhöfer, der Samstag seinem Nachfolger. Schützenhöfer hatte die Steirische Volkspartei in einer schwierigen Situation übernommen. Im Oktober 2005 hatte die ÖVP unter Waltraud Klasnic bei der Landtagswahl den Landeshauptmann verloren. „Am Wahlabend organisierten die jungen Roten der SPÖ einen Fackelzug zum Karmeliterplatz. Uns war die Ohnmacht ins Gesicht geschrieben“, erinnerte Schützenhöfer an jenen Abend und folgerte: „Schadenfreude, Zynismus und Zorn sind keine guten Ratgeber für die politische Arbeit.“
52 Jahre in der Politik
Damals im Jahr 2005 zählte Schützenhöfer schon zu den erfahrensten Politikern der Steirischen Volkspartei. Sein Politiker-Weg begann schon 1970 in der Jungen ÖVP, wo er dann auch Landesobmann war, und setzte sich später als ÖAAB-Landesgeschäftsführer und Arbeiterkammerrat fort. 1981 wurde er Landtagsabgeordneter, dann VP-Klubobmann und im Jahr 2000 Landesregierungsmitglied. Als Schützenhöfer beim außerordentlichen Landesparteitag 2006 zum neuen Parteiobmann gewählt wurde, war sein Erfolgsweg noch nicht vorgezeichnet.
„Ich habe uns allen, mich selbst eingeschlossen, Mut gemacht“, erinnerte Schützenhöfer. „Es hat gedauert, bis wir Tritt gefasst haben, aber wir haben den Zusammenhalt wiedergefunden.“ Auf was er als Politiker besonders stolz war, hörte man natürlich auch aus seiner Rede heraus. Das waren zum Beispiel die Mindestlohnforderung im Jahr 1984 („das habe ich als Erster in die Debatte gebracht“) und die 2015 umgesetzte Gemeindestrukturreform („heute ist sie höchst anerkannt, aber sie war in der Debatte ein lebensverkürzender Vorgang“). Und dann wohl das großartige Ergebnis bei der vorgezogenen Landtagswahl im November 2019.
Quasi als sein politisches Testament hinterließ Schützenhöfer fünf Botschaften. „Vergesst nicht auf die Unternehmer! Das gilt auch für die Landwirtschaft. Sie sind nicht unsere Feindbilder, sie sind Vorbilder“, lautete seine erste Bitte. „Kümmert euch um den Mittelstand, denn das ist unsere Zielgruppe und darf nicht vernachlässigt werden. Arbeit muss sich lohnen“, war sein zweiter Wunsch. Dem folgten der Aufruf zum Hochhalten der Werte und die Aufforderung zum Gespräch mit jungen Menschen. Seine fünfte und letzte Bitte: „Bleibt zuversichtlich und mutig. Eröffnet den Menschen Perspektiven und sagt ihnen die Wahrheit!“
Ehrenobmann
Hermann Schützenhöfer wurde von den Delegierten im Saal mit minutenlangen stehenden Ovationen verabschiedet und auch zum Ehrenobmann der Steirischen Volkspartei ernannt. Ihm oblag es auch, den Wahlvorschlag für seinen Nachfolger einzubringen. „Ich war lange genug in der Politik, um zu wissen, dass die Funktionen des Landeshauptmanns und Landesparteiobmanns zusammengehören“, erklärte Schützenhöfer, der nach Alfons Gorbach der zweitlängste steirische VP-Landesparteiobmann in der Zweiten Republik war. „Christopher Drexler ist der Neue an der Spitze, aber alle andere als ein Neuling im Geschäft. Er ist für die Arbeit als der Erste im Land und in der Steirischen Volkspartei sehr gut vorbereitet.“
Drexler wurde am Wahltag von seiner Gattin Iris, von zwei seiner vier Kinder und seiner Mutter begleitet und schlug in seiner Rede rasch die Pflöcke ein. „In den letzten Jahren ist unglaublich viel passiert – Corona, Krieg, Teuerung, Arbeitskräftemangel. Ich erfahre viel Zuspruch, spüre bei den Menschen aber auch Unsicherheit und Unmut“, sagte Drexler. „Dieser Unmut richtet sich oft gegen die da oben.“ Seine Folgerung: „Die Steirische Volkspartei darf nie die Die-Da-Oben-Partei sein. Wir müssen immer bei den Leuten sein und ihnen Orientierung geben.“
Drexler sprach viele aktuelle Themen deutlich an: „Wir müssen klar machen, dass der Staat nicht alles leisten kann. Besondere Zeiten erfordern zwar besondere Maßnahmen, das darf aber nie zum Normalzustand werden. Wer Hilfe braucht, muss sie bekommen, aber es darf nicht alles staatlich geregelt werden.“
Modell Steiermark
Den Klimaschutz sieht der Landeshauptmann als eines seiner größten Ziele. „Wir müssen dabei noch viel entschlossener handeln. Wind, Sonne, Wasser und Biomasse sind dabei die vier Stützen“, so Drexler. So wie sein Vorgänger legt auch Drexler großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Er ließ wissen: „Es darf kein Ausspielen von Ballungszentren und dem ländlichen Raum geben.“ Aufhorchen ließ er auch damit, dass er die politische Denkwerkstatt der Steirischen Volkspartei, das Modell Steiermark, neu gründen will.
Von VP-Bundesparteiobmann Bundeskanzler Karl Nehammer, der an beiden Tagen dabei war, bekam Drexler viel Lob: „Er ist eine politische Persönlichkeit, die unglaublich neugierig ist, leidenschaftlich diskutiert und weit über den Tellerrand hinausblick.“ Letztendlich bekam Drexler – ebenso wie seine Stellvertreter Viktoria Brandner, Andreas Herz, Karlheinz Kornhäusl, Marcus Martschitsch, Helene Silberschneider und Barbara Walch sowie der neue VP-Landeskassier Josef Schrammel – diesen Vertrauensvorschuss auch von den Delegierten.
Volle Unterstützung
Landesrat Hans Seitinger brachte in einer Presseaussendung die Unterstützung des Steirischen Bauernbundes für den neugewählten Landesobmann zum Ausdruck: „Wir wünschen ihm viel Schaffenskraft und Durchsetzungsvermögen bei seinen herausfordernden Aufgaben für unser schönes Land Steiermark!“
Fotos: STVP/Jörgler, Kanizaj, Luef