Ganz dem Thema „Jugend“ verschrieb sich der Raiffeisenverband Steiermark bei seinem diesjährigen Verbandstag in Raaba-Grambach.
Rund 250 Gäste, darunter zahlreiche Prominenz aus Politik und Wirtschaft wie Landesrat Johann Seitinger, Styria-Vorstandsvorsitzender Markus Mair und RLB-Chef Martin Schaller, folgten der Einladung von Verbandsobmann Franz Titschenbacher nach Raaba-Grambach zum diesjährigen Raiffeisen Verbandstag. Dieser stand heuer mit dem Motto „Next Gen – Jugend. Zukunft. Genossenschaft.“ ganz im Zeichen der jungen Generation.
„Wir müssen die nächste Generation – unsere Jugend – für die Idee der Genossenschaft begeistern“, sprach Titschenbacher eine Einladung an alle jungen Menschen aus, Dinge und Ideen selbst in die Hand zu nehmen und damit vom betrachtenden Teil in den gestaltenden Teil des Lebens zu kommen. Als Schlüssel für eine „gelebte Zukunft“ und als weiteren Schritt in Richtung gelebte Diversität im Genossenschaftsbereich nannte der Verbandsobmann den positiv-kritischen Dialog mit der Jugend im ländlichen sowie urbanen Bereich, der sich etwa im unlängst gestarteten Projekt der Schülergenossenschaften zeige. „Es darf nicht Selbstzweck, sondern es muss ein von gegenseitigem Vertrauen getragener Weg des Gemeinwohles sein“, skizzierte Titschenbacher den Weg, wie man die Idee Raiffeisens erfolgreich in die Zukunft führen könne.
Österreichpremiere
Im Gespräch mit Moderatorin Verena Kicker stellten Andreas Grasser, der Obmann der Schülergenossenschaft an der Försterschule Bruck/Mur, und seine Stellvertreterin Clara Glitzner ihr im Juni gegründetes neues Unternehmen vor. Bei der handelte es sich um die österreichweit erste Schülergenossenschaft, in der die Jugendlichen schon früh Erfahrung im Genossenschaftsbereich sammeln und gleichzeitigen einem in Deutschland erfolgreichen Modell des praxisnahen Wirtschaftsunterrichtes folgen.
Als verlässlichen Eckpfeiler des Genossenschaftswesens nannte der seit Anfang September amtierende Verbandsdirektor Peter Weissl die Genossenschaftsrevision: „Sie ist Garant für das fundamentale Vertrauen in die steirischen Genossenschaften.“ Weissl betonte auch die Rolle des Raiffeisenverbandes Steiermark als verlässlicher und kompetenter Partner in Prüfung, Bildung und Beratung, die man kürzlich um einen eigenen Consulting-Schwerpunkt erweiterte.
Gutes Image
Gemeinsam mit seinem neuen Stellvertreter Wolfgang Potocnik stellte Weissl seine Perspektiven für die Zukunft des Raiffeisenverbandes Steiermark vor. Ziel sei es, den Raiffeisenverband Steiermark als attraktiven Arbeitgeber sowie als modernes Prüfungs- und Beratungsunternehmen auch außerhalb des Raiffeisensektors zu positionieren. Potocnik unterstrich, dass die Rechtsform der Genossenschaft zwar ein sehr gutes Image besäße, aber generell noch zu unbekannt sei. Deshalb wolle man künftig gezielt an Schulen und Universitäten breit informieren sowie Genossenschaften am Beispiel der Schülergenossenschaften erlebbar machen. Sehr zuversichtlich sieht das neue Führungsduo zahlreichen Neugründungen von Genossenschaften entgegen, unter anderem im Bereich der erneuerbaren Energien oder als Zusammenschlüsse von Ein-Personen-Unternehmen (EPU).
Für ihre verdienstvollen Tätigkeiten rund um das steirische Genossenschaftswesen wurden der per Ende August aus Altersgründen ausgeschiedene Verbandsdirektor Heinrich Herunter sowie der langjährige Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen-Landesbank Steiermark, Wilfried Thoma, mit der Raiffeisennadel in Gold ausgezeichnet.
Potentiale erkennen
Stargast des Abends war der EU-Jugendbotschafter, Start-Up-Gründer und Bestsellerautor Ali Mahlodji. Mit seinem Referat „Next Generation: Der Jugend gehört die Zukunft!“ gab der gefragte Speaker den anwesenden Managern wertvolle Tipps. „Nur wer Vertrauen und Orientierung geben kann, wird die Jugend gewinnen können“, so der gebürtige Iraner, der selbst in über 40 verschieden Jobs Erfahrungen sammelte. „Führungskräfte müssen ständig als Coach und Begleiter auftreten und dabei die Potentiale der Mitarbeiter erkennen.“ Daher brauche es laut Mahlodji neben einer starken Gemeinschaft vor allem eine große Diversität in Betrieben, um sich diesen Fähigkeiten nicht zu verschließen: „Vielfalt ist die Zukunft der Unternehmen!“
Entwicklung
Als verlässlicher Partner der steirischen Wirtschaft haben sich – trotz anhaltend schwieriger Zinssituation – im Jahr 2020 im Bankensektor die inzwischen 48 selbständigen Raiffeisenbanken erwiesen. Mit abermals beachtlichen Steigerungen bei den Ersteinlagen auf 15,1 Milliarden Euro und bei den Ausleihungen auf 12,2 Milliarden Euro sind die steirischen Raiffeisenbanken bei einer Gesamtbilanzsumme von 18,4 Milliarden Euro weiterhin führend in Geldangelegenheiten. Das Betriebsergebnis betrug trotz der anhaltend schwierigen Zinssituation 151 Millionen Euro oder 0,87 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, das EGT lag bei 127 Millionen Euro oder 0,73 Prozent. Trotz des Konjunktureinbruchs und großer Unsicherheiten aufgrund der Corona-Situation entwickelte sich das eigene operative Geschäft der Raiffeisenbanken stabil.
Der Lagerhausbereich war 2020 von der allgemeinen rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklung geprägt, die sich in einem Umsatzrückgang im Ausmaß von 0,8 Prozent niederschlug. Trotz allem konnten die steirischen Lagerhäuser im Jahr 2020 einen Umsatz in der Höhe von 770 Millionen Euro erwirtschaften. Das Ergebnis vor Steuern im Ausmaß von 17,3 Millionen Euro oder 2,2 Prozent der Betriebsleistung lag deutlich über dem Vorjahresniveau. Der Geschäftsbetrieb konnte auch während der Corona-Pandemie aufrechterhalten werden, wenn auch einzelne Standorte aufgrund behördlicher Vorgaben zwischenzeitlich geschlossen werden mussten.
Die Molkereisparte wurde im Jahr 2020 mit 539.000 Tonnen Rohmilch beliefert. Damit stieg die Anliefermenge um 2,3 Prozent gegenüber der Vorperiode. Mit nur mehr rund 3.900 Milchbauern zum Jahresende 2020 ging die Zahl der Milchlieferanten abermals um vier Prozent zurück. Die Milchanlieferung pro Betrieb hingegen stieg weiter an und betrug bereits knapp 138.000 Kilogramm im Jahresverlauf. Die Betriebsleistung der steirischen Molkereien erhöhte sich 2020 um 1,7 Prozent auf rund 219 Millionen Euro. Das operative Ergebnis blieb jedoch im negativen Bereich.
Einen Gesamtumsatz von 18,5 Millionen Euro erwirtschafteten die 79 Biowärme- und Hackschnitzelbetriebe und versorgten dabei 5100 Kunden mit natürlicher Wärme. Im Sinne des genossenschaftlichen Fördergedankens wurden in diesem Bereich mit einem Ergebnis vor Steuern in der Höhe von einer halben Million Euro nur die notwendigen Gewinne erwirtschaftet. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote beträgt rund 40 Prozent. Rund 13,8 Millionen Euro wurden von den Heizwerken im Vorjahr für Neu-, Aus- und Umbauten investiert.
Zahlen und Fakten
- Der Raiffeisenverband Steiermark mit seinen 89 Mitarbeitern vertritt die Interessen von derzeit 292 Mitgliedern, davon:
- 49 Bankengruppe-Betriebe mit 230 Bankstellen
- 20 Warengruppe-Betriebe
- 85 Energieerzeugungsbetriebe
- 22 Verwertungsbetriebe
- 65 Nutzungsbetriebe
- 51 sonstige Mitgliedsbetriebe.
- Diese Genossenschaften zählen fast 600.000 Mitglieder. Damit ist statistisch gesehen jeder zweite Steirer Mitglied einer Raiffeisen-Genossenschaft. Rund 5.800 Arbeitnehmer – davon fast 2.300 im Bankenbereich der Primärebene – und 2.900 ehrenamtliche Funktionäre sind derzeit bei diesen Genossenschaften tätig. Das Leistungsangebot des Raiffeisenverbandes Steiermark umfasst die Bereiche Prüfung und Genossenschaftsrevision, Aus- und Weiterbildung sowie Beratungsleistungen in rechtlichen, steuerlichen und organisatorischen Fragen.
Beitragsfoto: Krug