Die beginnende Apfelernte zeigt, dass die Serie an Frostnächten im April die Erntemenge stark beeinträchtigt. Es gibt um ein Drittel weniger Äpfel.
Die Apfelernte hat begonnen – heuer allerdings etwa zehn Tage später als im Vorjahr. „Aber Wetterextreme wie Frost und Trockenheit wirken sich immer stärker auf den heimischen Obstbau aus. Sie zählen zu den größten Herausforderungen für unsere Bauern“, unterstrich LK-Präsident Franz Titschenbacher bei seinem Besuch der Obstbauernfamilie Claudia und Franz Braunstein in Fürstenfeld. Auch heuer wird die steirische Apfelernte aufgrund der klimawandelbedingten Wetterkapriolen mit geschätzten 115.000 Tonnen um etwa ein Drittel geringer ausfallen. Ausschlaggebend dafür waren die sieben Frostnächte im April sowie eine anhaltende Trockenheit von Mitte Juni bis Ende Juli. Durch die Trockenheit büßten die Früchte zusätzlich etwas an Größe ein. Aber trotz dieser verhältnismäßig kleinen Apfelernte können die steirischen Obstbauern die heimische Versorgung mit Äpfeln sicherstellen.
Zugang zu Wasser
Bei der direkten Frostabwehr hat sich die Frostberegnung in der Praxis als wirksamste Methode erwiesen. Das in Speicherbecken gesammelte Wasser kann auch bei Trockenheit verwendet werden. Etwa zehn Prozent der steirischen Apfelkulturen können so vor Frost und Dürre geschützt werden. Dazu Titschenbacher: „Um die Kulturen noch besser vor Wetterkapriolen zu schützen, braucht die Landwirtschaft einen einfacheren Zugang zum Wasser. Wer eine sichere Versorgung mit heimischem Obst will, muss auch Produktion ermöglichen. Jahrelange Wasserrechtsverfahren sind zu kostspielig und bewirken das Gegenteil.“
Neben dem Schutz vor Frost und Trockenheit setzen die Obstbauern auf Hagelschutznetze, die auch gegen Hitzeschäden wirken – allein von Mitte Juni bis Ende Juli lagen die Tageshöchsttemperaturen an 14 Tagen bei über 30 Grad Celsius. „Neuanlagen errichten die Obstbauern so gut wie immer mit Hagelschutznetz und Bewässerung soweit möglich“, sagte Manfred Kohlfürst, Präsident des Österreichischen und Steirischen Obstbauverbandes. Er betonte: „Zusätzlich zum vorrangigen Ziel der Versorgungssicherung begeistern die Obstbauern die Österreicherinnen und Österreicher mit neuen Sorten.“ Dazu zählen Kanzi, Evelina, Jazz, Tessa, SweeTango oder Natyra. Der Flächenanteil dieser neuen Sorten liegt bereits bei knapp zehn Prozent oder etwa 450 Hektar der steirischen Apfelkulturen.
Beratungsschwerpunkt
Der Apfelanbau erfolgt durchwegs in kleinen Familienbetrieben. „Die Wasserverfügbarkeit und der aktive Schutz der Obstkulturen vor Wetterkapriolen sind der zentrale Schlüssel, damit die bäuerlichen Familienbetriebe ihre Zukunft sichern können“, sagte Kammerdirektor Werner Brugner. Daher hat die Landwirtschaftskammer die Obstbauberatung um den besonderen Schwerpunkt „Wasser und Frostschutz“ erweitert. Brugner: „Unsere erfahrenen Experten unterstützen die Obstproduzenten beim Frost- und Witterungsschutz ihrer Kulturen, insbesondere auch bei der Errichtung von Frostberegnungs- und Bewässerungsanlagen mit Speicherbecken.“ Von den mittlerweile 500 Hektar mit Frostberegnungsanlagen ausgestatteten Obstgärten wurde etwa die Hälfte davon in den vergangenen fünf Jahren errichtet.
Beitragsfoto: LK/Foto Fischer