Abgeltung von Tierwohl gefordert

von Franz Tonner

Sinkende Preise stehen erhöhten Anforderungen an Tierwohl und Haltungsformen gegenüber. Die Schweinebauern im Spannungsfeld.

Besonders harte Zeiten kommen gerade auf die Schweinewirtschaft zu. Nachdem sich der Schweinepreis unter anderem aufgrund des China-Marktes zwischenzeitlich auf vernünftigem Niveau stabilisiert hatte, kommen jetzt mit dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland, den Corona-bedingten Exportschwierigkeiten und dem Wegfall der Gastronomie mehrere preiswirksame Komponenten gelichzeitig zum Tragen. Der massive Preisverfall in den letzten Wochen ist existenzbedrohlich und stellt die Schweinemäster vor große Herausforderungen.

Unbürokratische Hilfe

„Unsere Schweinebauern brauchen rasche und unbürokratische Hilfen und eine Abgeltung ihres Umsatzentganges. Zudem ist es dringend notwendig, auf Billigimporte bei Schweinefleisch zu verzichten. Der Wunsch des Konsumenten nach regionalen Lebensmittel ist da.  Der Handel muss dem endlich entsprechen und auf regionale Qualität setzen.  Denn Dumpingpreise nutzt niemanden: Weder der Umwelt, den Tieren, dem Konsumenten noch den Bäuerinnen und Bauern“, appelliert Kammerpräsident und Bauernbund-Spitzenkandidat Franz Titschenbacher an Politik und Handel und fordert gleichzeitig die Konsumenten auf: „Kaufen Sie sich jetzt ein Stück gutes, steirisches Schweinefleisch und genießen sie es sicher zu Hause, damit es regional weitergeht!“

Steirischer Weg

Die Vizepräsidentin der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Maria Pein ist aber vom eingeschlagenen Weg überzeugt: „Die Corona-Krise hat gezeigt, dass der steirische Weg der Regionalität mit der Kreislaufwirtschaft, überwiegend regionalen Futtermitteln und kurzen Transportwegen der richtige ist. Die Bäuerinnen und Bauern haben die Bevölkerung gut versorgt. Die heimischen Schweinebauern entwickeln trotz hohem Preisdruck die Tierhaltungsstandards ständig weiter und brauchen dazu vor allem die Konsumenten als Partner, auch beim Wintergrillen.“

Beim Besuch des Betriebes Neuhold in Leitersdorf konnte sich die Kammerführung ein Bild über Innovation im Stallbau machen. Der in den letzten Monaten errichtete Vorzeigestall in Punkto Tierfreundlichkeit hat von der Bodenheizung über die Sommerkühlung und Schweinedusche bis zum viel höheren Platzangebot alle Feinheiten des Tierwohles berücksichtigt. „Jedes Tier hat freien Zugang zum Ruheraum, zum Speiseraum und zum Wellnessbereich im überdachten Außenbereich“, ist Josef Neuhold zu Recht stolz auf den innovativen Stall.  Das gehäckselte und entstaubte Stroh wird über Leitungen direkt in die Schweineboxen eingeblasen. Alle Boxen haben einen Innen- und Außenbereich. Der neue emissionsarme Tierwohl-Stall mit Massivholzdecken wurde in Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Raumberg-Gumpenstein entwickelt und mit nachhaltigen, regionalen Baustoffen sowie beauftragten Firmen aus der Region erbaut. Durch das von Bundesministerin Elisabeth Köstinger kürzlich präsentierte „Tierwohl-Paket“ sollten Anreize für den Neu- und Umbau noch stärker auf Tierwohl ausgerichteter Ställe gegeben werden. „Entscheidend ist aber, dass die höheren Kosten für mehr Tierwohl an der Fleischtheke fair abgegolten werden und die höheren Investitionskosten bei Förderungen berücksichtigt werden,“ fordert Vizepräsidentin Maria Pein.

Direktvermarktung

Die Familie Neuhold ist seit 25 Jahren in der Direktvermarktung tätig. Unter der Marke „Jaga’s Steirerei“ werden die am Hof veredelten Spezialitäten angeboten. Der Hofladen wird mit Produkten anderer Bauern aus der Region ergänzt. „Wir haben für das populäre Wintergrillen im regionalen Direktvertrieb jede Menge Spezialitäten mit überragender Qualität getestet, die wir allen Konsumentinnen und Konsumenten empfehlen können. Stärken wir jetzt die heimische Landwirtschaft, damit sie auch in Zukunft die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln sicherstellen kann,“ so der abschließende Appell von Präsident Franz Titschenbacher für eine Stärkung der heimischen Produktion. 

 

Beitragsfoto: STBB

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