Pflanzenbau-Experte Arno Mayer über optimale Anbaubedingungen, die Folgen des Spätfrostes und einen speziellen Boom.
NEUES LAND: Wie haben sich die Ackerkulturen in der Steiermark entwickelt?
Arno Mayer: Heuer dürfen wir wirklich nicht klagen. Durch die strenge Frostgare hatten wir perfekte Bedingungen für den Frühjahrsanbau. Bereits Ende März wurde in vielen Regionen mit den Vorbereitungen für die Saat begonnen. Auch der Wirtschaftsdünger konnte aufgrund der trockenen Verhältnisse gut ausgebracht werden. Somit zeigen sich viele Kulturen von ihrer besten Seite. Soja ist trotz geringen Niederschlägen gut aufgegangen und bei Getreide haben wir heuer sehr schöne und gesunde Bestände.
NL: Gerade die Landwirtschaft ist vom Klimawandel massiv betroffen. Wie wirkt sich diese Tatsache auf den Ackerbau aus?
Mayer: Absolut bemerkenswert war heuer der rasante Anstieg der Bodentemperaturen im März. Innerhalb weniger Tage hat sich diese von sechs auf elf Grad Celsius erhöht. Das brachte jedoch gerade in Regionen mit strengen Terminvorgaben für die Düngerausbringung auch große Probleme mit sich. Viele Landwirte wollten bereits in die Anbau-Saison starten, durften jedoch noch nicht düngen.
NL: Hatte man bei diesem Frühstart nicht den verheerenden Spätfrost 2016 im Hinterkopf?
Mayer: Ja natürlich. Aber die Erfahrungen haben gezeigt, dass Mais tiefe Temperaturen relativ gut verträgt und sich schnell wieder erholt. Deshalb spielt Frost bei dieser Ackerkultur eine eher geringere Rolle. Viel gelernt haben aber unsere Kürbisbauern, sie haben mit dem Anbau etwas gewartet und somit beim Spätfrost 2017 keine Schäden hinnehmen müssen.
NL: Teilweise haben die steirischen Bauern mit fehlenden Niederschlägen zu kämpfen. Wie wirkt sich das auf die Entwicklung der Kulturen aus?
Mayer: Trotz der mancherorts geringen Regenmengen haben wir auch hier optimale Verhältnisse. Im gesamten Mai gab es noch keine Starkregen-Ereignisse, die zu massiven Abschwemmungen geführt hätten. Außerdem hatten wir bis jetzt noch keine nennenswerten Hagel-Schäden. Im Grünland gibt es jedoch in manchen Regionen, durch die Trockenheit bedingt, Ertragseinbußen beim ersten Schnitt.
NL: Wie sieht es heuer eigentlich mit der Kulturartenverteilung aus? Gibt es überraschende Zahlen?
Mayer: Ja auf jedem Fall: Die Anbaufläche bei Soja hat sich in der Steiermark im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Einen starken Rückgang gab es hingegen beim Ölkürbis und bei Raps. Eine Ausweitung um mehrere tausend Hektar gab es auch bei Mais.
NL: Hat sich die Angst um den Maiswurzelbohrer gelegt?
Mayer: Der strenge Winter und die strikte Einhaltung der Fruchtfolge zeigen bereits Wirkung. Die Ausweitung des Maiswurzelbohrers konnte eingedämmt werden. Derzeit werden die ersten Feldbegehungen zur Schadfeststellung in Maisbeständen durchgeführt, Klarheit über den Befallsdruck haben wir jedoch frühestens in 14 Tagen.
NL: Höhere Durchschnittstemperaturen begünstigen auch das Auftreten neuer Schädlinge. Gibt es Probleme?
Mayer: Durch den fehlende Frost der vergangen Jahre haben sich der Kapselwurm sowie Blattläuse stärker vermehren können. Doch dieser Winter hat reinen Tisch gemacht. Das ist somit der Hauptgrund für unsere schönen Ackerbestände.
Zur Person
Arno Mayer (48) ist seit 2003 Leiter der Pflanzenbauabteilung der Landwirtschafskammer Steiermark. Der gebürtige Oststeirer hat die Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien absolviert. Der dreifache Familienvater führt in Sinabelkirchen einen landwirtschaftlichen Betrieb.
BU: LK