Beim Almbauerntag wurden die aktuellen Probleme angesprochen. Das sind vor allem der Wolf und Veränderungen durch den Klimawandel.
Der neue Bundesobmann der Almbauern, der Kärntner Josef Obweger, kam in seiner Ansprache beim Steirischen Almbauerntag in der Fachschule Grottenhof sofort auf das Thema Wolf zu sprechen. Er berichtete aus seinem Heimatbundesland: „Im Jahr 2020 gab es in Kärnten keinen einzigen Wolfsriss. Im Jahr 2022 hatten wir aber schon 399 nachgewiesene Fälle und 450 vermisste Nutztiere. Im Vorjahr sank die Zahl der gerissenen Tiere um ein Drittel.“ Und weiter: „Laut Wolfsverordnung wurden in Kärnten bis dato neun Wölfe getötet. In den Medien ist das mittlerweile nur mehr eine Randnotiz wert.“
Wolf-Not in der Schweiz
Bundesobmann Obweger blickte über die Grenzen: „Allein im vergangenen Dezember und Jänner wurden in der Schweiz 50 Wölfe erlegt. Dort hat man die rasante Ausbreitung der Wölfe völlig übersehen.“ Auch auf den vielzitierten Herdenschutz ging er ein: „Zwei Drittel der Almen in Österreich sind kleinstrukturiert. Man könnte den Almbauern Zäune und Herdenschutzhunde bereitstellen, hätte damit aber keinen Erfolg. Viele Almbauern würden sich all das nicht antun.“
Aus steirischer Sicht rief Geschäftsführer Rudolf Grabner vom Almwirtschaftsverein auf, die Formulare für die Anmeldung von Risikowölfen auszufüllen. „Es gibt erst dann einen Wolf, wenn er gesichtet und amtlich gemeldet worden ist“, so Grabner. Eine Wolfsverordnung gibt es in der Steiermark erst seit Dezember. Da diese Verordnung aufgrund der Gesetzeslage in der Steiermark auf Basis des Steiermärkischen Naturschutzgesetzes erstellt wurde, mussten die Wünsche der Nutztierhalter nach einer einfachen und effektiven Entnahmemöglichkeit für Problemwölfe mit den Interessen des Naturschutzes unter einen Hut gebracht werden. Außerdem musste die Wolfsverordnung mit dem in der FFH-Richtlinie der EU geregelten Schutzstatus des Wolfes in Einklang gebracht werden.
Steirische Wolfsverordnung
Die politische Zuständigkeit in Sachen Wolfsverordnung liegt bei Landesrätin Ursula Lackner. Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer ließ beim Almbauerntag wissen: „Diese Verordnung ist ein Kompromiss! Landesrätin Lackner hat mir aber versprochen, dass wir diese Verordnung evaluieren, wenn es notwendig ist.“ Auch Schmiedtbauer rief dazu auf: „Bitte sofort melden, wenn der Wolf irgendwo wahrgenommen wird. Wir benötigen Daten.“
Landesobmann Anton Hafellner zählte beim Almbauerntag – ebenso in der Mitgliederzeitung „Die Steirische Alm“ – die größten Herausforderungen für die Bewirtschaftung der Almen – aktuell gibt es in der Steiermark 1639 bewirtschaftete Almen – auf. Dazu zählen die immer spürbarer werdenden Auswirkungen des Klimawandels. Hafellner dazu: „Die daraus folgenden veränderten Vegetationsbedingungen erfordern ein flexibles Reagieren beim Almauftrieb und der gelenkten Weideführung. Wenn es gelingt, die Almen frühzeitig zu bestoßen und intensiver zu beweiden, kann sich die Qualität des Futterangebotes über den ganzen Sommer stark verbessern und die Unkraut- und Weiderestebeseitigung drastisch reduzieren.“ Hafellner weiter: „Damit einhergehend müssen die sinkenden Zahlen bei den Auftreibern und beim Almvieh durch wirtschaftliche Anreize mit guten Argumenten wie Entlastung der Heimfutterflächen und der Arbeitsspitzen sowie Verbesserung der Gesundheit und Vitalität der gealpten Tiere gestoppt werden.“
Vorstand wiedergewählt
Bei der unter Vorsitz von LK-Vizepräsidentin Maria Pein geleiteten Neuwahl wurde Hafellner als Landesobmann bestätigt. Seine beiden Stellvertreter sind Andreas Schoberer aus Breitenau am Hochlantsch und Karl Brandner aus Sölk. Angekündigt wurde der „Tag der Almen“ am 20. Juli, der Steirische Almbauerntag auf der Remschniggalm am 27. Juli sowie der Almpflegetag mit Maschinenvorführung am 5. Oktober aus der Eselbergalm. Für ihre Verdienste für die Almwirtschaft wurden Fritz Kraft, Ferdinand Spenger und Josef Priller geehrt.
Abschließend wurde auch auf das neue Internet-Portal www.unsere-almen.at hingewiesen. Das Angebot der Informationen auf dieser Homepage ist groß und wendet sich an Almbauern und Naturgenießer gleichzeitig. Es gibt auch eine digitale Almenkarte, Videos, Interviews, Porträts und vieles mehr.
Fotos: NL, Grabner