Martin Hebenstreit, Bauernbund-Spitzenkandidat für den Bezirk Murau, über die Energievision, die Wolf-Diskussion und GAP-Verhandlung.
NEUES LAND: Was ist Ihr Ziel, mit dem Sie am 24. Jänner zur Wahl antreten?
Martin Hebenstreit: Wichtig ist, dass die Rahmenbedingungen für unsere Bäuerinnen und Bauern passen. Unsere Betriebe liegen in benachteiligten Gebieten, da muss es in der einen oder anderen Frage Ausnahmeregeln geben, denn für viele sind Laufställe einfach nicht leistbar. Damit hängt zusammen, dass unsere Hofübernehmer und Hofübernehmerinnen eine wirtschaftliche Perspektive haben.
NL: Derzeit gehen die Verhandlungen für die neue Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik ins Finale. Was heißt das für Murau?
Hebenstreit: Die Ausgleichszulagen spielen für unseren Bezirk eine große Rolle. Daher dürfen diese Gelder nicht weniger werden. Im Gegenteil: für die Bergbauern und unsere Jugend ist noch mehr zu tun, denn auch mit dem allergrößten Idealismus gibt es kein Weiterkommen.
NL: Der Bezirk Murau ist der waldreichste Bezirk in der Steiermark. Daher spielt die Forstwirtschaft bei den meisten Bauern auch eine große Rolle.
Hebenstreit: Das stimmt. Zwei Drittel unseres ganzen Bezirkes sind Waldflächen. Für viele ist die Forstwirtschaft ein wichtiges Standbein. Aber das heurige Jahr war für unsere Waldbauern sehr schwierig. Die großen Schadholzmengen, die vor allem aus dem Ausland auf unseren Markt gekommen sind, haben die Preise in den Keller getrieben. Vor allem im Faserholzbereich ist der Preis unterm Hund. Erst jetzt ist eine leichte Entspannung in Sicht.
NL: Die Bevölkerungsstatistik des Landes sagt für einige steirische Bezirke, darunter auch Murau, einen stetigen Einwohnerrückgang voraus. Ist das stark zu spüren?
Hebenstreit: Ich glaube, dass sich das verlangsamt hat. Im landwirtschaftlichen Bereich hatten wir dieses Mal bei den Mehrfachanträgen gleich viele Anträge wie im Vorjahr. Die COVID-19-Pandemie hat außerdem gezeigt, dass man viel von daheim aus machen kann. Darum ist der Breitbandausbau für unsere Region ganz wichtig.
NL: In der Landwirtschaft, vor allem bei Almbauern, war heuer das verstärkte Auftreten des Wolfes ein Dauerthema. Wie sehen Sie das?
Thema Wolf
Hebenstreit: Uns vorzuschreiben, dass wir die Almen einzäunen und Herdenschutzmaßnahmen treffen müssen, ist der falsche Weg. Das funktioniert so nicht! Wir sind gut beraten, massiv gegen die Ansiedelung des Wolfes aufzutreten, wissen aber, dass wir dieses Match über die öffentliche Diskussion nicht gewinnen. Aber wer davon betroffen ist, redet ganz anders darüber. Wenn der Wolf ein Tier reißt, ist das kein Kavaliersdelikt, darum müssen verhaltensauffällige Wölfe entnommen werden können.
NL: Der Bezirk Murau will bei der Wärme- und Stromversorgung energieautark werden. Wie sehen Sie das?
Hebenstreit: Die Energievision spielt in der LEADER-Region Holzwelt Murau eine große Rolle. Da sind wir anderen voraus. Im Bezirk haben wir 58 Kleinwasserkraftwerke, zahlreiche Windräder und Heizwerke. Auch die Photovoltaik spielt dabei eine immer größere Rolle. Photovoltaik-Flächen passen aber nicht überall hin. Da müssen wir auch auf unsere Landschaft achten, zuweilen wir eine aufstrebende Tourismusregion sind.
Zur Person
Seit 2016 ist Martin Hebenstreit Obmann der Bezirkskammer Murau. Zuvor war er 15 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Oberwölz-Umgebung. 2015 erfolgte die Zusammenlegung mit drei weiteren Gemeinden zur neuen Stadtgemeinde Oberwölz. Er ist Vater von zwei Söhnen und einer Tochter. Die Familie betreibt in Pachern einen Milchviehbetrieb mit Ochsenmast.
Foto: Bergmann