Reinhard Pfleger ist Hauptorganisator des Fleckvieh-Weltkongress, der nach mehr als 25 Jahren wieder in Österreich stattfindet.
NEUES LAND: Österreich ist Gastgeber des Fleckvieh-Weltkongresses, der von 30. August bis 8. September stattfindet. Unter welchem Motto steht dieser Kongress und was möchte man damit bewirken?
Reinhard Pfleger: Der Fleckvieh-Weltkongress in Österreich steht unter dem Motto: „Fleckvieh Changes“ – also „Fleckvieh verändert“. Wir möchten mit einem Mix aus Fach- und Kulturprogramm, aus Vorträgen und Betriebsbesuchen und dem Highlight der Bundesfleckviehschau in Freistadt eine Botschaft aussenden: Fleckvieh verändert die Rinderwelt. Es ermöglicht Milchviehhaltung mit robusten Kühen und ist eine ökoeffiziente Form der Rinderhaltung.
NL: Aus welchen Ländern werden die Teilnehmer anreisen?
Pfleger: Das fachlich anspruchsvolle und abwechslungsreiche Programm hat weltweites Interesse ausgelöst. Wir werden über 220 internationale Verantwortungsträger, Multiplikatoren und Züchter aus insgesamt 30 Ländern in Österreich begrüßen können. Die Teilnehmer kommen aus nahezu allen Ländern in Europa mit größeren Delegationen aus Deutschland, Tschechien, Polen und der Schweiz. Aber auch sehr weit gereiste Fleckviehfreunde aus Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien werden erwartet.
NL: Wo liegen die Höhepunkte des Kongressprogramms?
Pfleger: Neben den Generalversammlungen der Welt- und Europavereinigung der Fleckviehzüchter werden die neun Fachvorträge internationaler Referenten zu Zukunftsthemen Diskussionsanstöße auslösen. Um die Theorie optimal mit der Praxis zu verbinden, werden insgesamt sieben Spitzenzuchtbetriebe der Doppel- und Fleischnutzung sowie zwei Stierparaden der österreichischen Besamungsstationen angeboten. Das emotionale Highlight bildet mit Sicherheit die Bundesfleckviehschau in Freistadt mit den besten und schönsten Fleckviehtieren aus ganz Österreich, zu der mehrere tausend Besucher erwartet werden.
NL: Was will man den internationalen Teilnehmern besonders vermitteln?
Pfleger: Wir wollen den weltweit angereisten Interessenten den österreichischen Weg in der Rinderzucht näherbringen. Kein Land der Welt kann auf einen höheren Anteil an Doppelnutzungsrassen innerhalb der länderspezifischen Rassenlandschaft verweisen als Österreich. Mit mehr als vier Kälbern je Kuh und Leben schaffen unsere Fleckviehzüchter im internationalen Vergleich einen Top-Wert. Der Joker der Rasse Fleckvieh ist die Fähigkeit, effizient Milch und Fleisch mit Tieren aus der Reinzucht zu produzieren. Auch in der Umwelteffizienz der Produktion schneidet Österreich dank dem hohen Fleckviehanteil hervorragend ab. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die Forcierung der Doppelnutzung bei Rind und Geflügel erstmals auch Teil des österreichischen Regierungsprogramms ist, bestätigt, dass die Zuchtausrichtung des Fleckviehs auf Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz auch hohe gesellschaftliche Akzeptanz findet.
NL: Gibt es auch steirische Schwerpunkte beim Kongress?
Pfleger: Mehrere sogar! Im Zuge der Stierpräsentation bei GENOSTAR werden die besten steirischen Fleckviehstiere präsentiert. Bei der Post-Kongress Tour werden zwei Zuchtbetriebe in der Südoststeiermark besucht. Und natürlich werden die Ausstellungskühe aus der Steiermark für die Bundesfleckviehschau wie schon in den letzten Jahren als absolute Anwärterinnen für Spitzenplätze gehandelt. Der in der Steiermark gezüchtete GS DER BESTE zählt aktuell zu den weltweit gefragtesten Fleckviehstieren. Von diesem steirischen Ausnahmevererber wird eine Töchtergruppe auf der Bundesfleckviehschau zu sehen sein. Kunden in aller Welt von der Qualität unserer Tiere zu überzeugen und die internationale Zusammenarbeit zu verstärken sind natürlich auch wichtige Ziele des Fleckvieh-Weltkongresses in Österreich.
NL: Zahlt es sich aus zur Bundesfleckviehschau nach Freistadt zu kommen?
Pfleger: Keiner wird einen Besuch auf der Bundesfleckviehschau in Freistadt bereuen. Das Programm bietet das besondere Erlebnis des Ritterns der Züchter mit ihren besten Kühen um die großen Bundesssiegertitel. Freude, Begeisterung und Emotion werden nach der langen Zeit der Distanz ohne Großveranstaltungen deutlich spürbar werden. Selbstverständlich dürfen Highlights wie die Neuauflage des FleckScore-Weltcups, Nachzuchtpräsentationen und eine mit Spannung erwartete Eliteversteigerung im Schauprogramm nicht fehlen. Auch die Jungzüchter und Show-Einlagen mit Wow-Effekt sollen dafür sorgen, dass die Bundesfleckviehschau in Freistadt zu einem unvergesslichen Ereignis werden kann. Für alle die es nicht schaffen nach Freistadt zu kommen, wird ein hochwertiger Livestream vom Schaugeschehen auf www.fleckvieh.at angeboten.
NL: Wie sehen Sie die Zukunft der Fleckviehzucht in der Steiermark, in Österreich und weltweit?
Pfleger: Die steirische Fleckviehzucht geniest in der internationalen Fleckviehszene hohe Anerkennung. Grund dafür ist die konsequente Umsetzung des Zuchtprogramms. Genetik aus der Steiermark ist international gefragt und kann sich zunehmend als Marke positionieren. Ziel des österreichweiten Zuchtprogramms Fleckvieh Austria ist, Zuchtfortschritt für die Betriebe zu erreichen. Wichtig ist, diesen Zuchtfortschritt auch als wirtschaftlichen Erfolg in der Betriebskasse der Züchter spürbar zu machen. Die Doppelnutzung im Allgemeinen und Fleckvieh im Speziellen profitiert aktuell von den deutlich gestiegenen Preisen für männliche und weibliche Schlachtrinder. Global gesehen werden neben den ökonomischen Aspekten zunehmend Aspekte der Ökologie und Nachhaltigkeit der Rinderhaltung in den Fokus von Gesellschaft und Zuchtverantwortung rücken. Ich denke, dass Fleckvieh mit der balancierten Ausrichtung der Zuchtzieles mit starker Betonung der Fitnessmerkmale und der hervorragenden Zweinutzungseignung für die Anforderungen der Zukunft gut gerüstet ist.
Zur Person
- Reinhard Pfleger (45) ist Absolvent der HBLA Raumberg.
- Als langjähriger Mitarbeiter der LK Steiermark hatte er die Funktionen als Rinderzuchtberater und Geschäftsführer der Rinderzucht Steiermark inne.
- Seit 1. Mai 2021 Pfleger Geschäftsführer von Fleckvieh Austria.
- Der aktiver Landwirt betreibt in Vorau einen Hof mit Betriebsschwertpunkt Jungrinderaufzucht.
- Pfleger ist verheiratet und ist Vater von zwei Töchter.
- Zu seinen Hobbys zählen Rinderzucht, Blasmusik und Fußball.
Beitragsfoto: Archiv