Mario Hütter, Geschäftsführer vom Maschinenring Steiermark, über neue Geschäftsfelder, Spezialprojekte und große Herausforderungen.
NEUES LAND: Wie ist das letzte Geschäftsjahr beim Maschinenring Steiermark gelaufen?
Mario Hütter: Das letzte Wirtschaftsjahr ist sowohl im agrarischen als auch im gewerblichen Bereich sehr gut gelaufen. Nach leichten Umsatzrückgängen in den letzten Jahren im Agrarbereich – die Anzahl der Lohnunternehmer hat sich erhöht – sind die Umsätze nun in beiden Sparten wieder gestiegen. Im gewerblichen Bereich haben wir im letzten Jahr sogar den höchsten Umsatz seit der Gründung im Jahr 1995 erzielen können. Derzeit sind umgerechnet 200 Vollarbeitskräfte in der gewerblichen Sparte und 40 Vollarbeitskräfte in den regionalen Maschinenringen beschäftigt.
NL: Wie spiegelt sich die Wirtschaftslage im Mitgliederstand wider?
Hütter: Wir haben derzeit knapp 17.000 Mitglieder, die Anzahl ist in den letzten Jahren nahezu gleichbleibend. Bedenkt man, dass die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken ist, können wir wirklich zufrieden sein. Bei vielen Neumitgliedern punkten wir mit unseren Einkaufsvorteilen durch unsere Mitgliedschaft.
NL Auch bei der Maschinenringstruktur tut sich einiges. Heuer hat der MR Dachstein-Tauern ein neues Bürogebäude feierlich eröffnet. Sind weitere Bauprojekte geplant?
Hütter: Hier ist der neue Betriebsstandort des Maschinenringes Dachstein-Tauern sicherlich ein Leuchtturmprojekt. Durch den enormen Einsatz von Geschäftsführung und Spitzenfunktionären sowie der Gewinnung von zwei langfristigen Mietern konnte dieser Neubau auch in Rekordzeit verwirklicht werden. Auch die südweststeirischen Maschinenringe sowie die Maschinenringe im Südosten und im Osten planen neue Betriebsstandorte. Unser großes Ziel ist es, durch solche Neubauten die Strukturkosten in Zukunft auf ein marktübliches Niveau zu senken.
NL: Wie sehen sie als Geschäftsführer das Thema Fusionen?
Hütter: Unser Landesobmann Sepp Wumbauer hält es so, dass Veränderungen in den Vereinsstrukturen ausschließlich Thema der regionalen Ringe sind. Wir unterstützen als Landesverband bei den Abläufen, betrieben beziehungsweise bewerben das Thema Fusion nicht aktiv. Viel wichtiger ist es, dass ringübergreifend in allen Bereichen zusammengearbeitet wird. Hier lautet die Devise „klug kooperieren“. Wenn sich daraus Fusionsgedanken entwickeln, dann ist das gut.
NL: Welche Projekte und Spezialangebote sind im Maschinenring derzeit besonders gefragt?
Hütter: Im agrarischen Bereich sind unsere neuen Produkte für das neue ÖPUL fertig. Dabei geht es um eine ÖPUL-konforme Boden- und Wirtschaftsdüngerbeprobung, die den notwendigen Aufzeichnungspflichten Rechnung tragen. Weiters bauen wir derzeit massiv das Thema „Precision Farming“ aus. Der Druck durch die Digitalisierung ist enorm. Deshalb beschäftigen wir uns mit sogenannten „Management-Zonenkarten“. Dabei fügt ein Programm eine Vielzahl an Daten von zum Beispiel Bodenproben und Satellitenergebnissen über Jahre hinweg zusammen und erstellt damit Richtlinien für die Bewirtschaftung. Der Unterschied zu einigen Mitbewerbern ist, dass bei uns die Randzoneneffekte genau mitgerechnet werden und damit die Genauigkeit stark verbessert wird. Auch unsere mobile Geflügelschlachtung ist im ersten Jahr sehr gut angekommen. Im gewerblichen Bereich widmen wir uns neu in klimaaktiven Dienstleistungen. Dazu zählen etwa Dachbegrünungen in allen Varianten. Auch im Bereich der Reinigung wachsen wir derzeit sehr stark.
NL: Stimmt es, dass es derzeit einen massiven Mangel an Betriebshelfern gibt? Wo liegen dafür die Gründe?
Hütter: Das stimmt leider. Unsere Vollerwerbsbetriebe wachsen und sind arbeitstechnisch voll ausgelastet. Den typischen Zuerwerbsbetrieb von früher gibt es leider nicht mehr und deshalb fehlen uns auch diese Arbeitskräfte. Aber wir arbeiten intensiv daran, dieses Geschäftsmodell wieder auf Schiene zu bringen. Leider wird dabei kein Weg an vollbeschäftigten Dienstleistern vorbeiführen.
NL: Wie wollen Sie hier gegensteuern?
Hütter: Wir besuchen regelmäßig die heimischen Fachschulen, um über Dienstleistungen zu informieren. Auch bei Landjugendveranstaltungen sind wir mit Fachinformationstagen präsent.
NL: Welchen Einfluss haben die massiv gestiegenen Energiekosten auf die Arbeit beim Maschinenring?
Hütter: Die erhöhten Treibstoffkosten werden bei den Ausfahrern über angepasste ÖKL-Richtwerte berücksichtigt. Auch im Winterdienst stellt uns diese Tatsache vor Herausforderungen. Hier können wir Mehrkosten aufgrund von langfristigen Verträgen und Index-Anpassungen abfedern. In der Verwaltung wird so gut als möglich Energie gespart. Durch Netzfreischaltung in den Nachtstunden und am Wochenende wird der Stromverbrauch durch den Stand-by-Modus von Geräten vermieden.
NL: Stichwort Photovoltaik und Nahwärme: Welchen Stellenwert hat die Sparte erneuerbare Energieträger im Maschinenring?
Hütter: Wir als Landesverband arbeiten intensiv mit dem Maschinenring Hartbergerland zusammen und errichten Photovoltaikanlangen. Dabei ist unser Teil die Elektrik, vom MR Hartbergerland werden Unterbau, Module und Wechselrichter installiert. Somit konnten wir heuer bereits über acht Megawatt-peak an PV-Leistung installieren. Im Nahwärmebereich betreiben wir einige Werke selbst und einige betreuen wir für Dritte. Hier versuchen wir, Hackgut werthaltig direkt in der Region einzukaufen.
Zur Person:
- Mario Hütter (48) hat die Land- und forstwirtschaftliche Fachschule Hatzendorf besucht.
- Nach Abschluss der HBLA Raumberg absolvierte er berufsbegleitend ein Masterstudium.
- Der zweifache Familienvater ist verheiratet und führt gemeinsam mit seiner Familie einen Biobetrieb in Kohlberg in der Gemeinde Gnas.
- Zu seinen Hobbys zählen Sport, Triathlon sowie die Jagd.
Beitragsfoto: MR Steiermark