Niedrige Erlöse bei gleichzeitig hohen Produktionskosten – das geht sich nicht mehr aus. Was kann laut LK dagegen gemacht werden?
„Die Produzentenpreise sinken“, beschreibt LK-Präsident Franz Titschenbacher die aktuelle Marktsituation und damit verbunden die Stimmungslage unter den Bauern. „Niedrige Erlöse bei gleichzeitig hohen Produktionskosten und ständig neuen und noch höheren Umwelt- und Tierwohl-Auflagen, das geht sich nicht aus!“ Nach einem kurzen Aufatmen im Vorjahr sinken die Agrarpreise seit Jahresbeginn, während die Produktionskosten stark steigen.
Im Sinkflug befinden sich die Erzeugerpreise für Milch. Seit Anfang 2023 sind sie bereits neunmal in Serie gesenkt worden und liegen jetzt im September bei 45 Cent für einen Liter. Die Getreidepreise für die Bauern sind um mehr als 60 Prozent, die Holzpreise um rund 30 Prozent zurückgegangen. Den besonders auf Tierwohl ausgerichteten Mutterkuhbetrieben geht mit Stundenlöhnen von 5,40 Euro die Luft zum Atmen aus. Hingegen sind die Produktionskosten konstant hoch: Bau-, Maschinen-, Betriebsmittel- und Instandhaltungskosten sind in den letzten zwei Jahren in die Höhe geschnellt. „Das geht sich einfach nicht mehr aus!“, sagt Titschenbacher.
Die Acker- und Schweinebäuerin Elisa Neubauer aus St. Peter am Ottersbach verstärkt dieses Bild: „Die Flut an Vorschriften und Regeln sowie der Dokumentationswahnsinn bringen uns an die Grenzen des Machbaren. Eine lupenreine Feldbauplanung mit ständig sich ändernden, immer höheren und komplizierteren Auflagen ist fast schon vergleichbar mit einer Doktorarbeit“, stöhnt sie. „Das Schlimme dabei ist, dass der Markt dies gar nicht honoriert, Importe mit niedrigeren Standards ruinieren unsere Getreidepreise.“
Betriebsaufgaben drohen
Ähnlich klingt Silvia Prugger, Milchbäuerin in St. Johann am Tauern: „Das riesengroße Problem ist, dass die Kosten die Erlöse auffressen. Das halten wir auf Dauer nicht durch. Wenn wir keine Investitionen und Instandhaltungen mehr machen können, so führt dieser Stillstand unweigerlich zur Betriebsaufgabe.“ Richard Judmaier aus Trofaiach ergänzt: „Ein Stundenlohn von 10,80 Euro als Waldbauer ist allein schon im Vergleich mit Facharbeiterstundenlöhnen mehr als ungerecht. Wir brauchen dauerhafte Antworten von Politik und Marktpartnern auf unsere großen Herausforderungen.“
Dazu kommen Erschwernisse, die von der EU hausgemacht sind. Kammerdirektor Werner Brugner zeigt auf: „Im Obstbau stellt die EU bis 2027 im Zuge ihres sogenannten Heranführungsprogramm rund eine Milliarde Euro für fünf Länder, darunter Serbien und Nordmazedonien, für den Aufbau riesiger Obstanlagen zur Verfügung. Das trägt dazu bei, dass der europäische Obstmarkt geflutet wird und die Erzeugerpreise im Inland enorm unter Druck stehen.“
Neun-Punkte-Programm
Die Forderungen der Landwirtschaftskammer sind in einem Neun-Punkte-Programm dargestellt. Demnach dürfen die Bauern nicht ständig mit neuen Auflagen konfrontiert werden, und beim Green-Deal der EU brauchen die Bauern faktenbasierte landwirtschaftsfreundliche Signale. Insbesondere die EU-Vorhaben zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR), die Wiederherstellung der Natur oder flächige Außernutzungsstellungen von Wäldern sind aber das Gegenteil. Weiters fordert man mehr Transparenz bei der Preisbildung, die Ausweitung der Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern auf die Gastronomie, eine Holzbauoffensive und mehr Miteinbeziehung der Land- und Forstwirtschaft bei der Herstellung von Biowärme und grünem Strom. Zudem müssten die EU-Leistungsabgeltungen wertangepasst werden. „Durch die hohe Inflation ist der Wert dieser Zahlungen allein seit 2021 um 17 Prozent geschrumpft“, zeigt Titschenbacher auf.
Foto: LK/Danner