Die Demut in politischen Ansprachen

von Karl Brodschneider

Ich weiß nicht, was da in der letzten Zeit passiert sein muss, dass sich jetzt fast schon jeder Politiker in Spitzenposition in dieser Tugend übt. Als Bundeskanzler Karl Nehammer vom Bundespräsidenten mit der Regierungsbildung beauftragt wurde, nannte er sie. Der Freiheitliche Mario Kunasek sprach in seinen ersten Interviews nach dem Wahlsieg darüber. Und auch der neue steirische SP-Landesparteiobmann Max Lercher verwendete diesen Begriff in einem Interview. Die Rede ist von der Demut, mit der Nehammer, Kunasek und Lercher in ihre neuen Aufgaben gestartet sind.

Ob alle drei auch dasselbe meinen? Für mein Verständnis ist Demut eine Haltung, die zum Ausdruck bringt, dass man bereit ist, etwas anzunehmen, zu dienen und das Beste daraus zu machen. Es muss aber gar keine politische Funktion oder sonst irgendeine führende Tätigkeit im öffentlichen Leben sein, um Demut zu zeigen. Ich glaube, dass man auch beim Tragen und Ertragen eines persönlichen Schicksals oder einer Krankheit Demut beweisen kann.

Bei meinem Nachdenken über diese Tugend habe ich später auch das Internet zu Rate gezogen, wie dort die Demut beschrieben wird. Zum Beispiel lese ich, dass wir unter Demut die Bereitschaft verstehen, sich selbst richtig einzuschätzen und sich demnach zu verhalten. An einer anderen Stelle wird die Demut als religiös geprägte Geisteshaltung beschrieben, bei der sich der Mensch in Erkenntnis der eigenen Unvollkommenheit dem göttlichen Willen unterwirft. Demut wird auch als das Zurücknehmen der eigenen Interessen gegenüber einer höheren Macht oder gegenüber der Gemeinschaft erklärt.

Stellt sich abschließend die Frage nach dem Gegenteil von Demut. Das ist wenig überraschend der Hochmut, wenn man glaubt, dank seines Berufs oder seiner Stellung oder seiner Ausbildung und Herkunft mehr wert zu sein als andere.

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