Wohl kaum eine Branche ist mehr von der politischen Willkür betroffen als die Land- und Forstwirtschaft. Eine kleine Gruppe von weniger als drei Prozent ernährt die gesamte Bevölkerung und das zu Preisen, die für jedermann erschwinglich sein sollten. Der Staat versucht dies durch Direktzahlungen und Leistungsabgeltungen auszugleichen, wodurch es zu einer direkten Abhängigkeit von Staat und Politik kommt. Diese kleine Gruppe verfügt auch über fast 80 Prozent des Grundbesitzes, aber nicht, um damit am Immobilienmarkt zu spekulieren, sondern um darauf jene Rohstoffe und Nahrungsmittel zu erzeugen, die die Bevölkerung ernähren. Wenn drei Prozent das besitzen, was die restlichen 97 Prozent gerne nutzen würden, sind Nutzungskonflikte vorprogrammiert. Der Schutz des Eigentums steht daher für die Bauern wohl an oberster Stelle, denn dieses Eigentum ist die Produktionsstätte und somit Existenzgrundlage, gleichzeitig steigt aber der gesellschaftliche Anspruch, die wunderbare Natur- und Kulturlandschaft für alle zugänglich zu machen. Eine schwierige Gratwanderung für die Politik, wenn man zum Schutz der drei Prozent Bauern einen Großteil der potentiellen 97 Prozent Wählerstimmen verliert. Diese Rechnung verstehen die Parteien, und trotzdem steht die ÖVP und nur die ÖVP hinter den Bauern, weil sie ihre Leistung schätzt und nicht nur nach Wählerstimmen hascht.
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