Bäuerin der Woche: Julia Winkler

von NEUES LAND

Wie schaut der Tagesablauf einer jungen Bäuerin und zweifachen Mutter aus? Julia Winkler aus Habersdorf gibt Einblick und erzählt, was sie nach der Fachschule gemacht hat. Porträt verfasst von Roman Bruckner.

 

Junge Mutter und Betriebsführerin – wie lässt sich das unter einen Hut bringen? Julia Winkler aus Habersdorf bei Hartberg zeigt das sehr gut auf ihrem Betrieb vor. Die 30-Jährige bewirtschaftet zusammen mit ihrem Vater Hans Winkler einen 60 Hektar großen Schweinemastbetrieb mit Kürbiskernölvermarktung. In drei Jahren wird sie den Betrieb übernehmen. Ihr Partner David Kogler arbeitet Vollzeit in einem Maschinenbaubetrieb in Brodersdorf bei Gleisdorf. Die Mutter von Julia ist Schichtleiterin bei der Molkerei NÖM in Baden. Julia hat zwei Töchter: Luisa ist drei Jahre alt und Lena erblickte vor einem Monat das Licht der Welt.

Julia Winkler

Julia Winkler ist stolze Mama. Lena kam vor einem Monat auf die Welt. Die ältere Tochter Luisa ist mittlerweile schon drei Jahre alt.

Die junge Vollblutbäuerin ist derzeit in „Karenz“, wie sie es nennt. Das heißt, dass sie nur im Stall mitarbeitet, aber schon in einem Jahr möchte sie wieder voll in den Betrieb einsteigen. Die erste Tochter ist mit 15 Monaten in eine Kinderkrippe gekommen. Bei der zweiten soll es ähnlich laufen, allerdings ist dann ihre Mutter auch schon in Pension.

Ein normaler Arbeitstag

Wie schaut ein Arbeitstag der jungen Oststeirerin im Normalfall aus? Er beginnt um sechs Uhr mit der Stallarbeit. Dann folgen verschiedene Arbeiten im Hof und am Feld, die Kernölvermarktung und Buchhaltung. Zu Mittag Kochen und Kinder holen, am Nachmittag Kinderbetreuung und Haushalt. Um ungefähr 17 Uhr – wenn ihr Partner oder die Mutter wieder da sind – geht sie in den Stall. Am Wochenende ist alles leichter, weil alle daheim sind. In der Anbau- und Erntezeit nehmen sich die Mutter und ihr Partner Urlaub, damit sich Julia und ihr Vater voll auf die Arbeit konzentrieren können. Dann hilft auch der junge Neffe David fleißig mit.

„Ich wollte immer schon Bäuerin werden. Wir waren drei Schwestern und ich die Jüngste“, erklärt Julia, wie sie zur Hofübernehmerin wurde. „Mit 14 Jahren habe ich mir eine gute landwirtschaftliche Ausbildung gesucht. Meine Wahl ist auf die Fachschule Kirchberg gefallen, weil mir die Vielfalt dort gefallen hat und weil es dort schon mehr Mädchen gegeben hat“, sagt die junge Frau. Anfänglich hat sie besonders die Schulgärtnerei begeistert, bald kam ihr Interesse für die Schweinehaltung dazu. Besonders beeindruckt hatten sie ein Partnerbetrieb der Schule und ihr Praxisbetrieb in der Weststeiermark. Dieser Betrieb wurde von einem Mann allein geführt. „Da habe ich gesehen, dass viele Arbeiten im Zuchtsauenbereich, die wir zu Hause zu zweit gemacht haben, auch allein gut machbar sind.“ Damals hat sie die Erfahrung gemacht, dass sie es schaffen kann, auch als Frau den Betrieb zu führen.

Hotel- und Gastgewerbeassistentin

Da die Eltern noch jung waren, hat sie an die Schule eine Lehre als Hotel- und Gastgewerbeassistentin angeschlossen und diesen Beruf fünf Jahre lang ausgeübt. Dann ist sie nach Hause gegangen, weil sie der Vater schon dringend gebraucht hat. Damit sie weiterhin auch zu vielen Menschen Kontakt haben kann, hat sie damals eine Nebenbeschäftigung bei der Styriabrid im Ausmaß von ein bis zwei Tagen in der Woche begonnen, die sie auch heute noch ausübt. Dabei betreut sie regelmäßig 45 Zuchtsauenbetriebe in der Süd- und Weststeiermark. Sie empfindet das als interessante und belebende Abwechslung. Zwischen 2016 und 2019 hat die fleißige Jungbäuerin die Ausbildung zur Landwirtschaftsmeisterin absolviert.  

Für die Zukunft wünscht sie sich von der Gesellschaft mehr Anerkennung für die Schweinehalter. Immerhin erzeugen sie ein sehr gesundes Produkt, dass auch das Lieblingsfleisch der Österreicher ist. Neben fairen Preisen wünscht sie sich weniger Einschränkungen für den Ackerbau und die Tierhaltung, denn durch diese Vorgaben wird ihrer Meinung nach das Wirtschaften immer schwieriger.

Die Oststeirerin hofft, dass in der Zukunft noch mehr junge Frauen Betriebe übernehmen. Dazu werden mehr Kinderbetreuungsplätze am Land notwendig sein. Vielleicht wird einmal eine ihre beiden Töchter in ihre Fußstapfen treten. „Letztlich sollen sie aber das machen können, was ihnen am besten liegt“, so Julia Winkler abschließend.

Zur Person

Julia Winkler (30) wohnt in der Habersdorfer Straße 119, 8230 Hartberg. Ihr Lebenspartner David Kogler arbeitet in einem Maschinenbaubetrieb in Brodersdorf. Gemeinsam haben sie zwei Töchter. Der Ackerbau umfasst etwa 60 Hektar (Mais, Getreide, Ölkürbis). Dazu kommt das Kürbiskernöl (auch mit Zustellung). Der Schweinebetrieb hat 700 Mastplätze, die Vermarktung erfolgt über die Styriabrid. Kontakt: julia.winkler7@gmail.com, Telefon 0660 2461415.

 

Fotos: Bruckner

 

 

 

 

 

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