Wie schnell sich Marktsituationen ändern können, erleben wir derzeit im Lebensmittelbereich. Wurde während der Coronazeit verstärkt zu heimischen Produkten gegriffen, hat sich aufgrund der Inflation und der damit verbundenen Teuerung die Lage grundlegend geändert. Immer öfter greifen Konsumenten zu Billigprodukten aus dem Ausland und bringen somit heimische Bauern in Bedrängnis.
Einen Hilferuf setzten kürzlich die steirischen Putenhalter ab und das aus gutem Grund. Im Jahr 2005 wurden im österreichischen Bundestierschutzgesetz die EU-weit strengsten Haltungsbestimmungen für Puten festgelegt. Die Tiere haben hierzulande bis zu 70 Prozent mehr Platz im Stall als im Rest der EU. Zudem verfügen alle neuen Stallungen über Zugang zu geschützten Außenbereichen und über erhöhte Sitzebenen im Innenbereich.
Leider stehen diese modernsten Ställe immer öfter leer, da die Puten in Österreich nicht absetzbar sind. Denn mit der bereits eingangs angesprochenen zunehmenden Teuerung wird österreichisches und somit auch steirisches Putenfleisch im Handel aus Preisgründen vermehrt gegen ausländische Ware aus deutlich schlechterer Haltung ausgetauscht. Die Tierhalter leiden jetzt unter längeren Stall-Leerstehzeiten, welche den Jahresdeckungsbeitrag massiv reduzieren. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen, werden immer mehr Betriebe die Produktion aufgeben.
Somit sollte nun die Solidarität der Konsumenten, aber auch des Lebensmittelhandels eingefordert werden, um die Produktion in der Steiermark nachhaltig abzusichern.