In dieser Woche reichten Schweden und Finnland gemeinsam ihre Mitgliedsanträge bei der NATO ein. Noch vor drei Monaten war das völlig unvorstellbar. Finnland, das sich mit Russland eine 1300 Kilometer lange Grenze teilt, war seit Jahrzehnten bündnisfrei. Einen möglichen Beitritt in die westliche Militärallianz hatte man in Finnland immer als Provokation des russischen Nachbarn gesehen und daher nie in Erwägung gezogen.
Ähnlich ist die Lage in Schweden. Auch hier kippte die Stimmung in der Bevölkerung innerhalb weniger Wochen von der deutlichen Ablehnung eines NATO-Beitritts hin zu einer mehrheitlichen Befürwortung. Die Angst vor Putin und seinen imperialen Gelüsten ist durch Russlands aggressiven Krieg in der Ukraine stark gewachsen. Das Vertrauen zu Putin ist auf den absoluten Tiefpunkt gesunken. In beiden skandinavischen Staaten glaubt man, dass eine NATO-Mitgliedschaft die Hürden für militärische Konflikte im Norden Europas erhöhen würde.
Präsident Wladimir Putin hat mit dieser Entwicklung wohl nicht gerechnet, denn eigentlich wollte er genau das Gegenteil. Schließlich kommt die NATO jetzt noch näher an Russlands Grenzen heran. Aber Putin hat das durch den Ukrainekrieg selbst verschuldet und seine Glaubwürdigkeit auf dem internationalen Parkett völlig verspielt. Und anscheinend gibt es da Dinge, die derart ernst sind, weshalb sich die Finnen und Schweden in einem unglaublichen Eilzugstempo der NATO zugewandt haben. Bleibt nur zu hoffen, dass Putin jetzt keine Entscheidungen trifft, die den Krieg in andere Länder tragen.