Im Interview: Maria Pein

von Karl Brodschneider

LK-Vizepräsidentin Maria Pein über die Lage bei den Schweinebauern, die Herkunftskennzeichnung und die anstehende Pflegereform.

 

NEUES LAND: Sie sind als Vizepräsidentin viel bei den Leuten. Was bewegt die Menschen derzeit am meisten?

Maria Pein: Alles dreht sich um die Corona-Pandemie. Sie fragen sich, wann wieder ein halbwegs normaler Alltag einkehrt. Durch die geschlossene Gastronomie und Hotellerie und weil keine Feste und Feiern stattfinden können, haben schon viele landwirtschaftliche Betriebe große existentielle Sorgen.

NL: Die Schweineproduktion bekommt nicht nur die Folgen von Corona, sondern auch das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland massiv zu spüren. Wird es vom Bund eine Unterstützung geben?

Pein: Seit vergangenen April ist den österreichischen Schweinebauern bereits ein Schaden von 70 Millionen Euro entstanden. Um eine Existenzgefährdung abzuwenden, verlangt die steirische Landwirtschaftskammer von der Bundesregierung einen wirkungsvollen Verlust-Ersatz, um die Schäden, die den Schweinebauern als Vorlieferanten für die Gastronomie erwachsen sind, abzuwenden. Es wird darüber in der Regierung intensiv mit den Grünen verhandelt.

NL: Ein Kernthema ist die Herkunftskennzeichnung. Wie schaut es dabei mit der Umsetzung aus?

Pein: Das ist eine vehemente Forderung von mir und gilt vor allem für verarbeitete Produkte. Die Konsumenten wollen wissen, woher Wurst, Nudeln etc. kommen. Der dafür zuständige Gesundheitsminister soll endlich die Herkunftskennzeichnung umsetzen. Auch der Bund, die Länder und Gemeinden sind gefordert, in ihren Großküchen und Kantinen verstärkt mit heimischen Lebensmitteln zu kochen und die Herkunft bekannt zu geben.

Sozialversicherung

NL: Was wurde in der letzten Zeit bei der Sozialversicherung erreicht?

Pein: Die Beiträge für die Sozialversicherung sind bei meinen Gesprächen mit den Bauern und Bäuerinnen immer ein großes Thema. Das Entlastungspaket, das rückwirkend bis Anfang 2020 gilt, ist schon ein großer Wurf, der gelungen ist. Es war aber auch dringend notwendig, da etwas zu tun. Wirksam geworden ist zum Beispiel der auf das Niveau von Arbeitnehmern gesenkte Krankenversicherungsbeitrag. Für angehende Hofübernehmer übernimmt der Bund jetzt einen Teil der Sozialversicherungsleistungen. Und durch die Senkung des fiktiven Ausgedinges sind die Mindestpensionen gestiegen. Der Sprechtag vor Ort konnte auch nach der Fusion zur SVS erhalten werden, ebenso spezielle bäuerliche Gesundheitsangebote.

Pflegereform

NL: Das Jahr 2021 soll endlich die neue Pflegereform bringen. Was erwarten Sie sich davon?

Pein: Die Pflege betrifft gerade den bäuerlichen Bereich sehr stark, schließlich werden 80 Prozent der pflegebedürftigen älteren Familienangehörigen daheim betreut. Allen, die zu Hause ihre Angehörigen pflegen, zolle ich höchsten Respekt! Wir wollen eine bessere Unterstützung der häuslichen Pflege. Außerdem brauchen die pflegenden Angehörigen eine Auszeit von mindestens einem Tag pro Monat, um sich vom Pflegealltag zu erholen. Wichtig war, dass das Pflegegeld mit 2020 valorisiert wurde. Wichtig ist, dass in den Gemeinden mehr Tagesbetreuungseinrichtungen für Pflegebedürftige entstehen, denn so kann man auch die unmittelbaren Angehörigen etwas freispielen.

 

Zur Person

Im Dezember 2013 wurde Maria Pein zur LK-Vizepräsidentin gewählt. Die aus Deutsch Goritz kommende Südsteirerin bewirtschaftet einen Schweinezucht- sowie Ackerbaubetrieb. Sie ist Mutter einer Tochter, war Gemeinderätin und auch in der Frauenbewegung sehr engagiert. Sie ist in der fusionierten Sozialversicherung SVS eine wichtige Stimme der Bauernschaft.

 

Beitragsfoto: LK Danner

 

 

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