Harter Kampf um den Wald

von Karl Brodschneider

Die geplante EU-Waldstrategie lässt die Wogen hochgehen. Die Bauernvertretung spricht von Enteignung und Verlust von Tausenden Arbeitsplätzen.

 

Die EU-Kommission hat im Zuge des sogenannten „Green Deal“ eine neue Waldstrategie für 2030 entworfen. Darin gibt es etliche Punkte, die von den heimischen Bauernvertretern massiv kritisiert werden. So zeigten sich Landesrat Hans Seitinger und LK-Präsident Franz Titschenbacher über die geplante Außernutzung-Stellung von Wäldern empört. „Dieser Vorschlag kommt einer Enteignung unserer bäuerlichen Familienbetriebe gleich, dieser massive Angriff auf das Eigentum muss verhindert werden“, ging Seitinger in Angriffsstellung. „Diese sogenannte Waldstrategie wurde offenbar von Bürokraten und Lobbyisten ersonnen, die noch nie einen Wald bewirtschaftet haben“, sagte Seitinger und mahnte: „Der Steiermark droht durch die vorgesehene Außernutzung-Stellung von bis zu 30 Prozent der Wälder der Verlust von 1,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung pro Jahr und 15.000 Arbeitsplätzen!“ Seitinger kritisierte auch die geplante Einführung eines Laienmonitorings, also die Beurteilung des Wald-Zustands durch unkundige Personen. „Das ist so, wie man die Arbeit eines Arztes von einem Laien überprüfen lassen will“, verglich der Landesrat.

Albtraum für Forstwirte

Seitinger und Titschenbacher

Landesrat Hans Seitinger und LK-Präsident Franz Titschenbacher warnten davor, wenn die EU-Waldstrategie in der derzeit vorliegenden Form tatsächlich umgesetzt werden würde.

Deutliche Worte fand auch Präsident Titschenbacher: „Der österreichische Wald darf nicht zum Spielball falsch verstandener und fehlgeleiteter europäischer Umwelt- und Klimapolitik verkommen! Ein derartiger bürokratischer Blätterwald ist für jeden Waldbesitzer ein Albtraum!“ Er legte einen Fünf-Punkte-Schutzplan für die Forstwirte vor. Darin wird klar festgehalten, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung und die verstärkte Verwendung des nachwachsenden Rohstoffes Holz nachweislich das Klima schützen. Gleichzeitig sind die Holzreststoffe zur klimaneutralen Erzeugung von Strom und Wärme ein zusätzlicher wichtiger Schlüssel für die Energiewende. Weiters betonte er: „Unsere verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung ist Grundlage für eine positive Außenhandelsbilanz von 4,55 Milliarden Euro, die von der gesamten Wertschöpfungskette Forst und Holz generiert wird.“ Auch redete er der Eigenverantwortung und einer Honorierung der Waldleistungen statt kalter Enteignung das Wort. Zudem machte er darauf aufmerksam, dass die Waldfläche in der Steiermark in den vergangenen zehn Jahren sogar um 9000 Hektar zugenommen habe.

Praktikern zuhören

In Sachen EU-Waldstrategie ist auch EU-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer dauernd beim Aufklären und Überzeugen. „Seine Schlüsselrolle beim Klimaschutz kann der Wald nur dann voll ausspielen, wenn er aktiv und nachhaltig bewirtschaftet wird. Diese Position habe ich dieser Tage auch gegenüber dem EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski unterstrichen“, erklärte Schmiedtbauer und stellte klar: „Entscheidungen über die Fachexpertise und den Erfahrungsschatz der EU-Länder hinweg lehne ich entschieden ab und fordere die EU-Kommission auf, ihren Kurs gemeinsam mit den EU-Ländern und uns Praktikern zu korrigieren.“

Kritik an der EU-Waldstrategie äußerte auch Obmann Carl Prinz von Croy bei der Mitgliederversammlung der Land&Forst Betriebe Steiermark: „Die vorliegenden Strategien bezüglich Forst und Biodiversität kommen nicht nur einer Enteignung von Privateigentum gleich, sondern untergraben auch unsere langjährigen Bestrebungen, den Wald durch eine nachhaltige Bewirtschaftung klimafit für die nächsten Generationen zu machen.“

 

Beitragsfoto: pro holz, Land Steiermark

 

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1 kommentieren

Platzer Franz 8. September 2021 - 15:09

Die EU-Vertretung versagt auf allen Linien! So kann und darf es mit uns nicht weitergehen. Raus aus der „ferngesteuernden“ EU-Lobby-Politik, die jährlich TAUSENDE Arbeitsplätze in der kleinstrukturierten und „GESUNDEN“ Landwirtschaft vernichtet. Dafür wird die Agrarindustrie dank unserer Vertreter und der internationalen Lobbyisten auf unsere Kosten gestärkt.
Beispiele: Merkosur – österr. ÖAAB-Vertreter stimmen dafür und nicht dagegen, dabei sind 10-Tausende ÖAAB-Mitglieder, so wie auch ich Nebenerwerbsbauern – Pfui!!! – Ein Massenaustritt von ÖAAB-Mitgliedern wäre die Konsequenz, außer diese Damen und Herren entschuldigen sich öffentlich. Wenn nicht sind diese Politiker aus der ÖVP als Partei der Bauernvertreter schleunigst zu entfernen.
OPO Bgm. Franz Platzer

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