Nach der EU-Parlamentsabstimmung liegen die Hoffnungen der heimischen Biomassebranche auf den beginnenden Trilog-Verhandlungen.
Mit der Abstimmung zur Erneuerbaren-Energie-Richtlinie (REDIII) in der vergangenen Woche hat das EU-Parlament seine Positionen zu den finalen Verhandlungen mit der Kommission und den Mitgliedstaaten fixiert. Diese Richtlinie legt fest, welche erneuerbaren Energieformen die Nationalstaaten einsetzen sowie fördern dürfen. „Im Gegensatz zur EU-Kommission und den Mitgliedstaaten nimmt das EU-Parlament eine kritische Haltung zur Bioenergie ein. Das Ergebnis ist ein praxisferner, bürokratischer und teilweise inkonsistenter Vorschlag, der den Ausbau der Bioenergie behindern und nicht, wie für die Zielerreichung notwendig, forcieren würde. Der Vorschlag, Holzenergie aus dem Wald gar nicht mehr als erneuerbar anzuerkennen, wurde aber schlussendlich mit einer sehr deutlichen Mehrheit abgelehnt“, verdeutlicht LK-Präsident Franz Titschenbacher, gleichzeitig auch Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes.
Titschenbacher weiter: „Es ist kaum nachvollziehbar, dass man im EU-Parlament die regionale Bioenergienutzung, die ein wesentlicher Teil der nachhaltigen Bewirtschaftung und Klimawandelanpassung unserer Wälder ist, behindert, während Atomenergie, Kohlekraftwerke und Fracking eine Renaissance erleben. Ich bin zuversichtlich, dass sich während der Trilog-Verhandlungen die Vernunft durchsetzt. Unser Dank gilt insbesondere der Abgeordneten Simone Schmiedtbauer, die sich in den Verhandlungen massiv für die regionale Biomassenutzung eingesetzt hat.“
Ein Teilerfolg
„Das Ergebnis ist nicht das, was ich mir für die heimische und die europäische Biomassebranche gewünscht hätte, denn es wird ihrem Stellenwert nicht gerecht. Das Einfrieren der Anrechenbarkeit für die Erneuerbaren-Ziele auf ein Durchschnittslevel 2017-2022 anstatt gar keine Berücksichtigung ist ein Teilerfolg. Nun gilt es, auf Verbesserungen bei den Trilog-Verhandlungen zu drängen und zu hoffen“, fasst die EU-Abgeordnete Simone Schmidtbauer zusammen. „Mit der Abstimmung des EU-Parlaments ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die Verhandlungen mit den EU-Ländern sind in den Startlöchern. Jetzt ist Energieministerin Leonore Gewessler, die Österreich in diesen Verhandlungen vertritt, am Zug, um das Beste für unsere wertvollste nachhaltige heimische Ressource und damit für unsere Bürgerinnen und Bürger herauszuholen. Ich setze mich jedenfalls weiterhin nach all meinen Möglichkeiten dafür ein, Nachbesserungen für die regionale Biomassenutzung zu erreichen.“
Holzvorräte ausgebaut
„In Ländern mit aktiver nachhaltiger Waldbewirtschaftung wurden sowohl die Holzvorräte als auch die Holzenergienutzung stark gesteigert. Aktuell stehen wir vor der Herausforderung, dass die Klimakatastrophe zu mehr Bedarf an Waldpflegemaßnahmen und zu höheren Schadholzanteilen führt. Beides sorgt für einen steigenden Anfall von Biomasse für die Holzenergie. Wird diese nicht genutzt, verfault sie ungenutzt im Wald, ohne fossile Energie zu ersetzen“, verdeutlicht Titschenbacher.
Auf den Punkt bringt es Professor Michael Obersteiner, Leiter des renommierten Environmental Change Institutes der Universität Oxford und Mitautor zahlreicher IPCC-Berichte: „Mir ist kein seriöses wissenschaftliches Papier bekannt, in dem die Bioenergie schlechter als fossile Brennstoffe abschneiden würde. Ein Erreichen des 1,5 Grad Zieles ist ohne Bioenergie undenkbar.“
Dem problematischen Parlamentsbeschluss ging eine breite, emotional gestaltete Kampagne gegen die Bioenergie und Waldnutzung voraus, mit der Holzenergie ohne belastbare Fakten negativ dargestellt wurde. „Es ist erschütternd, wie hier mit falschen Informationen gegen Holz, unseren wichtigsten erneuerbaren Energieträger, vorgegangen wurde. Diese Negativ-Kampagnen richten sich eindeutig gegen die Interessen der EU-Bevölkerung, und man muss die Frage stellen, wer so etwas mit erheblichen Geldmitteln finanziert“, zeigt sich Titschenbacher über solche Vorgangsweisen sehr verärgert.
Holz ist unsere wichtigste inländische Energiequelle. Dank des Holzenergie-Ausbaus kann Österreich auf Kohle- und Atomkraftwerke verzichten. In der Steiermark versorgen 600 Biomasseheizwerke über 100.000 Haushalte mit Wärme auf Basis von Biomasse aus dem bäuerlichen Kleinwald. Sie leisten somit einen unverzichtbaren Beitrag zur sicheren, leistbaren und klimafreundlichen Energieversorgung der Steiermark. Insgesamt heizen in der Steiermark 230.000 Haushalte mit dem klimaneutralen Rohstoff Holz und mit biogenen Reststoffen aus dem Wald.
Beitragsfoto: Franz Fink
2 Kommentare
Die Forstwirtschaft und somit auch die Nutzung der Biomasse soll gefälligst den einzelnen EU- Mitgliedsländern überlassen bleiben. Es hat doch keinen Sinn, wenn Länder mit nachhaltiger Forstwirtschaft mit jenen gleichgeschaltet werden, wo der Wald kaum eine Rolle spielt. Maßgebende Entscheidungsträger in der EU sind da vollkommen fehl auf deren Platz – sie brauchen dringend eine Nachschulung, um deren Fehlentscheidung zu begreifen. In meine Kritik möchte ich auch die „Naturschützer“ mit einschließen, denen der Wolf alles bedeutet und die landwirtschaftlichen Nutztiere dienen nur zum Fraß.
Wenn die Land- und Forstwirtschaft solchen Dilettanten immer mehr ausgeliefert sein wird, dann wird man sich vor der Zukunft fürchten müssen.
Wenn Frau Gewessler die Verhandlungen FÜR Biomassenutzung führen soll, dann steht ihr noch eine Schwerstarbeit bevor. Sie muß auch die Abgeordneten ihrer Partei dafür überzeugen können, die bei der Abstimmung dagegengestimmt haben. Daß auch Rot und die NEOS dagegen waren, überrascht mich weniger, viel mehr aber, daß Karas von der ÖVP sich vor deren Karren spannen hat lassen.