Genau genommen gibt es nach der Tiroler Landtagswahl viele Verlierer. Die ÖVP rasselte um fast zehn Prozent hinab. Auch ihr bisheriger Koalitionspartner, die Grünen, fuhren ein deutliches Minus ein. Die erhofften großen Zugewinne blieben der SPÖ überraschend verwehrt. Nicht einmal ihr Minimalziel, den zweiten Platz hinter der ÖVP zu halten, konnten die Sozialdemokraten erreichen. Und noch einen Verlierer gab es bei dieser Wahl. Das waren – wieder einmal – die Umfrageinstitute. Die meisten Umfragen sagten nämlich dem ÖVP-Spitzenkandidaten und seinem Team eine desaströse Wahlniederlage voraus, die dann aber nicht eintrat. Höchstwahrscheinlich halfen all diese Umfragen der ÖVP sogar, ihre Wähler zu mobilisieren. So wie es jetzt aussieht, dürfte die ÖVP mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der neuen Periode den Landeshauptmann stellen. Aber anstatt der Grünen wird wohl die SPÖ in Zukunft der Juniorpartner sein.
Die nächste Wahl, die auch Auswirkungen auf die Bundesebene haben wird, ist nicht mehr weit weg. Es ist nicht die Bundespräsidentenwahl, sondern voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres die Landtagswahl in Niederösterreich. Dort läuft seitens der Landeshauptmann-Partei alles genau nach Plan. Ein Zittern wie in Tirol wird es in St. Pölten sicher nicht geben. Allerdings stellt sich auch in Niederösterreich die Frage nach der Wahlbeteiligung. In Tirol lag sie trotz Zuwächsen nur bei 65 Prozent. Das heißt, jedem Dritten war es in Westösterreich ziemlich egal, wer künftig im Lande regiert.