Die Dauerkrise bei den steirischen Apfelbauern hält an. Nach den Spätfrösten im April wird eine extrem geringe Ernte eingebracht.
So früh wie noch nie – um zwei Wochen früher als üblich – hat die steirische Apfelernte begonnen. Die Befürchtungen nach dem Spätfrost im April bestätigen sich nun. Mit 59.000 Tonnen ist es wieder nur eine Mini-Ernte. Ähnlich gering war sie schon in den Jahren 2016 mit 40.000 Tonnen und 2017 mit 67.000 Tonnen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 wurde mit 195.000 Tonnen die historisch größte Ernte eingebracht. 2023 belief sie sich auf 121.000 Tonnen, 2022 auf 151.000 Tonnen.
Aufgrund der Erfahrungen im letzten Dezennium steht fest, dass es ohne Frostschutz nicht mehr geht. Vizepräsidentin Maria Pein und Kammerdirektor Werner Brugner hielten bei einer Pressekonferenz auf dem Obstbaubetrieb Haberl in Oberweißenbach fest, dass sich die Frostberegnung im Vergleich zu Paraffinkerzen und Frostöfen als wirksamste Methode herauskristalliert hat. Das bestätigt auch das heurige Obstjahr: Auf den 400 Hektar forstberegnete Obstgärten – das entspricht acht Prozent der Gesamtfläche – wurden 25.000 Tonnen oder 42 Prozent der steirischen Ernte eingebracht. Umgekehrt heißt das, dass auf 92 Prozent der Apfelkulturen ohne Forstberegnung nur 58 Prozent oder 34.000 Tonnen geerntet werden konnten.
Frostberegnung
Mit Frostberegnungen ist das aber so eine Sache. Man benötigt dafür viel Wasser und behördliche Genehmigungen. Außerdem sind sie teuer, die Umsetzung kann sich in die Länge ziehen. Am Betrieb Haberl steht man derzeit vor der Entscheidung, eine Frostberegnung zu installieren. Die Kosten für die Pumpe und Leitungen betragen rund 160.000 Euro. Den Teich, der vor allem für die Beregnung in Trockenperioden genützt wird, hat man bereits seit sechs Jahren. Allein dieser kostete damals mehr als 100.000 Euro.
Landesrätin Simone Schmiedtbauer versprach, sich in Wien für eine Erhöhung der Investitionsförderung für Frostberegnungen einzusetzen. Zur Situation im Obstbau erklärte sie: „Wir arbeiten derzeit gemeinsam mit anderen Bundesländern und mit Minister Norbert Totschnig an einem zehn Millionen schweren Hilfspaket für die betroffenen Regionen. Neben bereits bestehender Unterstützungen wie der 55-prozentige Zuschuss zu den Beiträgen an die Hagelversicherung braucht es zusätzliche Investitionen, um unsere Betriebe bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu helfen.“
Hohe Lohnnebenkosten
Der Obmann der steirischen und österreichischen Obstbauern, Manfred Kohlfürst, sieht den steirischen Obstbau an der Kippe. Der Klimawandel mit den immer häufiger auftretenden Spätfrösten, Starkregen und Dürren ist nicht der einzige Grund für seinen sorgenvollen Ausblick. „Österreich ist bei den hohen Lohnnebenkosten EU-Spitzenreiter“, klagt Kohlfürst. Dazu kommen die eingeschränkten Möglichkeiten, invasive Schädlinge und Krankheiten nachhaltig zu bekämpfen. „Bei uns sind immer weniger Wirkstoffe erlaubt“, so Kohlfürst.
Streuobst
Am Rande der Pressekonferenz wurde auch ein Umstand erwähnt, der heuer alle überrascht. Die Streuobsternte ist gut und erzielt mit Preisen von bis zu 25 Cent pro Kilo ein Rekordergebnis. Das hängt damit zusammen, dass am internationalen Markt die Nachfrage nach Apfelsaftkonzentrat aufgrund der Missernten in den südamerikanischen Orangenplantagen stark angezogen hat.
[© LK/Danner]