Seit 14 Jahren macht die Bäuerin Johanna Leitner Stadtführungen durch Oberwölz. Aber das ist nicht ihr einziges Hobby. Die Obersteirerin ist auch eine begeisterte Sängerin.
In der Spitalskirche in Oberwölz beginnt Johanna Leitner ihre Stadtführung. „Ich mache das sehr gerne, denn in unserer Stadt gibt es so viel herzuzeigen“, leitet sie ein. Die 52-jährige Bäuerin ist eine von sechs Stadtführerinnen und weiß um die Geschichte der kleinsten steirischen Stadt bestens Bescheid. „Im Jahr 1007 schenkte Kaiser Heinrich II. große Teile des Wölzer- und des Katschertalers dem Bischof von Freising. Damit setzte bei uns die Landentwicklung so richtig ein. Schon 1305 wurde Oberwölz zur Stadt erhoben. Die Stadtmauer wurde errichtet und Mitte des 14. Jahrhunderts wohnten über 2000 Menschen innerhalb dieser Mauer“, erzählt Leitner und erinnert an den damals durch die Stadt führenden immens wichtigen Handelsweg über das Glattjoch.
Lohmühle und Pestsäule
Eigentlich könnte sie, wie sie sagt, stundenlang nur über die Besonderheiten in dieser gotischen Spitalskirche wie die versetzte Bauform, das kunstvolle Maßwerkfenster, die Orgelbrüstung, die Meisterstühle und das dreiteilige Fresko mit der stillenden Muttergottes erzählen. Aber Oberwölz bietet noch viel mehr. Drei der vier Stadttore und weite Teile der Stadtmauer sind noch bestens erhalten. In der Stadtpfarrkirche lenkt sie den Blick der Besucher unter anderem auf die Schutzmantelmadonna und die Freskenmalereien von Joseph Adam von Mölk aus dem 18. Jahrhundert. Sie besucht mit ihren Gästen die Lohmühle, zeigt ihnen das alte Amtshaus, steht fast ergriffen vor der über 300 Jahre alten Pestsäule und beschreibt die einzelnen Gebäude, die den Hauptplatz umschließen und wo sich unter anderem auch das Österreichische Blasmusikmuseum und das Heimatmuseum befinden.
Perstl Viergesang
Johanna Leitner ist eine Bäuerin mit vielen Interessen und Begabungen. Sie liest und strickt gerne, versorgt ihre Familie mit eigenem Brot, Butter und Käse, hält Kurse wie zum Beispiel Autogenes Training ab und liebt vor allem den Gesang. Sie und ihr Mann Ignaz singen im Oberwölzer und Winklinger Kirchenchor und bilden seit 28 Jahren die eine Hälfte des Perstl Viergesangs. „Wir haben uns vor allem dem steirischen und kärntnerischen Volkslied verschrieben“, lässt die Sängerin (Alt) wissen. Erst kürzlich hat der Viergesang den Landesbauernrat anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums des Steirischen Bauernbundes umrahmt. Der nächste große Auftritt erfolgt am ersten Juli-Wochenende beim ORF-Gipfeltreffen in Ramsau am Dachstein.
Der Name des Viergesangs nimmt Bezug auf den Vulgonamen des auf fast 1000 Meter Seehöhe gelegenen Bauernhofs in der ehemaligen Gemeinde Winklern bei Oberwölz. „Vulgo Perstl im Moos“ steht auf der NL-Vulgonamentafel, darunter hängt die „Bio Austria“-Tafel. „Als Bioheumilchbetrieb leiden wir derzeit unter dem vielen Regen, denn bis dato konnten wir erst einen Teil des ersten Schnittes mähen“, sagt Johanna Leitner, die in der Öffentlichkeit auch als Gemeindebäuerin und stellvertretende Bezirksbäuerin tätig war.
Zur Person
Johanna Leitner (52) wohnt in Hinteregg 76, 8832 Oberwölz. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Der Bauerhof wird als Biobetrieb mit 22 Milchkühen, 23 Hektar Grünland, 45 Hektar Wald und 17 Hektar Extensivfläche geführt. Sie ist Sängerin im Perstl Viergesang und im Kirchenchor Oberwölz, Stadtführerin und Kursleiterin (Autogenes Training, Mentaltraining). Kontakt: leitner.perstl@aon.at
1 kommentieren
Brauchtum leben ist sehr wertvoll und soll belohnt werden!